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5.3.2 Zugang zu den Interviewpartnern

Der Zugang zum Forschungsfeld erwies sich als teilweise sehr schwierig, was eine längere Suche mit einigen Absagen implizierte. Durch einen persönlichen Kontakt fand sich sehr schnell das erste Interview mit Raza, welchen die Autorin bereits seit einiger Zeit kennt und in unregelmäßigen Abständen bei unterschiedlichen Gelegenheiten trifft. Über einen weiteren persönlichen Kontakt konnte ein Interview mit Arash, welcher der Autorin jedoch nur durch Erzählungen des Kontaktes bekannt war, vereinbart worden. Die Interviews mit Nazim und Fadil kamen durch Kontakte der Autorin zum Wohnheim B in Stadt B zustande. Durch die wöchentliche Hausaufgabenbetreuung kennt die Autorin die dort arbeitenden Sozialpädagoginnen. Eine Sozialpädagogin stellte den Kontakt zu Nazim her, dessen Schwester auch in der Hausaufgabenbetreuung ist. Somit war der Autorin die Familie nicht völlig unbekannt und Nazim konnte ebenso zugesichert werden, dass die Autorin nicht völlig fremd und ahnungslos nur zum Zwecke ihres Interviews in die Flüchtlingsunterkunft kommt. Der Kontakt mit Fadil wurde ebenfalls durch die Sozialpädagogin hergestellt, da diese den Befragten gut kennt. Der Kontakt mit Shaikh wurde durch Raza hergestellt, der schon vor der Durchführung seines eigenen Interviews anbot, weitere Kontakte zu Interviewpartnern herzustellen. Die Autorin kam auf dieses Angebot zwei Wochen später zurück.

Eines der Hauptprobleme bei der Suche nach geeigneten Interviewpartnern war die Sprache. Viele der geduldeten Flüchtlinge sprechen wenig Deutsch, da der Zugang zu Sprachkursen mit Duldung erheblich erschwert ist (vgl. 2.2.2.3). Die von ihnen häufig gesprochenen Sprachen, wie etwa Albanisch, Serbisch, Romanes oder Arabisch, werden von der Autorin nicht beherrscht. Auf das Hinzuziehen von ÜbersetzerInnen wurde verzichtet, da dies im Rahmen eines narrativen Interviews, welches ohne festen Fragenkatalog und mit situativen erzählgenerierenden Nachfragen arbeitet, behindernd wirken kann. Thielen (2009) merkt treffend an, dass bei Flüchtlingen der Einsatz von ÜbersetzerInnen mit einer erhöhten Sensibilität betrachtet werden muss (vgl. ebd.: 92). Flüchtlingen werden in ihrem Asylanhörungsverfahren, welches entscheidend für den weiteren Verlauf des Asylverfahrens ist, bei Bedarf ÜbersetzerInnen zugeteilt, mit denen unter Umständen ungute Erfahrungen hinsichtlich einer korrekten Wiedergabe der Erzählung, gemacht werden. Somit kann die Präsenz von ÜbersetzerInnen Erinnerungen an diese Situation wecken und ein Vergleich mit dieser durch den Befragten gezogen werden. Dies sollte jedoch unbedingt vermieden werden, weshalb in dieser Arbeit auf ÜbersetzerInnen verzichtet wurde und nach Personen, die Deutsch, Englisch oder Französisch sprechen können und damit ihre Geschichte direkt und unmittelbar der Autorin erzählen konnten, gesucht. [1]

  • [1] Schlussendlich wurden keine Personen auf Englisch oder Französisch interviewt, sondern fünf Personen mit ausreichenden Deutschkenntnissen gefunden. – Der nachgezeichnete schwierige Zugang zum Feld impliziert einen Bias, der in der Diskussion (8.) thematisiert wird.
 
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