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Kinder erziehen
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94 Mein Kind ist schüchtern – wie kann ich ihm helfen?Eine Studie zeigt, dass mehr als ein Viertel aller Schulkinder dauerhaft mit großer Unsicherheit und Schüchternheit zu kämpfen hat. Wenn sich Schüchternheit festsetzt und das Kind in fast jeder Situation zurückhält, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, kann sie die Lebensqualität erheblich einschränken. Schüchternheit verursacht in hohem Maß Stiess, was wiederum eine Reihe von psychosomatischen Krankheiten auslösen kann. Schüchterne Kinder brauchen daher Unterstützung, damit sie ihre Scheu überwinden. Was können Eltern tun? Spielen. Geeignet sind Spiele, bei denen es nicht um gewinnen und verlieren geht, die auch keine besondere körperliche oder intellektuelle Leistung erfordern, sondern bei denen man miteinander etwas kreiert: mit Playmobil-Figuren Alltagssituationen nachspielen, zum Beispiel Einkäufen, oder mit der Stofftierfamilie telefonieren. Auf neue Umgebungen und Begegnungen vorbereiten. Schüchterne Kinder möchten gern wissen, was und wer sie erwartet, was es zu essen gibt, was man dort macht und wo die Toilette ist. (Bieten Sie an, ihr Kind zu begleiten.) Unabhängigkeit fördern. Um Hilfe zu bitten, fällt schüchternen Kindern schwer. Deshalb sollten sie alltägliche Handgriffe ohne fremde Hilfe ausführen können. Hosen mit Gummizug, Klettverschlüsse, einfach zu öffnende Frühstücksdosen machen das Leben für sie sehr viel einfacher. Zeigen, wie man mit anderen spricht. Anfangs genügen Begrüßung und Verabschiedung, später kann sich das Kind vielleicht auch selber vorstellen oder Fragen beantworten. Das kann man gut zu Hause üben. Wichtig ist, dass das Kind laut und deutlich spricht, damit es verstanden wird. Auf ungeduldiges Nachfragen eines Fremden würde es kein Wort mehr herausbringen. Im «Ernstfall» stellt man sich dann am besten neben sein Kind, nimmt seine Hand oder legt ihm den Arm um die Schulter. Diskretion. Das Verhalten des Kindes nicht kommentieren, schon gar nicht in seinem Beisein. Wenn jemand das Kind darauf anspricht («du musst doch nicht schüchtern sein»), kann man beispielsweise sagen: «Uli ist nicht schüchtern, er möchte sich nur alles in Ruhe überlegen.» Ist ein Kind extrem schüchtern und spricht ausschließlich mit engsten Familienmitgliedern, liegt möglicherweise eine Kommunikationsstörung vor. Für Selektiven Mutismus («mutus» ist das lateinische Wort für «stumm») gibt es klare Kriterien: In den immer gleichen, genau definierten Situationen spricht das Kind niemals, und die Störung dauert mindestens einen Monat. Dabei spricht das Kind ansonsten völlig normal, in der Familie sogar besonders viel, und kann auch alles verstehen. Selektiver Mutismus muss und kann erfolgreich therapiert werden. |
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