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8.2 Rationalitätskriterien im Geltungskontext des Geschäftsprozesses Einkauf von Bauleistungen

Die Frage, welchen Sinn Mitarbeiter in Unternehmen ihrem Handeln zuschreiben, ist verortet im oben entwickelten Organisationsverständnis (vgl. Abschnitt 2.2.1). Dort wurden Organisationen als historisch-spezifische Gebilde definiert, die Sinnzuschnitte zur Erreichung ihrer Ziele bereitstellen (vgl. Pohlmann und Markova 2011). Das Unternehmen EFS ist eine Wirtschaftsorganisation. Gewinn ist ein „Grundmotiv der Wirtschaft“, d.h. „[d]as Ökonomische verfügt hier über einen eigenen Wert […]“ (Schwinn 2001: 191). Es ist also zu erwarten, dass sich soziales Handeln vornehmlich an der ökonomischen Leitidee Wirtschaftlichkeit ausrichtet. Die empirische Frage der Wirkmächtigkeit des WerteManagementSystemsZfW auf der Handlungsebene tritt nach diesem Verständnis nicht hinter die ökonomische Leitidee zurück, sondern fragt vielmehr danach, inwiefern sich die mit dem unternehmensethischen Managementkonzept verbundene Leitidee der Integrität, neben der dominanten ökonomischen Leitidee, behaupten kann (vgl. Staffhorst 2010: 156ff).

In Anlehnung an die Institutionentheorie von Lepsius wurde die Frage der Wirkmächtigkeit des WMS in Unternehmen konkretisiert als Frage nach dem Geltungsgrad ihrer Leitidee in spezifischen Handlungskontexten (vgl. Abschnitt 4.4). Für die empirische Analyse wesentlich ist die Annahme, dass sich soziales Handeln dabei nicht direkt an der Leitidee, sondern an Rationalitätskriterien ausrichtet. Rationalitätskriterien konkretisieren eine Leitidee in Form von Handlungsmaximen, die Verhalten im spezifischen Kontext rational erscheinen lassen (vgl. Lepsius 1995; 1996). Diese Handlungsmaxime werden im vorliegenden Abschnitt über Deutungen der Mitarbeiter rekonstruiert. Begründet ist dies in der handlungstheoretischen Annahme, dass soziales Handeln in diesem Organisationskontext typischen Deutungen unterliegt (vgl. Abschnitt 4.5.2), die als Ordnungsregeln Handlungsrelevanz entfalten.

Im ersten Schritt wird dazu zunächst der Geschäftsprozess „Einkauf von Bauleistungen“ als alltagspraktischer Sinnzuschnitt aus den Äußerungen der Befragten rekonstruiert (vgl. 8.2.1). Über die Äußerungen zu Aufgaben und Zielen des Baueinkaufs sowie der Rekonstruktion von Entscheidungsbegründungen im Vergabeprozess werden darauffolgend die darin geltenden Ordnungsregeln herausgearbeitet (vgl. 8.2.2, 8.2.3).

 
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