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3 Quartiersmanagement und Gemeinwesenarbeit

Die Frage, wieviel GWA ein Quartiersmanagement umfasst, wird in der Literatur uneinheitlich beantwortet. Während sich für einige die Frage nicht stellt, weil sie den Begriff Gemeinwesenarbeit schon seit längerem nicht mehr verwenden, reicht sie bei ihren Vertretern von einer strikten Verneinung der Frage bis zu einer vorsichtsvollen Hoffnung. So sind etwa für Schreier (2011) die Konzepte unvereinbar:

„Es entsteht zuweilen der Eindruck, dass da, wo vielleicht einmal GWA gemeint war, aus strategisch-taktischen Gründen nun von ´QM´ die Rede ist. Quartiersmanagement ist allerdings – konträr zur GWA – eine „Top-down-Strategie“, ein Steuerungsinstrument…. entspringt neoliberaler, aktivierender Sozialpolitik.“

Andere sehen zumindest in der Annäherung zur Stadtentwicklung eine Chance:

„Inzwischen haben GWA und Stadtentwicklung sich mit ihren Ansätzen aufeinander zubewegt… Der Begriff, mit dem sich diese Annäherung zu vollziehen scheint, heißt ´Stadtteiloder Quartiermanagement´.“ (Oelschlägel 2013: 714).

Allerdings konstatiert auch Oelschlägel einen „…Enteignungsprozess… Eher formale Merkmale von GWA werden benutzt, der politische Kern, Aktivierung und Beteiligung wird vernachlässigt.“ (Oelschlägel 2004: 15). Vor allem aber dürfte sich die Praxis in den verschiedenen Programmgebieten, in Abhängigkeit von zahlreichen Faktoren, etwa der Ausgangslage im Quartier, der Profession und fachlichen Verortung der Akteure, der Ausstattung, aber auch der „politischen Rückendeckung“ (Krummacher 2007: 367) und die daraus resultierenden Handlungsspielräume ganz unterschiedlich darstellen. Und nicht vergessen werden sollte, dass sich „die GWA“ auch nicht einheitlich darstellt. Häufig ist eine Diskrepanz zwischen radikalen Konzepten und pragmatischer Praxis zu beobachten. Und neben der Nähe zu sozialen Bewegungen war GWA alleine aufgrund ihrer Finanzierung durch die öffentliche Hand immer schon auch Instrument des Sozialstaates (Vgl. Bitzan 2013: 111). Oder wie es Stövesand ausdrückt: „GWA ist nicht per se emanzipatorisch und herrschaftskritisch…“ (Stövesand 2007: 134)

Trotzdem hat Gemeinwesenarbeit Erfahrungen zu bieten, was in den Programmen der Integrierten Stadtentwicklung nützlich sein könnte; hierzu zählen vor allem die konsequente Orientierung an den Themen der Menschen, Lebensweltnähe, Erfahrung in Aktivierungs-, Beteiligungsund Vernetzungsprozessen gerade von benachteiligten Bevökerungsgruppen (Vgl u.a. Oelschlägel 2013: 716). Die Frage ist, wie gut es ihr gelingt, deutlich zu machen, welche konzeptionellen Konsequenzen aus dieser Haltung resultieren müssen, respektive wie gut sie in einzelnen Projekten die fachlich erforderlichen Freiräume sichern kann. Ob ´gute GWA´ in diesem Kontext möglich ist, wird sich wohl jeweils nur nach dem „Prinzip der lokalen Richtigkeit“ (Vgl. Oelschlägel 2011) beurteilen lassen.

 
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