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6.2.2 Zusammenfassende Rekonstruktion der Handlungsfähigkeit

Als Grundfigur in Nazims Erzählung lässt sich der Versuch der Herstellung von Handlungsfähigkeit durch die Erfüllung von externen Erwartungen und Anforderungen identifizieren. Der Befragte ist gegenwärtig sehr eingeschränkt durch Strukturen wie den rechtlichen Bestimmungen der deutschen Asylpolitik als auch die zu erfüllenden traditionellen und familiären Erwartungen. Diese zwei sozialen Bedingungen und Prozesse können bei Nazim als derzeit dominierende Kontexte festgestellt werden. Aufgrund dieser derzeitigen Situation hofft er auf eine Verbesserung seines Lebens mit einem höheren Grad an Selbstbestimmung und Unabhängigkeit in der Zukunft (vgl. Z. 380: „Wenn das passt und dann..alles gut.“). Die in der Erzählung herausgearbeitete Strategie besteht aus dem Reagieren auf diese Erwartungen, was eine kreative Agency im Sinne von alternativen Handlungsmöglichkeiten und deren Realisierung ausschließt. Damit erscheint Nazim in seinen Handlungen sehr fremdbestimmt und mit wenig Gestaltungsund Spielraum ausgestattet.

Innerhalb seiner prekären Aufenthaltssituation versucht er, eine Arbeit bzw. einen Ausbildungsplatz zu finden, damit er eine Chance auf eine Aufenthaltserlaubnis hat. Dabei würde er gerne eine Ausbildung als Maler machen, würde aber gegebenenfalls auch direkt arbeiten, um die Bedingungen einer Bleiberechtsoption zu erfüllen. Gleichzeitig bemüht er sich die deutsche Sprache, welche Voraussetzung für eine Arbeit bzw. eine Ausbildung und damit ein Leben in Deutschland ist, zu erlernen, was ihm nach eigenen Aussagen zufolge sehr schwer fällt (vgl. Z. 75f.). Damit bringt dieser skizzierte Kontext eine Handlungsfähigkeit zutage, welche sich vor allem als Anpassung an die Gegebenheiten mit wenig Platz für eigene Wünsche und Vorstellungen, charakterisieren lässt (vgl. erste Frage bei Emirbayer und Mische [1998]).

Gegenüber seinem Vater nimmt Nazim als einziger Sohn bzw. als einziger Sohn, der mit dem Vater lebt, eine starke Erwartungshaltung wahr. Neben der bereits oben erwähnten Vorstellung des Vaters von einem Sohn, der regelmäßig zur Arbeit geht und nicht untätig zuhause sitzt (vgl. Z. 183f.), zielen die Erwartungen des Vaters vor allem auf eine traditionelle Vorstellung einer Familiengründung (vgl. Z. 151). Nazims Vater erwartet eine Heirat (vgl. Z. 218) und will „von [ihm] ein Kind sehen“ (Z. 181). Im Zusammenhang mit einer Hochzeit sieht sich Nazim neben der väterlichen Erwartung auch mit Forderungen der Familie der Braut konfrontiert. Diese fordern gemäß der Tradition einen hohen finanziellen Preis für ihre Tochter, welchen Nazims Familie nicht aufbringen kann, was dieser sehr bedauert (vgl. Z. 202f.). Nazims Vater erwartet von bzw. wünscht seinem Sohn ein besseres Leben als er selbst gerade führt, was Nazim ebenfalls unter einen gewissen Handlungsdruck stellt (vgl. Z. 148f.). [1] Auch in diesem Bereich lassen sich entlang Nazims Erzählung verschiedene Handlungspläne des Befragten zur Erfüllung dieser Erwartung erkennen: so hat er sich überlegt „eine Frau erst einmal zu finden (…) wenn [er seinen] Aufenthalt [hat]“ (Z. 212ff.). Denn damit verbunden ist, wie oben dargestellt, eine Arbeit, die es ihm möglich macht, den Brautpreis zu zahlen (vgl. Z. 214f.) als auch eine Wohnung zu mieten. Der Besitz eines Führerscheines als Ausdruck für Unabhängigkeit und Selbstständigkeit, macht es seiner Meinung nach ebenso leichter, „eine Frau (…) zu finden“ (Z. 215f.). Neben diesen zweckund zielgerichteten Handlungsentwürfen betet der Befragte zudem zu Gott, in der Hoffnung von ihm eine „Chance [zu bekommen]“ (Z. 191) eine Frau zu finden sowie insgesamt ein „besseres Leben“ führen zu können. Im Kontext der Erwartungshaltung seines Vaters lässt sich bei Nazim somit eine eher strukturreproduzierende Handlungsfähigkeit, die sich an den Vorstellungen des Vaters bzw. durch ihn übertragene Vorstellungen von einem gelungenen Leben, orientiert; anstatt alternative Handlungsmöglichkeiten zu entwerfen und zu realisieren (vgl. erste Frage bei Emirbayer und Mische [1998]).

Ein anderer Kontext stellt die Ausübung seiner Hobbies, dem Singen und Tanzen, dar, bei welchem institutionelle Strukturen, im Gegensatz zu den anderen Bereichen seines Lebens, als ermöglichend wirken (vgl. bei Berger 2008: 323: „structural opportunity“). Nazims Musiksowie Tanzgruppe bildeten sich innerhalb der Institution Romabüro der Stadt B heraus. In diesem institutionell vorgegebenen Rahmen kann Nazim seine bereits in der Vergangenheit herausgebildeten Fähigkeiten und Ressourcen unter anderen Voraussetzungen anwenden und einsetzen, um sich somit „Handlungsbedingungen auf der Grundlage persönlicher (…) Interessen (…) anzueignen, sie zu reproduzieren sowie potentiell zu verändern“ (Scherr 2012: 108). Betrachtet man die Identität als Moment sozialer Konstellation und als relational, tritt im musikalischen Bereich eine Identitätskonstruktion Nazims zutage, welche durch Selbstbestimmung gekennzeichnet ist. Hier lässt sich somit deutlich erkennen, dass Handlungsfähigkeit keine per se vorhandene Eigenschaft eines Akteurs ist, sondern ein Produkt von sozial bedingter Identität und damit verbundenen Handlungsdispositionen und einer Situation mit einer bestimmten Struktur, welche sich in diesem Bereich als günstig und befähigend für Nazims Handlungsdispositionen erweist. Jedoch bleibt dies sehr beschränkt auf den Bereich der Musik, die unter den gegebenen Umständen nicht mehr als eine Freizeitbeschäftigung ist und sein kann.

Während Nazims Erzählung finden sich immer wieder Stellen, in denen der Befragte sich explizit bei jemandem oder etwas bedankt. So bedankt er sich bei Gott, durch dessen Hilfe er hofft, die ihm derzeit drei wichtigsten Sachen, nämlich einen sicheren Aufenthaltstitel, eine Arbeit sowie eine Ausbildung, zu erhalten (vgl. Z. 373). Nazim bedankt sich ebenfalls bei dem von ihm erwähnten „Mann“ (Z. 117), mit dessen Hilfe sie nach Deutschland gehen konnten und damit ein vermeintlich besseres Leben haben (vgl. Z.128f.). Dem Land Deutschland dankt er, dass er „kommen durfte“ (vgl. Z. 96) und dadurch die theoretische Möglichkeit erhält, eine Ausbildung zu machen, was im Kosovo für ihn nicht möglich gewesen wäre (vgl. Z. 95). Nazim schreibt an diesen Stellen unter den gegebenen Bedingungen den genannten Personen bzw. Institutionen die Fähigkeit zu, seine Rahmenbedingungen und die ihn umgebenden strukturierenden Kontexte, verändern zu können. Damit liegt die Handlungsfähigkeit nicht bei ihm, sondern lässt sich in Abhängigkeit von anderen Personen oder Institutionen verorten. Im Gegensatz zu Raza kann hier nicht von einer stellvertretenden Agency gesprochen werden, da Nazim die potentiell vergrößerten Handlungsspielräume, sei es durch den oben erwähnten Mann oder der theoretischen Möglichkeit, eine Ausbildung machen zu dürfen, nicht zu seinem Vorteil bzw. zur Erhöhung seiner Handlungsfähigkeit nutzen kann. Die Umsetzung seiner Pläne, die ihm zu mehr Unabhängigkeit sowohl von seinem Vater als auch vom deutschen Staat, mehr Selbstständigkeit und damit zu mehr Handlungsfähigkeit verhelfen sollen, scheint aktuell aus Mangel an Ressourcen und externen übermächtigen Strukturen zu scheitern. Dabei spielen fehlende finanzielle Ressourcen aufgrund deren das Mieten einer Wohnung sowie eine Heirat erheblich erschwert werden, eine große Rolle. Aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse stellt es sich für den Befragten als schwierig dar, einen Schulabschluss zu erlangen und damit die Chance auf einen Ausbildungsoder Arbeitsplatz zu erhöhen. ist.

Betrachtet man das zeitliche Erleben Nazims, wird deutlich, dass neben dem Fokus auf eine „bessere“ Zukunft ebenso ein starker, wehmütiger Blick in die Vergangenheit herrscht. Nach dem aufgezeichneten Interview betont er noch einmal, dass er sich nicht vorstellen konnte, Kosovo zu verlassen und seine Familie das nie freiwillig getan hätte. [2] Er erzählt von einem Haus, das sie dort hatten (vgl. Interviewprotokoll). Zusätzlich zu seinen guten Tanzleistungen, die ihn auf Turniere auf dem ganzen Balkan brachte, erzählt er von seinem Schulbesuch im Kosovo, bei dem er „ganz viel gelernt“ (Z. 86) hat und im Gegensatz zu seinen schulischen Leistungen in Deutschland besser zurechtzukommen schien. Die Gegenwart und deren Wahrnehmung sind somit geprägt durch erfahrene Verluste in der Vergangenheit und der Hoffnung auf ein besseres Leben in der Zukunft, was sich bei Emirbayer und Mische (1998) als „triadische Vermittlung“ (Übersetzung bei Mick 2012: 529) zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft findet. Diese Feststellung stützt die von den AutorInnen postulierte Fähigkeit von AkteurInnen, sich gleichzeitig in unterschiedlichen zeitlichen Kontexten zu bewegen. Ebenso wird in Nazims Darstellung die Gleichzeitigkeit von relationalen Kontexten, in welcher das Individuum eingebettet ist und in welchem unterschiedliche zeitliche Orientierungen in der Handlungsfähigkeit zum Tragen kommen, sichtbar. So dominiert bezüglich den Erwartungen des Vaters eine Ausrichtung an die Vergangenheit, indem mit traditionellen und gewohnheitsmäßigen Handlungen wie der Gründung einer Familie, reagiert wird. Nazim findet sich hier in einer vergangenheitsbedingten „stabilen Identitätskonstruktion“ (Mick 2012: 530) wieder, in welcher er als ältester (mit der Familie lebende) Sohn baldmöglichst eine Familie gründen soll um. Gleichzeitig wird hier der von Emirbayer und Mische (1998) beschriebene „akkordische Dreiklang“ sichtbar, dem zufolge jede Handlung durch die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft beeinflusst ist. Nazim richtet seine Handlungen ebenso nach der Zukunft aus, in der er seiner Vorstellung gemäß eine Frau und Kinder hat. Dabei versucht er, die vergangenheitsbedingten Vorstellungen als auch die zukunftsbezogenen Projekte in den gegenwärtigen Kontext zu setzen (im Sinne der practical-evaluative dimension). Dies wird sichtbar, indem er von seinem Gedanken erzählt, erst eine Frau zu „finden“ (vgl. Z. 191) wenn er einen Aufenthaltstitel und damit eine gewisse sichere Perspektive in Deutschland hat. Diese Entscheidung lässt sich zurückführen auf die bereits gemachte Erfahrung des Scheiterns einer geplanten Ehe, welche Einfluss auf die Bewertung der aktuellen Situation ausübt (vgl. Mick 2012: 530). Hierbei wird ersichtlich, dass sich Motive und Absichten innerhalb von zeitlich-relationalen Kontexten, welche sich selbst ständig verändern, entwickeln und damit dauernder Reflexion und Neubewertung durch den Akteur ausgesetzt sind (vgl. Emirbayer/Mische 1998: 967). [3]

Betrachtet man Nazims Handlungen im Zeitverlauf, wird die interaktive Eigenschaft von Agency sichtbar. Agency als „agency toward something“ (ebd.: 973) ist charakterisiert durch eine dauerhafte Auseinandersetzung des Akteurs mit der Umwelt, was bei Nazims Fallbetrachtung in den unterschiedlichen sich verändernden Reaktionen auf ebenso veränderte Kontexte illustriert wird (vgl. zweite Frage bei Emirbayer und Mische [1998]). Emirbayer und Mische (1998) erwähnen mögliche Konsequenzen, die aus der Fähigkeit eines Individuums, sich gleichzeitig in mehreren Kontexten zu bewegen, entspringen. Dies führt zu der Tatsache, dass Akteure in manchen Situationen sehr kreativ und strukturverändernd sind, gleichzeitig in anderen Kontexten Strukturen reproduzieren (vgl. ebd.: 1008). Durch seine Vorstellung einer Ehe und einer Familie schafft Nazim einerseits neue Möglichkeitsräume, indem er sich unabhängig von seinem Vater macht und ein selbstständiges Leben führen kann. Gleichzeitig wirken dieser Wunsch und die darauf ausgerichtete Handlung ebenso strukturreproduzierend, indem die traditionellen Erwartungen des Vaters erfüllt werden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Nazims bisheriger und im Interview geschildeter Lebenslauf, um in Schützes Prozessmodell zu sprechen, vorwiegend eine negative Verlaufskurve darstellt (vgl. ebd.: 288). [4] Diese „schränken den Möglichkeitsspielraum im Zuge besonderer Verlaufsformen der Aufschichtung ‚heteronomer' Aktivitätsbedingungen ein, die vom Betroffenen nicht kontrolliert werden können“ (ebd.: 288). Schütze (1983) beschreibt unterschiedliche Stationen des Aufbaus des Verlaufskurvenpotential, welche zwar nicht vollständig von den BiographieträgerInnen durchlaufen werden müssen, jedoch charakteristisch für die Verlaufsform sind. Hinsichtlich Nazims erfahrenem bisherigen Erlebnisablauf lassen sich einige Stationen finden, die der Befragte durchlebte bzw. durchlebt: So kann als „Aufbau des Verlaufskurvenpotential“ (ebd.) möglicherweise die sich zuspitzende Situation im Herkunftsland stehen, die schlussendlich zur mehr oder weniger freiwilligen Entscheidung einer Flucht führt, angesehen werden. Die „Grenzüberschreitung von einem intentionalen zu einem konditionellen Aggregatszustand sozialer Aktivitäten“ (ebd.) kann sich in der (Anfangs-)Zeit in Deutschland verorten lassen, die geprägt durch erzwungene Unterbringung in der Gemeinschaftsunterkunft und weiterer massiver Fremdbestimmung gekennzeichnet ist. Dabei scheint sich im Laufe der vier Jahre jedoch ein „labiles Gleichgewicht“ (ebd.) einzustellen, indem sich Nazim in Deutschland „einrichtet“ bzw. mit seinem Leben in Stadt B arrangiert. Dieses Gleichgewicht kommt erheblich ins Wanken, Schütze (1983) nennt dies „Entstabilisierung der Lebenssituation“ (ebd.) bzw. „Trudeln“ (ebd.), als Nazim als einziger in seiner Familie eine Abschiebung in den Kosovo droht. Die versuchte Realisierung der Abschiebung durch die Behörden, welche Nazim nachts im Wohnheim abholen wollen, kann als „Orientierungszusammenbruch“ (ebd.) gesehen werden. Durch sein Untertauchen versucht er, dieser Situation zu entkommen um sich somit nicht völlig von externen Ereignissen überwältigen zu lassen. [5]

Betrachtet man Nazims Fall wird ersichtlich, wie bedingt seine derzeitige Handlungsfähigkeit ist. Es lassen sich zukunftsbezogene Aspekte von Handlungsentscheidungen (die in diesem Fall eher als Handlungsüberlegungen betrachtet werden müssen) erkennen, innerhalb derer Nazim Pläne für die Zukunft entwirft. Diese sind jedoch nicht sehr kreativ im Sinne von alternativen und von Gewohnheiten und Routinen abweichenden Möglichkeiten, sondern bewegen sich in einem sehr begrenzten Rahmen und können zudem nicht realisiert werden. Somit sind nicht fehlende Pläne oder Vorstellungen des Befragten der Grund für die derzeitige Situation, sondern soziale Bedingungen, die im Zusammenspiel mit Nazims Handlungsdispositionen in den zentralen Lebensbereichen aktuell vorrangig einschränkend wirken. Nazims derzeitige Handlungsfähigkeit reduziert sich vorwiegend auf die Fähigkeit „unter den gegebenen Bedingungen die eigene psychosoziale Lebensbewältigung alltäglich bewerkstelligen zu können“ (Scherr 2012: 112) bzw. auf Bemühungen um einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland und somit einer Zukunft, für die es dann gegebenenfalls Pläne zu entwerfen und zu realisieren gibt.

  • [1] Aus der Erzählung heraus wird nicht ganz klar, ob Nazim diese Erwartung von seinem Vater wahrnimmt oder ob es lediglich sein eigener Wunsch ist, ein besseres Leben als sein Vater zu führen. Es kann vermutet werden, dass beide Komponenten an der Aussage Nazims nach einem besseren Leben, beteiligt sind. Die oben vorgenommene Interpretation ist somit eine mögliche Lesart der Autorin.
  • [2] An dieser Stelle muss auf die bei Schütze im Rahmen der Wissensanalyse untersuchten eigenen Theorien des Befragten über sein Leben und zu seiner Identität verwiesen werden (vgl. Schütze 1983: 286f.). Das vorhandene Datenmaterial lässt dabei nur Vermutungen zu. Jedoch erscheint es, als ob der Befragte sein Leben im Kosovo an manchen Stellen sehr positiv darstellt, was sich nicht immer kompatibel mit Aussagen über die Folgen des Krieges an anderen Stellen, sowie der Tatsache, dass die Familie geflüchtet ist, darstellt. Es bleibt zu vermuten, dass dies eine Verdrängungsbzw. Verarbeitungsfunktion bezüglich gemachter Erlebnisse als auch eine Orientierungsfunktion hinsichtlich der Bewertung des aktuellen Lebens, einnimmt (vgl. ebd.: 287).
  • [3] Es bleibt allerdings zu bemerken, dass viele der Verhaltensänderungen und Entscheidungen von Nazim weniger durch (Selbst-)Reflexion geund verändert wurden, sondern vorrangig die externen Ereignisse eine Verhaltensänderung herbeiführten (siehe weiter unten zur Verknüpfung mit Schützes Verlaufskurvenmodell).
  • [4] Die Autorin entschied sich dazu, das Konzept der Verlaufskurve an dieser Stelle in die Interpretation miteinzubeziehen, da es sich sehr gut eignet, Nazims eingeschränkte Handlungsfähigkeit zu verdeutlichen.
  • [5] Da der Autorin keine weiteren Informationen zum genauen Hergang der „Flucht“ von Nazim vor den deutschen Behörden vorliegen, wird hier nicht weiter auf diesen Umstand eingegangen. Um Aussagen über die Flucht als möglicher Ausdruck von (zwar sehr eingeschränkter) Handlungsfähigkeit im Sinne eines Widersetzens gegen Fremdbestimmung treffen zu können, sind mehr Informationen über beispielsweise externe Unterstützung und Hilfe von anderen Personen (bei denen er untertauchen konnte) oder lokalen Flüchtlingsinitativen nötig.
 
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