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Die Wirkmächtigkeit unternehmensethischer Managementkonzepte
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6.4.1 Unternehmensethik als ökonomisch rationale UnternehmensstrategieDen Äußerungen dieser Gruppe ist gemeinsam, dass die Begründungsstrukturen auf organisatorische Logiken Bezug nehmen. Die Sicherung des Unternehmens als Ganzes sowie der Schutz der Mitarbeiter als Teil der Unternehmen wird als Zielsetzung von Ethik und Compliancekonzepten thematisiert. Die Sinnbezüge dieser Äußerungen adressieren das Ordnungsproblem ökonomischer Stabilität. Ethik und Compliance wird in diesem Kontext als Orientierungsmuster zur Renditeoptimierung gedeutet und folgt damit ökonomischen Prinzipien. Die Leitidee ökonomischer Zweck-Mittel Orientierung variiert in ihrer Konkretisierung in Bezug zur wahrgenommenen Trägergruppe. Ethik „rechnet sich“: Absicherung ökonomischer Risiken Trägergruppen mit unmittelbarem Unternehmensbezug werden als Adressaten wahrgenommen, die Unternehmensethik als Leistungskriterium, äquivalent zu anderen ökonomischen Kriterien, erwarten: Im Business-toBusiness Geschäft erwarteten Unternehmen Complianceoder Wertemanagementkonzepte im Rahmen von Präqualifikation, Wirtschaftsprüfer hätten Verfahren zur Prüfung guter Compliance entwickelt und führten sie durch, Anleger würden Nachhaltigkeits- und Compliancesysteme bei ihrer Investitionsentscheidung zunehmend beachten. Die Motivlage dieser Erwartungsadressierung deuten die Befragten in einer unternehmerischen Binnenlogik der Risikoabsicherung. Compliance- und Wertemanagementsysteme werden als notwendige Maßnahmen zur Korruptionsprävention bzw. zur Absicherung des Risikos unlauteren Handelns Einzelner gedeutet: Sie stellen Richtlinien und Prüfkriterien zur Absicherung legaler Geschäftspraktiken bereit. Korruptive Handlungsorientierungen werden von den Befragten dabei nicht ausschließlich als individuelles Tugendproblem gerahmt, sondern ebenso als organisationsbezogen-erwünschtes Handeln, das aufgrund sich verändernder gesetzlicher Rahmenbedingungen zur illegalen Praxis werden kann. Ethik- und Compliancekonzepte werden in diesen Äußerungen zusammenfassend als ökonomisch rationale Entscheidung zur Erwiderung der Erwartungen unternehmensbezogener Trägergruppen gerahmt: Ethik „rechnet sich“ (VD: 689) als Strategie oder Sozialtechnologie zur Risikoabsicherung (Antikorruption) unmittelbar. „Reputation bewahren“: Ethik als ökonomisch notwendiges Etikett In den Äußerungen der Befragten dokumentiert sich die Leitidee von Unternehmensethik als ökonomisch rationale Strategie auch in Bezugnahme auf wahrgenommene Erwartungsadressierung von Trägergruppen, die einen nur mittelbaren Bezug zu Unternehmensprozessen haben. Auch hier wird der Schutz des Unternehmens als Ziel von Ethik- und Compliancekonzepten genannt. Die Aufwände zur Umsetzung im Unternehmen werden mit der honorierten Sichtbarkeit (Etikett) durch die Trägergruppen mit mittelbarem Bezug begründet: Positiv-wertschätzende Berichterstattung durch die Presse, Einladung von Interessengruppen als Experte für Compliance oder Wertemanagement, Deutung von Marktvorteilen gegenüber Mitbewerbern ohne (sichtbare) Ethikoder Complianceorientierung. In Bezug zu den Trägergruppen, die einen nur mittelbaren und beobachtenden Bezug zu Unternehmensprozessen aufweisen, werden diese Konzepte „im Sinne von die Reputation bewahren“ (FN: 419f) ebenfalls als ökonomisch rationale Entscheidung thematisiert. |
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