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Die Wirkmächtigkeit unternehmensethischer Managementkonzepte
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7.3 Formalstrukturelle Repräsentation des WerteManagementSystemsZfWDie Rekonstruktion der formalstrukturellen Repräsentation des WMS im Unternehmen EFS erfolgt über eine Dokumentenanalyse. Alle im Rahmen der Feldphase zugänglichen Dokumente im Unternehmen wurden in ihrer Bezugnahme zum WMS gesichtet und als Sampling zusammengestellt (siehe Anlage 3 im Anhang). Die Dokumentenanalyse ist in drei Schritte gegliedert. Zunächst werden die Dokumente daraufhin befragt, welche WMS-Ziele darin thematisiert sind. Diese Perspektive betrachtet die Frage welche Erwartungsadressierung mit dem WMS auf der Ebene formalstruktureller Repräsentation dokumentiert wird (vgl. 7.3.1). Im zweiten Schritt werden die umgesetzten Maßnahmen rekonstruiert. Dahinter steht die Frage, wie das WMS in der Organisation repräsentiert ist, d.h. wie das WMS im Unternehmen EFS als Phänomen beschreibbar ist (vgl. 7.3.2). Anschließend wird die Verankerung des WMS in Richtlinien des Unternehmens nachvollzogen. Dahinter steht die Frage, in welchem Grad der Konkretisierung das WMS in legitimierte Richtlinien eingearbeitet wurde und welche Geltungsbezüge diese aufweisen (vgl. 7.3.3). 7.3.1 Entwicklung einer Wertekultur und Schutz von Unternehmen und Mitarbeitern vor dolosen HandlungenIn Dokumenten wird das WMS als Managementkonzept zur Sicherstellung integrer Geschäftsprozesse, ursprünglich mit starker Betonung auf Korruptionsrisiken im Rahmen der geplanten Bautätigkeiten, gerahmt. Darüber hinaus wird es thematisiert mit Bezug zu Geschäftstätigkeiten im Ausland und schließlich ohne spezifische Kontextualisierung zum Schutz von Unternehmen und Mitarbeitern im Geltungsbereich des gesamten Unternehmens. Neben dieser zweckrationalen Orientierung ist auch die Stärkung einer werteorientierten Unternehmenskultur als explizites Ziel dokumentiert. Diese Zielsetzung wird zehn Jahre später erweitert. Wertemanagement und Compliance werden in einem integrierten Managementsystem zusammengeführt. Orientiert an internationalen Konventionen[1] thematisieren die Verhaltenskodizes für Mitarbeiter und Lieferanten Arbeitsbedingungen, Compliance sowie Menschenrechte[2]. Die Thematisierung des WMS zur Entwicklung einer Wertekultur im Unternehmen erfolgt in den Dokumenten typischerweise mit Verweis auf die EFS Unternehmenswerte[3]. Im Rahmen mehrerer Präsentationen zu Informations- und Schulungszwecken sowie dem Informationstext zum elektronischen Hinweisgebersystem im Intranet dokumentiert sich zum einen eine wortgleiche Zielbeschreibung. Das WMS wird dort aufgefasst als Instrument, das ergänzend zu formalen Vorschriften und Gesetzen sozial erwünschtes Handeln im Sinne der gemeinsam geteilten Unternehmenskultur fördern soll[4]. Der Zielbeschreibung voroder nachgelagert folgt in den Präsentationen zum anderen der Verweis auf die EFS Unternehmenswerte als Grundlage der Wertekultur. In wortgleicher Weise wird diese Orientierung jeweils als Wertemanagement Ansatz durch Leitfragen konkretisiert[5]. Die Zielbeschreibung nimmt keinen Bezug zu ökonomisch rationalen oder im Feld des Unternehmens als üblich bezeichneten Kriterien oder übergeordneten Zielsetzungen, sondern wird ohne weitere Bezugnahme formuliert: „Das Wertemanagement zielt auf die Stärkung der Unternehmenskultur sowie auf die Stärkung der eigenverantwortlichen Entscheidungs- und Handlungskompetenz.“ (D 1.2: 7) Diese offene Thematisierung kann als Hinweis einer wertrationalen Adressierung des WMS aufgefasst werden. Weitere Textstellen stützen diese Annahme. In den Verhaltensprinzipien[6] ist die Werteorientierung als Appell des Vorstandsvorsitzenden formuliert, der die Unterstützung des WMS als wertebezogenen Grundsatz einfordert. In Informations- und Schulungsdokumenten ist diese Bezugnahme als Stellungnahme erkennbar, d.h. die Zielsetzung des WMS als Instrument zur Förderung einer Wertekultur wird ohne weiteres Hinzuziehen von Gründen festgestellt[7]. Das WMS repräsentiert sich darüber hinaus als Managementkonzept mit der Zielsetzung „Schutz des Unternehmens und der in ihr tätigen Mitarbeiter vor wirtschaftlich schädigendem Verhalten“ (D 1.2: 1). Diese Thematisierung erfolgt in den zentralen Informations- und Schulungsdokumenten sowie in Richtlinien[8]. Vorangestellt oder nachgelagert ist meist die inhaltliche Konkretisierung der Korruptionsprävention. Durch die verallgemeinerte Normierung und die Bezugnahme auf das Unternehmen insgesamt wird die korruptionspräventive Zielsetzung in den Geltungskontext der Gesamtorganisation gestellt und ist damit nicht nur ein spezifisches Problem von Einkaufsoder Vertriebsprozessen. In formalen Dokumenten des Unternehmens EFS ist das WMS zusammenfassend repräsentiert durch zwei organisationsbezogene Ziele: Schutz des Unternehmens, spezifischer Geschäftsfelder und Mitarbeiter vor dolosen Handlungen sowie die Entwicklung einer Wertekultur.
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