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Das journalistische Interview
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GesichtsausdruckViele Gesichtsausdrücke sind universell. Freude, Trauer, Ärger, Furcht. Skepsis, Überraschung und Abscheu sind deshalb leicht zu entziffern. Aber leider sind sie im Groben (z.B. Lachen oder weit aufgerissene Augen) auch leicht zu kontrollieren und somit zum Manipulieren geeignet. Es wäre für Interviewende von ungeheurem Vorteil, wenn sie das von Paul Ekman entwickelte „Facial Action Coding System“ (FACS) anwenden könnten, das sich der Interpretation von Mikro-Expressionen, „dem nonverbalen Durchsickern der wahren Gefühle einer Person...“ widmet (Ekman 2010: 296). Zu dem, was wir nicht beeinflussen können, gehören auch unsere Pupillensignale. Wenn wir erregt sind, erweitern sich die Pupillen, bei Missfallen verkleinern sie sich. Große Pupillen lösen beim Gegenüber Sympathie aus. Wenn sich die Augen vergrößern, meist weil etwas Ungewöhnliches, nicht Erwartetes passiert, bedeutet dies, dass mehr Informationen gewünscht werden. Verkleinern sich die Augen, werden sie schmaler, signalisiert das eher den Wunsch nach Einengung, nach Details. Wenn jemand nicht präzise antworten will oder kann, wandern seine Augen oft zur Seite, um einer Konfrontation auszuweichen. Senkt sich der Blick gar, wird dies als Unterwerfungssignal aufgefasst, jedenfalls im westlichen Kulturkreis. Schließen sich die Augen, begleitet von einem Nicken, ist es ein sicheres Zeichen dafür, dass nicht mehr Information aufgenommen werden kann – oder will, falls sie zu unangenehm sind. Wir alle kennen das: vor Staunen geht uns der Mund auf. Die vielen neuen Informationen wollen zu uns genommen werden. Die Zunge lugt hervor, wenn wir etwas loswerden wollen, das verirrte Haar, die unangenehme Frage, auch als vorbereitendes Zeichen für ein Gegenargument. Das vollständige Lecken der Lippen signalisiert – na klar – Genuss. Zusammengepresste Lippen wollen nichts aufnehmen – die nachfolgende Zurückweisung ist nicht überraschend. Ein Lächeln kann zweierlei bedeuten: freundliches Gespräch, Zuneigung, aber auch Ironie, wenn es mit anderen Elementen, etwa hochgezogenen Augenbrauen kombiniert wird. HandbewegungenZum Illustrieren und Verstärken des Gesprochenen werden häufig die Hände unterstützend eingesetzt. Wenn uns jemand etwa in einer Interviewsituation täuschen will, macht er in der Regel weniger illustrative Bewegungen: „weniger“ lässt sich natürlich nur feststellen, wenn wir z.B. im Vorgespräch die „normale“ Frequenz wahrgenommen haben. Dagegen nehmen die Drehungen der Hände im Gelenk, die Unsicherheit verraten („shrugs“), leicht zu. Dazu erhöht sich noch die Stimmlage. Die Handbewegungen insgesamt nehmen aber nicht zu, und auch das Reiben und Kratzen von Hand, Gesicht oder anderen Körperteilen nicht. Im Gegensatz zum Gesicht, das – wie gesagt – leichter zu kontrollieren ist, lassen Handbewegungen eher „nonverbale“ Versprecher durchsickern. |
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