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4 Fazit

Das niedersächsische Ministerpräsidentenamt überlässt seinem Inhaber großzügige Freiräume und setzt gleichzeitig zahlreiche Verpflichtungen. Über zu viel Freizeit kann sich der Amtsinhaber in Niedersachsen genauso wenig beklagen wie über zu wenige Einflussmöglichkeiten. Die Vielfalt des Arbeitsalltags sowie die präsidialen Weihen machten lange den Reiz des Amtes aus. Dann aber, mit dem Machtzuwachs der Parteien und der Aussicht auf bundespolitische Würden, hat das Standing des Amtes, als i-Tüpfelchen der Karriere, bei seinen Inhabern abgenommen. Ein Rollback dieses Wandels scheint vor dem Hintergrund der zunehmenden Belastungen und Risiken in der Bundespolitik nicht ausgeschlossen, zu schön erscheint da der Amtssitz in Hannover mit seinen im Verhältnis zum Berliner Trubel übersichtlicheren Strukturen.

Gerade wegen des auffälligen Wandels im Längsschnitt der Historie des niedersächsischen Ministerpräsidentenamtes gilt: Wer für die Handhabung der Materie nach einem roten Faden, nach einem amtszeitübergreifenden Element sucht, dem bleibt nur die Erkenntnis, dass es eben die Unterschiedlichkeit ist, die politische Führung im Amt des Niedersächsischen Ministerpräsidenten ausmacht. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass alte Rollenzuschreibungen wieder Konjunktur bekommen oder neue Führungstypen entstehen. So könnte bspw. die Rolle der sozialen Medien und des Internets einen „Digital President“ hervorrufen. Zu beobachten ist jedenfalls, dass sich in Niedersachsen seit einigen Jahren in beinahe allen Pressestellen der Ministerien sowie in der Staatskanzlei Referenten mit dem Schwerpunkt „Internetkommunikation“ befinden. Die Entwicklung der Medienlandschaft jedenfalls hat wesentlich das Auftreten des Ministerpräsidenten und die Machtstrukturen des Amtes verändert. Es lässt sich festhalten, dass Ministerpräsidenten auf Facebook oder Twitter genauso souverän auftreten müssen wie im Bierzelt oder beim Empfang eines Königspaares.

Und zu guter Letzt sind Landtagswahlen in erster Linie Persönlichkeitswahlen. Aus diesem Grund muss jeder Ministerpräsident in der Lage sein, mit den Machtressourcen des Amtes so zu arbeiten, dass sich ein stimmiges Bild seiner Führungsarbeit ergibt. Die Mischung aus den persönlichen Eigenschaften, seinen politischen Inhalten und Zielen sowie den vorgestellten Amtscharakteristika ergibt das öffentliche Bild des Amtsinhabers. Jenseits unwägbarer Ereignisse wie bspw. Skandale oder Fraktionsübertritte aus persönlichen Motiven, die zur Abwahl oder zum Rücktritt des Regierungschefs führen können, muss ein Ministerpräsident den Zeitgeist, in dem er politisch führt, widerspiegeln. Präsidiale Repräsentation, landesväterliche Führung oder managerhafte Leadership sowie politische Ideen und Projekte müssen in die Zeit passen.

 
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