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Strategien der extremen Rechten
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Gut vernetzt – Der Kopp-Verlag und die schillernde rechte PublizistenszeneAnna Hunger Der Kopp-Verlag verlegt und vertreibt Gesundheitsratgeber, Bücher über Selbsthilfe in Krisensituationen, Verschwörungstheorien und Esoterik. "Das Hauptquartier der deutschen Spinner" betitelte 2011 das Nachrichtenportal "News.de" einen Artikel über den Verlag. "Quatsch mit brauner Soße" (Online-EG Entschwörung 2011), nannte die "AG Entschwörung", eine Antifa-Gruppe, einen Sonderdruck zu Kopp. Denn was auf einen ersten Blick aussieht wie eine Fundgrube für Anhänger von Weltverschwörung und alternativer Selbstheilung, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen auch als Plattform, mittels derer rechtspopulistische Autoren ihre Ideen publizieren und verbreiten. Im Programm hat Kopp auch bekannte Autoren wie den ehemaligen FAZ-Autor und Islamkritiker Udo Ulfkotte. Die Philosophie des KoppVerlags: "Bücher, die Ihnen die Augen öffnen". Im nachfolgenden Aufsatz soll versucht werden, einige Aspekte und Persönlichkeiten dieses weitgespannten Netzwerkes darzustellen. 1 Der Verlag und sein mediales UmfeldDer Kopp-Verlag hat seinen Sitz im baden-württembergischen Rottenburg am Neckar. Geschäftsführer und Alleininhaber des Kopp-Verlags ist Jochen Kopp, ein ehemaliger Polizist. 1994 begann er den grenzwissenschaftlichen Ufo-Kurier herauszugeben (vgl. Online-EG Entschwörung 2011: 5), der sich im Fahrwasser einer seit den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts boomenden Ufo-Welle und mit szenebekannten Autoren wie Illobrand von Ludwiger oder Erich von Däniken zu einer anerkannten Größe entwickelt hat. Zeitgleich mit dem Ufo-Kurier gründete Jochen Kopp seinen Verlag, der mittlerweile nach eigenen Angaben bis zu 3000 Büchersendungen täglich versendet. Rund 60 Mitarbeiter arbeiten für Kopp (vgl. Henning 2010). Mit wachsendem Erfolg wie es scheint. 2013 kaufte er im Rottenburger Industriegebiet 5,4 Hektar Grund (vgl. Fleischer 2012) um dort ein Lagerund Bürogebäude von 70 Metern Länge (vgl. Fleischer 2011) zu bauen. Die Philosophie des Kopp-Verlags ist, so steht es in dessen Online-Auftritt, "auf unterdrückte Informationen, Entdeckungen und Erfindungen hinzuweisen." [1] Das schließt extraterrestrische Phänomene, esoterische Lichtheilung, verschwörerische Bücher über eine gezielte Vergiftung der Menschheit durch Jod ("Die Jod-Lüge"; Braunschweig-Pauli 2003) oder krankmachende Zusätze in Deodorants ("Die Bombe unter der Achselhöhle"; Mauch 2007) mit ein. Zugleich aber auch historisch fragwürdige Publikationen wie das Buch "Deutsche Opfer – Alliierte Täter 1945" (Seidler 2013), das eine "Schreckensbilanz" alliierter Verbrechen an Deutschen präsentiert. Vorläufer von Kopps heutiger Verlags-Ausrichtung finden sich bereits im Ufo-Kurier. Dort empfahl er auf einer "Hitliste" neben Büchern wie "Die Mars-Connection" oder "Geheimsache U.F.O." unter anderem auch rechte Alien-Literatur (vgl. Gugenberger/Petri/Schweidlenka 1998: 149) [2]: 1995 stand der antisemitisch-hetzerische Verschwörungsbestseller "Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert" von Jan van Helsing, im Klarnamen Jan Udo Holey, auf der Bücherhitliste des Ufo-Kurier auf Platz 2 (vgl. Ufo-Kurier 1995: 56). Mit dieser Publikation "wurde die Esoterik zum wichtigsten zeitgenössischen Einfallstor für rechtsextreme Konzepte und Weltanschauungen", schreibt der Wiener Historiker Eduard Gugenberger in seiner Publikation "Weltverschwörungstheorien" (vgl. Gugenberger/Petri/Schweidlenka 1998: 170). Mittlerweile sind die "Geheimgesellschaften" indiziert. "Die Ausweitung von Tabuthemen, Political Correctness und Zensur in unserer Gesellschaft und den Medien soll untersucht und mit enthüllenden Büchern und Artikeln auf die Unterdrückung bedeutender Fakten und Tatsachen hingewiesen werden" [3], heißt es in Kopps Selbstdarstellung im Online-Auftritt weiter. Deshalb umgibt den Kopp-Verlag mit dem hauseigenen, achtseitigen gedruckten Monatsheft "Kopp Exklusiv" ("Profitieren Sie vom Insiderwissen der besten Enthüllungsjournalisten Deutschlands" [4]) und der Nachrichtenseite "Kopp Online" ("Informationen, die Ihnen die Augen öffnen"[5]) eine kleine Medienlandschaft, mit der seine Autorenschaft ihre verschwörungstheoretischen und teils rechtsorientierten Ideologieansätze in Magazinform und zusätzlich gut vernetzt im Internet verbreitet. Kopp Exklusiv hat eine eigene Redaktion, veröffentlicht aber auch Beiträge von Fremdautoren. In Nr. 34 wurde beispielsweise ein offener Brief von Gerda Wittuhn an Bundeskanzlerin Angela Merkel gedruckt. Wittuhn ist die Witwe des NS-Filmproduzenten Traugott Georg Wittuhn (vgl. N. N. 1951: 34). Sie war Leiterin des Arbeitskreises Marketing der ehemaligen rechtspopulistischen "Schill-Partei" und wurde 2005 als Gründungsmitglied der Bürgerbewegung "Pro Deutschland" als Beisitzerin in deren Vorstand gewählt. [6] Sie schreibt: "WARUM (Großbuchstaben im Original) verhindern Sie eine Gedenkstätte für die vielen Millionen deutscher Opfer, von denen 15 Millionen nach dem Krieg umkamen. Deutsche Opfer werden verhöhnt, indem geschichtsfälschend alle Verbrechen an ihnen als eine unmittelbare Folge der Hitlerpolitik erklärt, entschuldigt, gerechtfertigt und kleingeredet werden. […] WARUM haben sich Politiker und die gleichgeschaltete Presse eine Schweigepflicht verordnet über die von Ausländern begangenen Morde an Deutschen (mehr als 7500 laut Bundesstatistik) und über die unzähligen Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen?" (Kopp-Exklusiv 2013: 7) Für die Online-Seite "Kopp Online" gibt es gleichfalls eine Stammautorenschaft und freie Zuarbeit externer Autoren. Während sich die fragwürdige Literatur im VerlagsSortiment geschickt mit einer Menge an "normalen" Publikationen vermischt, zeigt die Online-Nachrichten-Seite den Charakter des Hauses. Artikel lesen sich beispielsweise wie folgt: "Junge Mitbürger mit Migrationshintergrund sind bundesweit ein Problem." Und weiter: "Junge Migranten verachten die Einheimischen im deutschsprachigen Raum, überfallen sie, treten ihnen vor den Kopf und erniedrigen sie." (Rütlisberger 2013) Immer wieder im Visier der Kopp-Autoren: die "Politische Korrektheit", die Medien und Bürgerschaft derart im Griff habe, dass sie sich niemand mehr traue, "die Wahrheit" zu äußern: "Haben Sie vielleicht auch Zweifel daran, dass der Euro stabiler ist als D-Mark und Schilling es je waren? Und glauben Sie tief im Innern, dass jene Milliarden, mit denen wir südliche Pleitestaaten "retten", rausgeworfenes Geld sind? Hinterfragen Sie etwa die Aussagen unserer Politiker, wonach die Kriminalität seit Jahren beständig zurückgeht? Pssst! Behalten Sie das alles besser für sich. Denn das ist mindestens ebenso schlimm, als ob Sie neben Ihrer Wohnung kein multikulturelles Asylbewerberheim für die vielen diskriminierten Roma und andere Armutsflüchtlinge haben wollen", schreibt beispielsweise Kopp-Autor Udo Ulfkotte (2013). In einer aktuellen Nachrichtenzusammenschau verlinkt "Kopp Online" aber auch auf Artikel angesehener konservativer Medien wie "Welt", "Handelsblatt" oder "FAZ". [7]
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