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Kommunikationsmanagement von Clusterorganisationen
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Interpretation der ErgebnisseIn der Realität lassen sich verschiedene Gründe annehmen, dass Clusterorganisationen diesen Typ des Kommunikationsmanagements pflegen. Es kann sich dabei um noch junge Organisationen handeln, in denen die Strukturen erst noch aufgebaut werden, was das geringe Ausmaß an bisherigen Veränderungen des Kommunikationsmanagements ebenso erklärt wie auch das noch gering ausgeprägte strategische Kommunikationsmanagements. So mag auch noch keine eigene Stelle für das Kommunikationsmanagement existieren, weshalb die Kommunikation vom Geschäftsführer miterledigt wird. Ein weiterer Grund kann auch sein, dass die Clusterorganisation stark technisch orientiert ist und sich mehr um die Lösung bestimmter fachlicher Herausforderungen konzentriert als darauf, in einen Dialog mit inneren und äußeren Stakeholdern zu treten. Dies kann etwa der Fall bei stark forschungsbezogenen Clusterorganisationen sein, in denen universitäre und industrielle Forschung gemeinsam an der Lösung einer bestimmten Herausforderung der Forschung arbeiten. Hier ist die fehlende Dynamik bei der Veränderung des Kommunikationsmanagements in der bisherigen Lebenszeit dadurch erklärbar, dass die Kommunikation nach außen schlichtweg keine Rolle spielt und daher auch nie ein Bedarf an Veränderungen gesehen wird. Ein dritter Grund dafür, diesen Typ des Kommunikationsmanagements zu pflegen, kann schließlich auch schlicht darin liegen, dass die Organisationskultur die Rolle von Kommunikation als eher nachrangig betrachtet und entsprechend wenig Anstrengung in den Aufbau eines strategischen Kommunikationsmanagements steckt. Organisationen, die diesen Typ der Kommunikation pflegen, lassen sich daher als „Isolierte“ bezeichnen, da sie vor allem mit sich selbst beschäftigt sind und wenig mit anderen Clusterorganisationen oder der Öffentlichkeit im Austausch stehen. Fallstudie: Košice IT ValleyDie Clusterorganisation Košice IT Valley wurde 2007 gegründet und hat ihren Sitz in der Stadt Košice im Osten der Slowakei[1]. Mit rund 240.000 Einwohnern ist Košice nach Bratislava die zweitgrößte Stadt des Landes, in der erweiterten Region wohnen etwa 775.000 Menschen (vgl. Pástor et al., 2013: 404). An der östlichen Grenze der Europäischen Union gelegen ist Košice – auch im innerslowakischen Vergleich – strukturschwach und gekennzeichnet durch hohe Arbeitslosigkeit sowie unterdurchschnittliche F&E-Intensität (vgl. ebd.: 405; Sokol 2013: 1327). Die Industriestruktur der Stadt ist geprägt durch das Hüttenwesen. In den 1960ern entstanden hier die Ostslowakischen Stahlwerke (Východoslovenské železiarne (VSŽ)), die als ein kommunistisches Vorzeigeunternehmen galten und bereits vor dem Fall des Eisernen Vorhangs Kooperationen mit westlichen Hightech-Unternehmen wie Siemens oder IBM unterhielten (vgl. Pástor et al., 2013: 408). Seit dem Jahr 2000 ist das Stahlwerk im Besitz der US Steel Corporation und bis heute ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt. Durch die Existenz des Stahlwerks und die damit verbundenen wissensintensiven IT-Prozesse entstanden im Umfeld nach der Wende erste Softwareunternehmen, die Software für die Bedürfnisse der Stahlindustrie erstellten (vgl. ebd.: 408). Mit der Zeit kamen mehr und mehr Softwareunternehmen dazu. Die Softwareindustrie ist heute eine der am stärksten wachsenden Branchen der Slowakei (vgl. ebd., 2013: 401). Dies gilt besonders für die Stadt Kosisce, die das zweitgrößte Software-Cluster der Slowakei bildet (vgl. ebd.: 405). Ein rasantes Wachstum erfuhr der lokale Softwaresektor insbesondere seit Mitte der 2000er Jahre, als sich viele ausländische IT-Konzerne in Košice ansiedelten, etwa RWE IT, NESS, Microsoft oder T-Systems, u.a. auch befördert durch Steueranreize (vgl. Pástor et al. 2013: 405f.; Sokol 2013: 1330). Für diese ausländischen Unternehmen ist die Kombination aus vergleichsweise niedrigen Lohnkosten und gut ausgebildeten IT-Fachkräften vor Ort attraktiv, um insbesondere Nearshoring-Projekte hier durchzuführen (vgl. Pástor et al. 2013: 409). Das lokale Ausbildungssystem hat sich nach und nach auf diesen Bedarf eingestellt. Im Jahr 2007 wurde von der lokalen Industrie eine Clusterorganisation mit dem Namen Košice IT Valley gegründet, die als eine Plattform für Kooperation und Austausch der lokalen IT-Industrie dienen soll. Ein wesentlicher Motivator für die Gründung der als Verein organisierten Clusterorganisation war die Firma T-Systems (vgl. Sokol 2013: 1330). Ähnlich stellen es auch Pástor et al. (2013: 409f) dar: „The entrance of T-Systems in 2006 radically changed the nature of the whole ICT sector in the Košice region. This company has sparked the development of education in the ICT profesion and 'dialogue' between software industry companies, Technical University of Košice and the Košice Selfgoverning region (…)“. Initiiert von T-Systems gemeinsam mit der Technischen Universität von Košice fanden sich zehn Gründungsmitglieder zusammen, darunter sieben Unternehmen (vgl. Sokol 2013: 1331). Daran ist bemerkenswert, dass alle Unternehmen lokale Niederlassungen multinationaler Konzerne waren und alle den Schwerpunkt auf IT-Dienstleistungen hatten. Anfang 2014, rund sieben Jahre nach Gründung, hat sich die Mitgliederzahl verdreifacht und beträgt 30 Mitglieder[2]. Als Vision führt die Organisation an: „The aim is to create suitable conditions for the creation and development of ICT center of excellence in the territory of Eastern Slovakia and make socio economic environment in the region attractive especially for young people. We want to contribute to building of information and knowledge society in the region and create a communication platform between public administration, business and educational institutions, leading to acceleration of the ICT industry development in the region[3].“ Ein wichtiges Handlungsfeld von Košice IT Valley seit Beginn ist die Qualifizierung von Fachkräften, da dies einem Bedarf der Unternehmen entspricht, die für ihr expandierendes Geschäft ausreichend qualifizierten Nachwuchs benötigen (vgl. Sokol 2013: 1333ff.). Mit dem darüber hinaus formulierten Ziel – die Informationsund Wissensgesellschaft in der Ostslowakei zu realisieren – sowie dem Anklang an das Silicon Valley im Namen hat sich die Clusterorganisation hohe Ziele gesteckt. Demgegenüber stehen aber sehr geringe Ressourcen der Clusterorganisation. Es gibt in der Slowakei keine nationale Clusterpolitik, so dass die Finanzierung der Organisation aus der Region und von den Mitgliedern kommen muss (vgl. Sokol 2013: 1338f.). Dies wird jedoch in der Realität zu einer großen Herausforderung. Für Košice IT Valley arbeiten 1,5 Vollzeitkräfte. Für Kommunikation ist dabei lediglich ein Bruchteil einer Vollzeitkraft vorgesehen[4]. Dies wird von einer Mitarbeiterin neben anderen Aufgaben erledigt. Entsprechend hat Kommunikation nur einen mittleren Stellenwert und es gibt bislang keine ausformulierte Kommunikationsstrategie, wobei aber zunehmend die Relevanz einer solchen anerkannt wird. Zudem engagiert sich ein Mitglied des Boards für die Kommunikation der Clusterorganisation. Wichtigstes Ziel der Kommunikation ist die Vernetzung der Clustermitglieder untereinander. Damit korrespondiert, dass die Kommunikation über E-Mails und im direkten Kontakt sowie über Veranstaltungen und Websites die wichtigsten Instrumente der Kommunikation sind. Darüberhinausgehende Maßnahmen finden nicht statt, ebenso wenig wie eine Evaluierung der Kommunikation. Dies wird auch von den Akteuren der Clusterorganisation bedauert, aber vor allem als Ressourcenproblem verstanden: „We feel communication internal, external in cluster environment is crucial, but with lack of working force (due to missing political and financial support of Slovak government towards clusters) we are not able to focus enough time and power to do communication more systematic, even we would like to and it is needed.“ Eine besondere Herausforderung wird dabei darin gesehen, Kommunikationsbarrieren innerhalb der Mitgliedsunternehmen abzubauen, um nachhaltige Wirkung zu erzielen, da Košice IT Valley und seine Aktivitäten selbst bei den Mitarbeitern der Mitgliedsunternehmen wenig bis gar nicht bekannt ist: „We are still dealing with the fact that we have for example only one person or a small group of people that are really dedicated and informed about things happening in IT Valley from each member. But we are having the problem, especially within the large members but also the SMEs to move the information from that one person (or the small group) to all the other employees. So the information keeps getting stuck somewhere and is not moving or spreading.”
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