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Die Wirkmächtigkeit unternehmensethischer Managementkonzepte
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7.5.2 LegitimationsstrukturenLegitimationsstrukturen wurden strukturationstheoretisch beschrieben als bedingende Momente, die soziales Handeln durch Normsetzung ermöglichen bzw. beschränken (vgl. Abschnitt 4.3.1). Soziales Handeln wird demnach unter begründeter Bezugnahme auf geltende Normen legitimiert. In der Erörterung der mit dem WMS verbundenen Machtstrukturen wurde bereits auf den Normenkanon der Verhaltensprinzipien als Repräsentationsform des WMS Bezug genommen. Diese Prinzipien repräsentieren die zentralen Legitimationsstrukturen des WMS. Die Analyse der Dokumente zum WMS verdeutlichte, dass die Verhaltensprinzipien[1] in wortgleicher Kontinuität in unterschiedlichen Kommunikationszusammenhängen dokumentiert sind. Auf sie wird als wichtigste Referenz des WMS, mit unternehmensweitem Geltungsanspruch, Bezug genommen (vgl. 7.3.2 und 7.3.3). Diese Bezugnahme wird in Rahmen von Schulungen und Information (Intranet, Mitarbeiterzeitung, Marketingpräsent „Kaffeeuntersetzer“ und Internet) stetig erneuert. Das Wissen um die Verhaltensprinzipien und ihre Interpretation[2] erscheint als Reproduktion dieser Regelstruktur im Sinne der von Giddens beschriebenen Einsichtsfähigkeit (vgl. Abschnitt 4.3.2). Die Reflexion der Wirkungsannahme durch FA, als operativ verantwortlichen WMS Mitarbeiter, bestärken diesen Eindruck: „Früher sind die Leute gegangen +++ i' mein: früher wurde auch jemand gefragt. Ja? Als ich vor zehn Jahren eingeladen wurde +++ ein, eine incentive Reise an den Tegernsee zu machen mit && (Kundenname) und 'ner Unternehmensberatung, mussten wir auch unseren Direktor fragen. Und vielleicht hat der auch 'nen Vorstand +++ n' wohl is das in Ordnung. +++ Da hat sicher einer auch genickt und so weiter. Aber es gab nicht die Institution des Wertemanagements +++ um das +++ zu checken. +++ Ja? +++“ (FA1: 352-358) FA begründet die Relevanz des WMS in der Tatsache seiner Existenz in der bei EFS legitimierten und machtstrukturell abgesicherten Repräsentationsform. Kontrastierend mit der Praxis vor Einführung des WMS stellt FA fest, dass Mitarbeiter sich heute im Vorfeld von Entscheidungen an die WMS Verantwortlichen wenden um abzusichern, dass sie im Einklang mit dem Normenkanon des WMS sind. Diese Bezugnahmen auf das WMS als Normenkanon thematisieren die verantwortlichen WMS Leiter FN und FA sowie die Ombudsperson mehrfach in den Interviews[3], in den Äußerungen der Befragten ist das WMS außerdem als Kommunikation über Regelverstöße repräsentiert. Zusammenfassend kann das WMS im Unternehmen EFS als unternehmensweit geltender Normenkanon beschrieben werden, auf den Mitarbeiter bei WMS spezifischen Fragen zur Rechtmäßigkeit, Loyalität und Angemessenheit von Geschenken und Zuwendungen Bezug nehmen. Der Normenkanon kann damit als strukturell verankert sowie repräsentiert im Wissen der Mitarbeiter beschrieben werden und birgt damit die Chance, dass Mitarbeiter ihr Handeln tatsächlich daran orientieren.
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