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Soziale Arbeit und Stadtentwicklung
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5 Zusammenfassung und AusblickZiel des vorliegenden Beitrags war es, Verbindungslinien zwischen Stadtentwicklung und Sozialplanung aufzuzeigen. Während die Stadtentwicklung ihr Augenmerk allgemein auf Städte, Regionen und Quartiere legt, fokussiert die Sozialplanung mit dem Leistungssystem der sozialen Sicherheit und der sozialen Infrastruktur allenfalls Teilaspekte des städtischen und ländlichen Raumes. Gleichwohl bilden die lokalen Lebensbedingungen den Ausgangspunkt sowohl für die Praxis der Sozialplanung als auch für die Stadtentwicklung. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass der Gegenstand des einen Handlungsfeldes oftmals einen wichtigen Orientierungspunkt für den jeweils anderen Bereich darstellt. Wenn Sozialplanung als die planvolle Ausgestaltung zukünftiger Lebensbedingungen in Form von sozialen Infrastrukturen verstanden wird, stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Stadtentwicklung dafür leistet. Eine Sozialplanung, die die soziale Infrastruktur fokussiert, fragt danach, inwieweit Stadtentwicklung die Ausgestaltung von Angeboten und Leistungen ermöglicht oder verhindert. Umgekehrt kann die Planung und Ausgestaltung der sozialen Infrastruktur als Teil einer sozial bewussten Stadtentwicklung verstanden werden. Sofern das Set von Angeboten und Massnahmen im Bereich des Sozialen das Ergebnis von Sozialplanung ist, zieht die Stadtentwicklungsforschung die Sozialplanung als Erklärung für städtische Veränderungsprozesse heran. Der Sozialplanung wird oftmals eine Wirkungskraft unterstellt, um die Situation in benachteiligten Stadtteilen verbessern zu können. Die Berücksichtigung der Sozialplanung in der Stadtentwicklung deutet auf eine sich verändernde Strategie in der Stadtentwicklung hin, demzufolge soziale Fragen in einem Planungskontext zu beantworten versucht werden. Ein Blick auf die in den 1970er Jahren bereits geführte Fachdiskussion zeigt, dass sich die Stadtentwicklung an den in der Sozialplanung damals bereits praktizierenden Beteiligungsformen orientiert. Die Beteiligungsorientierung in der Sozialplanung war nicht nur dem damaligen Wunsch in der Bevölkerung nach mehr Demokratie geschuldet. Sie war auch das Ergebnis einer in dieser Zeit sozialarbeiterisch geprägten Sozialplanung, die die Notwendigkeit von Partizipation für die Planung und Umsetzung sozialer Veränderungsprozesse erkannt hatte. Ein weiteres Ziel des vorliegenden Beitrages war es, die Potentiale der Sozialen Arbeit für planungsund entwicklungsbezogene Fragen aufzuzeigen. Neben den bereits angedeuteten Kompetenzen, beteiligungsorientierte Verfahren in der Stadtentwicklung und Sozialplanung zu gewährleisten, wurde das Knowhow der Sozialen Arbeit für die Bereiche Sozialdiagnose, Bedarfsfeststellung und Sozialfolgenabschätzung, insbesondere für raumbezogene Planungsund Entwicklungsvorhaben skizziert. Weiterhin wurde auf die Soziale Arbeit als eine an der Lebenswelt und Lebenslage orientierte Disziplin hingewiesen. Konzepte der Lebenswelt und Lebenslage erscheinen dabei als wichtige Bezugspunkte für Stadtentwicklung und Sozialplanung, gerade wenn in beiden Handlungsfeldern die Forderung eingelöst werden soll, die Menschen in den Mittelpunkt von Analysen, Planungen und Entwicklungen zu stellen. Gleichzeitig liefern Lebenswelt und Lebenslagenkonzepte wichtige Erkenntnisse für die Lösung sozialer Probleme und die Sozialfolgenabschätzung bei geplanten Stadtentwicklungsprojekten oder beabsichtigten Veränderungen in der sozialen Infrastruktur. Am Beispiel des Capability Ansatzes und der Ausrichtung von Sozialer Arbeit als Gerechtigkeitsprofession wurde abschliessend zu verdeutlichen versucht, dass Soziale Arbeit wertvolle Ansätze bzw. Anwendungen für die theoriegeleitete Zielausrichtung von Sozialplanung und "sozialer" Stadtentwicklung liefern kann. Insgesamt ist festzuhalten, dass Soziale Arbeit gefordert ist, ihre Planungskompetenzen noch stärker offenzulegen und in die Praxis der Sozialplanung und der Stadtentwicklung einzubringen. Obschon Sozialplanung und Stadtentwicklung eine Reihe von Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit bearbeitet, ist die Soziale Arbeit gegenwärtig eher selten ein Hauptakteur. Es bedarf zukünftig somit weiteren Impulsen aus der Fachdiskussion, damit die Planungsund Gestaltungspotentiale der Sozialen Arbeit zur Bearbeitung von Fragen der Stadtentwicklung und Sozialplanung genutzt werden können. |
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