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7.1 Themensetzungsanalyse zu Zielen und Maßnahmen des WerteManagementSystemsZfW

Die Repräsentation des WMS im Unternehmen EFS wird durch zwei sich ergänzende Perspektiven erörtert. Zum einen werden die damit verbundenen Ziele und die WMS typischen Maßnahmen in ihrer Thematisierung in Dokumenten des Unternehmens nachvollzogen. Eine erste Annährung erfolgt in einer Durchsicht von Dokumenten und Interviews im Rahmen einer Themensetzungsanalyse.

Diese Analyse der in den Dokumenten thematisierten Ziele und Maßnahmen vermittelt einen ersten Eindruck über die strukturelle Verankerung des untersuchten unternehmensethischen Managementkonzepts im Unternehmen. [1] Vier Themen werden in Dokumenten zur Zielsetzung des WMS erkennbar. Das WMS wird am häufigsten mit dem Ziel der Entwicklung einer Wertekultur im Unternehmen sowie des Schutzes von Unternehmen und Mitarbeitern vor dolosen Handlungen thematisiert (16). Deutlich seltener ist die Thematisierung des WMS mit konkreter Bezugnahme als korruptionspräventive Maßnahme bei Bautätigkeiten (9) und nur einmal im Material mit explizitem Bezug zu Auslandsaktivitäten erkennbar. In der nachfolgenden Tabelle ist das Themencluster zusammengefasst:

Themencluster II.1:

Thematisierung der WMS Zielsetzung in Dokumenten

Anzahl der Dokumente

Anzahl der Thematisierung insgesamt

Entwicklung einer Wertekultur

12

16

Schutz von Unternehmen und Mitarbeitern vor dolosen Handlungen

12

16

Korruptionsprävention bei Bautätigkeiten

5

9

Korruptionsprävention im Auslandsgeschäft

1

1

Tabelle 6: Themencluster II.1 WMS Ziele, thematisiert in offiziellen Dokumenten

Quelle: Eigene Darstellung

Der Frage auf welche Weise, vermittelt durch das Managementkonzept WMS, die benannten Ziele erreicht werden sollen, nähert sich eine zweite Durchsicht der Dokumente an. Das Themencluster II.2 zeigt durch welche Maßnahmen das WMS in seiner Repräsentationsform als Managementkonzept in den Dokumenten thematisiert wird:

Themencluster II.2:

Thematisierung von WMS Maßnahmen in Dokumenten

Anzahl der Dokumente

Anzahl der Thematisierung insgesamt

WMS sind Verhaltensprinzipien

16

26

WMS ist Kommunikation

10

18

WMS ist Schulung

5

13

WMS ist Führungsaufgabe

1

2

WMS ist Organisation

1

1

Tabelle 7: Themencluster II.2 WMS Maßnahmen, thematisiert in offiziellen Dokumenten

Quelle: Eigene Darstellung

Thematisiert wird das WMS am häufigsten im Sinne von Verhaltensprinzipien (26), danach als Kommunikation (18) sowie Schulungsmaßnahmen (13). Selten sind Thematisierungen, die das WMS mit Führung und Organisation verbinden.

Die Durchsicht der Interviews der Befragten im Unternehmen EFS ergänzt diese strukturelle Sicht um die Perspektive, inwieweit die strukturell repräsentierten Ziele und Maßnahmen des WMS mit den Wahrnehmungen der Mitarbeiter übereinstimmen. Themencluster II.3 fasst die von den Befragten thematisierten WMS-Ziele zusammen:

Themencluster II.3:

Wahrnehmung der WMS-Ziele bei EFS durch Befragte

Thema in Interviews

Anzahl der Sequenzen insgesamt

WMS zur Prävention doloser Handlungen

7

13

WMS verkörpert Werte im Unternehmen

7

9

WMS zum Schutz von EFS u. Mitarbeitern

4

9

WMS als Führungsinstrument

3

6

Tabelle 8: Themencluster II.3 Wahrgenommene Zielsetzung des WMS bei EFS Mitarbeitern

Quelle: Eigene Darstellung

Die Ziele, die in Dokumenten thematisiert wurden, dokumentieren sich ebenfalls in den Äußerungen der Befragten in Interviews, allerdings mit einer etwas anderen Verteilung. Am häufigsten thematisieren die Befragten das WMS als Instrument zur Prävention doloser Handlungen (13) und im Sinne einer Verkörperung von Werten im Unternehmen (9) sowie zum Schutz von Unternehmen und Mitarbeitern (9). Einige Befragte rahmen das WMS darüber hinaus als Führungsinstrument (6). Die Thematisierung der von den Mitarbeitern wahrgenommenen WMS-Maßnahmen, zeigt abschließend das Themencluster II.4:

Themencluster II.4:

Wahrnehmung der WMS-Maßnahmen bei EFS durch Befragte

Thema in Interviews

Anzahl der Sequenzen insgesamt

WMS als Kommunikation und Schulung

12

57

WMS als Führung

9

27

WMS als Organisation

4

9

WMS als Prinzipien/Normen

6

8

WMS als Vernetzung extern

4

4

Tabelle 9: Themencluster II. 4 Wahrgenommene Maßnahmen des WMS bei EFS Mitarbeitern

Quelle: Eigene Darstellung

In den Äußerungen der Befragten dokumentieren sich Maßnahmen als WMS spezifisch, die sich auch in Dokumenten des Unternehmens als solche repräsentieren. Betrachtet man jedoch die Häufigkeit der expliziten Thematisierung im Vergleich, so scheint die Wahrnehmung von Maßnahmen als WMS Erscheinungsform in den Äußerungen der Befragten deutlich anders zu sein. Während in den Dokumenten das WMS am häufigsten im Sinne von Verhaltensprinzipien thematisiert wurde, werden Prinzipien und Normen in den Äußerungen der Befragten nur am fünfthäufigsten explizit thematisiert. Am häufigsten wird WMS als Kommunikation und Schulung thematisiert (57), gefolgt von Führung (27). Die Rahmung des WMS im Sinne von Organisation (9) und als Prinzipien bzw. Normen (8) ist ähnlich verteilt, einige thematisieren das WMS schließlich als externe Vernetzung (4). Obgleich das WMS in nur acht Fällen explizit als Verhaltensprinzipen bzw. –normen im Material thematisiert wurde, ist es im Material jedoch als grundlegende Erscheinungsform dokumentiert, auf die die übrigen Formen implizit Bezug nehmen.

Eine dokumentarische Analyse der identifizierten Themen in Dokumenten und Interviews wird Aufschluss darüber geben, wie das WMS in Struktur- und Handlungsmomenten im Unternehmen EFS repräsentiert ist. Einführend wird jedoch zunächst im folgenden Abschnitt das im Rahmen der Einzelfallstudie untersuchte Unternehmen EFS vorgestellt und die Implementierungsschritte des WerteManagementSystemsZfW nachvollzogen.

  • [1] Die Durchsicht ist nicht als repräsentative Themendarstellung zu verstehen, sondern als qualitative Annäherung an formalstrukturelle Repräsentationsformen des WMS im Unternehmen. Vor allem die Präsentationsdokumente weisen Wiederholungen auf. Wenn sie im Sinne von Zitaten verwendet, also in jeweils andere Informationskontexte eingebettet wurden, wurden sie zur Verdeutlichung der Häufigkeit und Verteilung in die Übersicht mit aufgenommen. Grundlegend dafür ist die Überlegung, dass ein wiederholtes Zitieren gleicher Aussagen in unterschiedlichen Kontexten als Ausdruck der Relevanz des Themas im betrachteten Feld gedeutet werden kann.
 
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