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Strategien der extremen Rechten
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Vorwort der Herausgeber zur zweiten AuflageDie seltene aber erfreuliche Einladung, eine zweite Auflage eines Werkes herauszugeben, beinhaltet immer ein Kompliment, das im Falle unseres 2009 erstmals erschienenen Bandes "Strategien der extremen Rechten" vor allem an die Autorinnen und Autoren geht, deren Texte wir seinerzeit sammeln und präsentieren durften. Wir wissen den überwiegend positiven Anklang, den das Buch in der Öffentlichkeit gefunden hat, umso mehr zu schätzen, weil es unser erklärtes Ziel war, mit der investierten Arbeit auch über den engeren fachwissenschaftlichen Kontext hinauszuwirken und gezielt auch Texte in den Band aufzunehmen, die beispielsweise einen Bezug zur pädagogischen, politischen und journalistischen Praxis hatten. Dieses Experiment scheint geglückt und wir hoffen, den eingeschlagenen Weg mit der vorliegenden zweiten Auflage unseres Bandes erfolgreich fortzusetzen. Gleichzeitig wollen wir uns auch für die wertvollen kritischen Hinweise bedanken, die uns zur Erstauflage des vorliegenden Werkes zugegangen sind. So wurde vor allem der gewählte Ansatz kritisiert, unter dem übergreifenden Etikett der "extremen Rechten" sowohl demokratiefeindliche als auch prinzipiell mit der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung konforme Akteure zu behandeln und letztere somit gezielt – aus politischen Motiven – ins verdächtige Zwielicht des harten politischen Extremismus zu rücken. Der Vorwurf, unter der Flagge wissenschaftlichen Objektivitätsstrebens politische Meinungsbildung betreiben zu wollen, ist zwar unzutreffend. Dennoch hat uns die Debatte auf gewisse Inkonsistenzen der gewählten Systematik aufmerksam gemacht, die wir im einleitenden Kapitel aufgreifen. Mit dieser Überarbeitung war der bestehende Aktualisierungsbedarf des Bandes allerdings keineswegs abgedeckt, was uns dazu bewogen hat, das Gesamtkonzept des Werks kritisch zu überprüfen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Denn wenngleich zentrale Probleme in der wissenschaftlichen und praktischen Auseinandersetzung mit dem Problemfeld der extremen Rechten nach wie vor dieselben sind, unterliegen die konkreten Entwicklungen innerhalb des betrachteten Spektrums einer Dynamik, die in vielen Fällen eine Aktualisierung und Neubewertung als dringend geboten erscheinen lässt. Sechs Jahre nachdem "Strategien der extremen Rechten" in erster Auflage erschienen ist, haben sich beispielsweise die Koordinaten im rechten Parteienspektrum grundlegend verschoben. Alte Akteure wie die DVU sind verschwunden und in der – zwischenzeitlich massiv strauchelnden – NPD aufgegangen. Mit der extremistisch-geprägten Partei "Die Rechte" ist ein neuer Spieler am äußersten rechten Rand hinzugetreten, während sich die so genannte "Alternative für Deutschland" mit ihren Wahlerfolgen auf Europaund Landesebene anschickt, den lange unbesetzten Platz rechts des konservativen Unionsflügels zu übernehmen. Noch dramatischer sind die notwendigen Neubewertungen mit Blick auf den Rechtsterrorismus, die sich vor allem aus den Enthüllungen um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) ergeben. Die Befunde der Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern legen es nahe, sowohl die Arbeitsweise von Polizei und Verfassungsschutzbehörden als auch die Bewertung zivilgesellschaftlichen Engagements gegen die rechte Szene auf eine neue Grundlage zu stellen. Erste Schritte wurden mit dem Regierungswechsel von 2013 angegangen. Darüber hinaus waren und sind neue Aktionsformen und Gruppierungen zu beobachten, die innerhalb und außerhalb der rechtsextremistischen Kernszene um Anhängerschaft und Aufmerksamkeit kämpfen. Die vielfältigen Veränderungen des Forschungsgegenstandes haben uns dazu bewogen, den Gesamtband einer grundlegenden Überprüfung zu unterziehen, die nahezu alle Beiträge der ersten Auflage betrifft. Mehr noch: Da einzelne Texte von der Zeit überholt wurden und kaum noch Erhellendes über die aktuellen Entwicklungen innerhalb des Spektrums preisgeben, das wir als extreme Rechte bezeichnen, haben wir uns entschieden, diese wegfallen zu lassen bzw. sie durch neue Beiträge zu ersetzen. Gerade den neu hinzugekommenen Autorinnen und Autoren möchten wir an dieser Stelle herzlich für ihre Beiträge danken. Wir hoffen, dass auch diese Auflage das – durchaus auch kritische – Interesse der Leserinnen und Leser findet. Dank gebührt auch den zahlreichen Helferinnen und Helfern, ohne deren Zuarbeit wir das Projekt nicht hätten stemmen können. Die Anerkennung dafür verdienen Beate Klein, Laura Adebahr und insbesondere Johanna Rilling, die mit unermüdlichem Fleiß an der redaktionellen Überarbeitung der Texte mitgewirkt haben. Berlin und Stuttgart im Frühjahr 2015 Alexander Geisler Stephan Braun Martin Gerster |
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