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Soziale Arbeit und Stadtentwicklung
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3 Konsequenz und FazitWie auch immer sich Akteure und Akteurinnen Sozialer Arbeit in Prozessen der Stadtentwicklung positionieren, sie müssen sich bewusst sein, dass sie auf verschiedenen Ebenen immer schon an der Raumproduktion beteiligt sind. Durch jede öffentliche Problematisierung tragen sie positiv/negativ dazu bei, wie ein Platz, eine Straße, ein Stadtteil bzw. wie die Nutzer oder Bewohnerinnen wahrgenommen und erlebt werden. Durch jede professionelle Intervention (aufsuchende Jugendarbeit, Jugendräume, Begegnungsplätze, Mediation etc.) verändern sie in unterschiedlicher Weise städtische Räume. Durch fachliche Positionen im öffentlichen Diskurs arbeiten sie mit an Bildern und Idealbildern einer Stadt, eines Zusammenlebens, die als Elemente relevanter gesellschaftlicher Deutungsmuster in gewisser Weise eine Ausgangsfolie für das subjektive Erleben einer Stadt aus der jeweiligen individuellen Perspektive darstellen. Raum ist keine Zugriffsebene, über die das Soziale gleichsam endoskopisch von aussen gestaltet werden kann. Sowohl Bürger/Bürgerinnen wie auch die verschiedenen Experten/Expertinnen sind an der Herstellung von Raum beteiligt und damit auch an der Gestaltung des (städtischen) Sozialen, welches sich insbesondere über Diskurse und Leitbilder, Handlungen und professionelle Praktiken sowie Strukturen und Materialitäten konstituiert. In diesem Spannungsfeld kann Soziale Arbeit sehr wohl ihre eigenen Perspektiven einbringen, wenn sie sich reflexiv sowohl auf ihr jeweiliges Verständnis als auch auf ihre Rolle bei der Raumherstellung bezieht. Unseres Erachtens kann die Soziale Arbeit nur gewinnen, wenn sie sich explizit mit ihrer Funktion im Kontext von Stadtentwicklung auseinandersetzt. Besonders dann, wenn sie kritisch die unterschiedlichen Expertiseverständnisse im Hinblick auf Ermächtigungsoder Entmächtigungsprozesse der Stadtbewohnner, -bewohnerinnen hinterfragt und darüber ihr eigenes professionelles Selbstverständnis schärft. Nur dadurch kann sie verhindern, dass sie nicht wie manch anderes Expertensystem sozusagen unter der Hand zur Entmächtigung von Menschen beiträgt, die sie eigentlich zu mehr Autonomie und einer erweiterten Teilhabe befähigen wollte. Allerdings bleibt auch dann die Frage offen, ob wir als Bürger/Bürgerinnen die Definitionsmacht den verschiedenen Expertensystemen und damit auch der Sozialen Arbeit überlassen oder ob wir die Auseinandersetzung über die Formen des guten Zusammenlebens zurück in unser eigenes Leben und damit in die demokratische Aushandlung holen wollen. |
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