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Die Wirkmächtigkeit unternehmensethischer Managementkonzepte
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4 Theoretische Grundlagen„Das Studium des Alltagslebens ist für die Analyse der Reproduktion institutionalisierter Praktiken unerlässlich.“ (Giddens 1997: 336) In den einleitenden Kapiteln wurde das Forschungsinteresse an der Wirkmächtigkeit unternehmensethischer Managementkonzepte präzisiert. Es wurde eine soziologische Perspektive erörtert, die ergründen will, wie deren aktuelle Prominenz zu erklären ist und welche handlungspraktischen Folgen sie in Unternehmen erreichen können. Aufgrund der beobachteten wirtschafts- und unternehmensethischen Diskussion sowie öffentlichen Skandalisierung korruptiver Praktiken wurde die These entwickelt, dass es sich bei der angenommenen Erwartungsadressierung um ein gesellschaftlich begründetes Phänomen handelt, d.h. Unternehmen sehen sich diesen Adressierungen systematisch ausgesetzt. Dem damit entstehenden Legitimationsanforderungen suchen Unternehmen – so die These weiter – mit Strategien wie unternehmensethischen Managementkonzepten zu begegnen (vgl. Abschnitt 2.1.3). Zusammenfassend geht die vorliegende Arbeit davon aus, dass die Fragestellung welche Wirkmächtigkeit das untersuchte unternehmensethische Managementkonzept im organisationalen Kontext entfaltet, aus einer gesellschaftstheoretischen Perspektive heraus erörtert werden muss. Diese Perspektive liegt in der Annahme begründet, dass das Phänomen drei interdependente Ebenen berührt: Akteursbezogene Erwartungsadressierungen gründen stets in Wertvorstellungen (Makroebene), die wiederum institutionell vermittelt werden, sich im vorliegenden Fall auf der organisationalen Ebene manifestieren (Mesoebene) und sich erst dadurch als Orientierungs- und Handlungsmuster niederschlagen können (Mikroebene). Im vorangegangenen Kapitel wurden drei Forschungsfelder diskutiert (vgl. Kapitel 3) und jeweils erste Implikationen für die weitere Analyse formuliert, die es nun theoretisch zu begründen gilt. In einer gesellschaftstheoretischen Perspektive interessiert zunächst die Frage, wie die Annahme einer Adressierung nicht ökonomischer Erwartungen an Unternehmen begrifflich präzisiert und als Problem sozialer Ordnung makrotheoretisch gerahmt werden kann (vgl. 4.1). Die Erörterung wird zeigen, dass die programmatische Zielsetzung des untersuchten unternehmensethischen Managementkonzepts als organisationale Erwiderung auf ein gesellschaftlich begründetes Ordnungsproblem aufgefasst werden kann. Um das zu präzisieren, wird im Anschluss daran in ein Verständnis eingeführt, das diese Annahmen organisationstheoretisch konkretisiert (vgl. 4.2). Um eine begriffliche Basis zur Analyse unternehmensethischer Managementkonzepte in Organisationen zu legen, die dem gesellschaftstheoretischen Verständnis gerecht wird, folgt eine strukturationstheoretische Einführung (vgl. 4.3). Sie leitet die Organisationsanalyse auf der Mesoebene an und gibt Aufschluss über die organisatorischen Bedingungen einer handlungspraktischen Wirkungsmacht unternehmensethischer Leitideen. Die Analyse und Beurteilung der empirischen Frage von Handlungsorientierung in Organisationen erfordert des Weiteren ein Verständnis ihrer institutionellen Voraussetzungen (vgl. 4.4). Die Frage, wie Handlungspraxis und Handlungsorientierungen forschungspraktisch rekonstruiert werden können, klärt abschließend die handlungstheoretische Grundlegung der Arbeit (vgl. 4.5) Die Erörterung der ausgewählten Theorien folgt dem Ziel, das untersuchte Phänomen zu verorten und ein theoriegeleitetes Forschungsprogramm für die weitere Analyse und Diskussion zu entwickeln (vgl. 4.6). Da das zu untersuchende Phänomen meines Erachtens nach nur in einer umfassenden Sicht thematisiert und analysiert werden kann sind die fünf Perspektiven notwendig. Hier soll nicht über, sondern mit diesen theoretischen Ansätzen gearbeitet werden (vgl. Schwinn 2011a: 429), d.h. sie nehmen hier den Raum ein, der zur Klärung des notwendigen Verständnisses und der Begrifflichkeiten notwendig erscheint, um sie entsprechend forschungsorientiert als analytischen Rahmen zu verwenden. |
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