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Kommunikationsmanagement von Clusterorganisationen
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Theorieintegration von Neo-Institutionalismus und StrukturationstheorieZwischen der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie und der Strukturationstheorie gibt es eine große Komplementarität, die es ermöglicht, die jeweiligen Schwachpunkte der einen Theorie durch Ansätze der anderen Theorie auszugleichen. Ein Versuch der Integration beider Ansätze wurde bereits schon mehrfach vorgenommen (vgl. z.B. Barley/Tolbert 1997; Clemens/Cook 1999; Beckert 1999; Wilkesmann 2009). Als Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ansätzen lässt sich festhalten (vgl. im Folgenden Wilkesmann 2009: 156ff.): Ÿ Strukturen und Institutionen werden in beiden Theorieansätzen auf ähnliche Art und Weise verstanden (vgl. Wilkesmann 2009: 156). Ÿ Sowohl die neoinstitutionalistische Organisationstheorie als auch die Strukturationstheorie bauen auf ähnlichen theoretischen Ansätzen auf, insbesondere dem Sozialkonstruktivismus nach Berger/Luckmann (2007). Ÿ In der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie wurde die Strukturationstheorie breit rezipiert (vgl. z.B. DiMaggio/Powell 1991; Powell 1991; Friedland/Alford 1991). Dadurch hat bereits eine Amalgamierung beider Theorieansätze zu einem gewissen Teil stattgefunden. Dennoch stehen dem auch einige Unterschiede gegenüber: Ÿ Institutionen sind im Neoinstitutionalismus etwas historisch Gewachsenes und damit bis zu einem gewissen Grad etwas Vorgegebenes (vgl. Barley/Tolbert 1997: 99). Die Strukturen der Strukturationstheorie werden hingegen permanent im Handeln produziert und reproduziert und sind damit etwas Gegenwärtiges. Damit unterscheiden sich beide Ansätze von ihrem Zeithorizont und den Möglichkeiten der Wechselwirkung her. Die Strukturationstheorie geht von einer Zweidimensionalität aus, d.h. Struktur und Handeln bedingen sich gegenseitig, während der Neoinstitutionalismus ein eher eindimensionales Verständnis hat, bei dem die Institutionen das Handeln bedingen (vgl. Wilkesmann 2009: 158f.). Ÿ In der Strukturationstheorie ist der Aspekt der formalen Organisiertheit weniger ausgeprägt als in der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie (vgl. Ortmann et a. 1997; Hasse/Krücken 2005; Wilkesmann 2009: 156). Ÿ In der Strukturationstheorie wird den Akteuren zugestanden, dass sie bewusst und strategisch handeln können und dadurch auch Strukturen verändern können (vgl. Wilkesmann 2009: 159). Akteure haben eine eigene Machtund Ressourcenausstattung, was im Neoinstitutionalismus ausgeblendet wird (vgl. Cooney 2007: 689). Im Neoinstitutionalismus sind Akteure viel stärker durch Institutionen determiniert. Zwar entstehen Institutionen auch durch das Handeln von Akteuren, jedoch eher als „Beiprodukt“ des Handelns denn als bewusstes Vorhaben (vgl. DiMaggio/Powell 1991: 8). Tabelle 1 (nach Wilkesmann 2009: 157) stellt das Verständnis beider theoretischer Ansätze hinsichtlich der wesentlichen Kernbegriffe dar. Tabelle 1: Neoinstitutionalismus und Strukturationstheorie im Vergleich Quelle: Wilkesmann 2009: 157 Der Wissenssoziologe Thomas Kuhn (1967) wies darauf hin, dass Theorien dann nicht miteinander integriert werden können, wenn sich ihre Perspektive auf die Wirklichkeit gegenseitig ausschließen. Dies ist bei der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie und der Strukturationstheorie nicht der Fall. Obwohl es Unterschiede in verschiedenen Aspekten der beiden Theorien gibt, ist die Schnittmenge doch so groß, dass sie ergänzend genutzt werden können, um Fragen der Entstehung und des Wandelns von Organisationen zu erklären. Die Strukturationstheorie hilft vor allem dabei, zu erklären, wie das bewusste Handeln von Akteuren daran Anteil hat, die Strukturen bzw. Institutionen zu erzeugen aber auch zu verändern. Damit liefert die Strukturationstheorie einen Ansatz dafür, Änderungen der institutionellen Struktur zu erklären: „Sie sind insofern offen für intentionale und auf Veränderungen der institutionellen Struktur abzielende Handlungen, die den institutionalisierten Interessen institutionalisierter Akteure dienen können“ (Walgenbach/Meyer 2008: 138). Dadurch lässt sich auch die Möglichkeit strategischen Handelns mit der neoinstitutionalistischen Organisationstheorie verbinden – was nicht bedeutet, dass dieses Handeln auch zum Erfolg führt oder die Konsequenzen hat, die damit intendiert werden. Auf Clusterorganisationen bezogen lassen sich nun aus dieser Theorieintegration von neoinstitutionalistischer Organisationstheorie und Strukturationstheorie einige Implikationen ableiten: Die Struktur von Organisationen wurde neoinstitutionalistisch damit erklärt, dass sie bestimmte Umwelterwartungen erfüllen und dadurch Rationalität symbolisieren. Es gibt institutionelle Logiken, die auf ein organisationales Feld einwirken, deren Teil die Organisation ist. Dies führt zu der Herausforderung für Clusterorganisationen, genauer die an sie gestellten Erwartungen zu identifizieren, da anzunehmen ist, dass diese maßgeblich die Ziele, Rollen und Strukturen der Organisation beeinflussen. Es wurde zudem bereits deutlich, dass Clusterorganisationen den Ansprüchen vieler, sehr unterschiedlicher Umwelten genügen müssen, was möglicherweise zu Paradoxien bei der Gestaltung der Ziele, Rollen und Strukturen führen kann. Als vergleichsweise junger Organisationstyp stellt sich dabei gleichzeitig die Frage, wie weit die Institutionalisierung der Merkmale von Clusterorganisationen vorangeschritten ist und ob sich institutionelle Logiken und ein organisationales Feld für Clusterorganisationen erkennen lassen. Welche Rolle nehmen regulative, normative und kognitive Institutionen für den Organisationstyp Clusterorganisation ein? Aus strukturationstheoretischer Perspektive kommt zudem die Frage hinzu, wie die Akteure der Clusterorganisation, d.h. die Funktionsträger wie Clustermanager oder Kommunikationsmanager, innerhalb dieser Strukturen agieren, welches Selbstverständnis sie haben und an welchen Regeln sie ihr Handeln ausrichten. Auf Kommunikation bezogen heißt dies etwa, wie und mit welchen Mitteln nach dem Verständnis der handelnden Akteure in der Clusterorganisation Kommunikation dazu beiträgt, die Ziele der Organisation zu erreichen. |
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