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Kommunikationsmanagement von Clusterorganisationen
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1.2 ForschungsbeitragIn der bisherigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Clusterorganisationen ist der Status und die Rolle des Kommunikationsmanagements nur wenig beachtet worden, „die Kommunikation nach außen wird als selbstverständliche, nicht weiter zu erörternde Angelegenheit angesehen“ (Machnig/Mikfeld 2003). Entsprechend stellen auch Blasini et al. (2014: 2) fest: „the role of communicators in underpinning succesful cluster development has received almost no academic attention”. Dies ist verwunderlich, da gleichzeitig Kommunikation für die Entwicklung und den Erfolg von Clustern implizit ein hoher Stellenwert beigemessen wird, wie Blasini et al. (2014) anhand einer Auswertung der wichtigsten Clusterund Netzwerktheorien deutlich machen. So ist davon auszugehen, dass auch Clusterorganisationen nur auf Dauer erfolgreich agieren und ihre organisationelle Eigenlogik und Zweckrationalität erfüllen können, wenn es ihnen gelingt, Stakeholder aus dem öffentlichen wie dem privatwirtschaftlichen Bereich in gleicher Weise zu integrieren. Es darf angenommen werden, dass ein professionelles Kommunikationsmanagement einen wesentlichen Beitrag dazu leisten kann. Das Kommunikationsmanagement muss vielfältigen Ansprüchen durch interne und externe Stakeholder mit ebenfalls sehr unterschiedlichen Kommunikationsinteressen gerecht werden, die sich zudem im Laufe des Lebenszyklus einer Clusterorganisation verschieben können. Daher bezeichnet Zerfaß „die Entwicklung erfolgreicher Kommunikationsstrategien eines der drängendsten Probleme für Netzwerkorganisationen“ (Zerfaß 2004: 410). Die Untersuchung des Kommunikationsmanagements von Clusterorganisationen und wird damit zu einem Forschungsdesiderat mit großem Potential. Hier schließt die vorliegende Arbeit eine Lücke. Die Fragestellung dieser Arbeit ist im Bereich der Organisationskommunikation angesiedelt: Der gesteuerte Kommunikationsprozess nach innen und außen wird für den Organisationstyp der Clusterorganisation untersucht. Aus Sicht der Forschung ist die Organisationskommunikation von Clusterorganisationen weitgehend unbehandelt. Es existieren keine umfassenden theoretischen Modelle, mit denen sich die Organisationskommunikation von Clusterorganisationen einordnen und in Beziehung zur Kommunikation anderer Organisationsformen setzen ließe. Es besteht auch wenig Klarheit darüber, in welcher Form in Clusterorganisationen tatsächlich Kommunikation strategisch betrieben wird und welche Ausprägungen diese annimmt. Ohne diese Grundlagen ist es kaum möglich, fundierte strategische Konzepte und operativen Maßnahmen zu entwickeln, mit denen Clusterorganisationen die an sie gestellten Kommunikationsherausforderungen erfolgreich meistern könnten. Daher nimmt neben der Entwicklung eines theoretischen Modells auch die Erhebung des Status Quo interner und externer Kommunikation von Clusterorganisationen eine wichtige Rolle ein, um eine empirische Basis dafür zu schaffen, Kommunikation als Erfolgsfaktor für die Verfolgung des Organisationszwecks von Clusterorganisationen zu diskutieren. Bei Clusterorganisationen handelt es sich um einen vergleichsweise jungen und dynamischen Organisationstyp, der erst seit Beginn der 1990er Jahre verstärkt aufgetreten ist. Entsprechend kann davon ausgegangen werden, dass die Professionalisierung des Kommunikationsmanagements hier noch nicht so weit fortgeschritten und entwickelt ist wie in lange etablierten Organisationsformen wie privatwirtschaftlichen Unternehmen (vgl. z.B. Zerfaß 2004; Mast 2008), öffentlicher Verwaltung (vgl. Hohn 2006) und selbst Non-ProfitOrganisationen (vgl. Voss 2007). Vielmehr befindet sich das Kommunikationsmanagement von Clusterorganisationen noch in einer Phase der Institutionalisierung, d.h. Normen und Verfahrensweisen bilden sich noch heraus (vgl. Sandhu 2009, 2012, 2013). Daher lässt sich an Clusterorganisationen auch untersuchen, wie sich die Kommunikationsfunktion in einem jungen Organisationstyp institutionalisiert. Insofern verspricht die Auseinandersetzung mit dem Kommunikationsmanagement von Clusterorganisationen auch Erkenntnisse für die übergreifende theoretische Auseinandersetzung mit Organisationskommunikation zu liefern (vgl. Röttger 2004a; Zerfaß et al. 2013). Für die Analyse des Kommunikationsmanagements von Clusterorganisationen wird es dabei zu einer Herausforderung, dass die realen Clusterorganisationen und ihr Management bislang auf sehr uneinheitliche Weise organisiert sind. Es existiert ein breites Spektrum unterschiedlicher Ansätze bei Clusterorganisationen, die von rein informellen Verbünden über Mischformen bis hin zu formalisierten mehr oder weniger professionalisierten Formen reichen, z.B. als Verein oder Stiftung (vgl. Meier zu Köcker/Buhl 2008: 38f.). Entsprechend unterschiedlich ist auch die Art und Weise, wie das Clustermanagement umgesetzt wird. Daher soll im Rahmen dieser Arbeit durch Literaturauswertung relevanter Forschungszweige zunächst ein theoretischer Referenzrahmen entwickelt werden, der die Grundlage für die Einordnung und Analyse des Kommunikationsmanagements von Clusterorganisationen bildet und auf alle Erscheinungsformen von Clusterorganisationen anwendbar ist. Ein solcher theoretischer Referenzrahmen enthält Grundannahmen über die wesentlichen Fragekomplexe, die zur Beschreibung und Modellierung des Kommunikationsmanagements von Clusterorganisationen beantwortet werden müssen und strukturiert so die empirische Untersuchung. Abschließend lässt sich die hier untersuchte Forschungsfrage folgendermaßen formulieren: F: Wie gestaltet sich die Organisationskommunikation von Clusterorganisationen? Diese Forschungsfrage lässt sich wiederum in drei Teilfragen untergliedern, die sich jeweils der theoretischen Verortung (F1), dem Status Quo (F2) und den verschiedenen möglichen Ausprägungen (F3) der Kommunikationsfunktion widmen: F1: Wie lässt sich die Organisationskommunikation von Clusterorganisationen theoretisch verorten? F2: Wie ist die Kommunikationsfunktion in Clusterorganisationen gegenwärtig institutionalisiert? F3: Welche Faktoren beeinflussen die Institutionalisierung der Organisationskommunikation von Clusterorganisationen? |
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