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Kinder erziehen
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92 Wie kann ich mein Kind vor Drogen, Zigaretten und Alkoholmissbrauch schützen?Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation von 2012 zeigt sich heute bei deutschen Kindern und Jugendlichen ein verbessertes Gesundheitsverhalten. Sie rauchen und trinken deutlich weniger als in den Vorjahren. Gerade die Rauscherfahrungen unter jungen Menschen gingen zurück - bei den Dreizehnjährigen halbierte sich der Wert sogar, wobei mehr Jungen Erfahrungen mit Alkohol haben als Mädchen. Rückläufig sind auch die Zahlen bei Zigaretten und Cannabis. Hier spielt der geschlechtsspezifische Unterschied kaum eine Rolle. Trotzdem ist es, rein statistisch gesehen, unwahrscheinlich, dass ein Heranwachsender nicht irgendwann einmal mit Alkohol, Zigaretten oder Drogen in Berührung kommt, selbst wenn er in einem Umfeld aufwächst, wo das Tabu ist. Das ist für Eltern nicht gerade beruhigend, zumal sich schon Zwölfjährige trotz aller gesetzlichen Vorschriften Zigaretten und Alkohol problemlos beschaffen können und sich synthetische Drogen mit Mitteln herstellen lassen, die sich in jedem Haushalt finden. Jugendliche konsumieren diese vermeintlichen Highlighter aus den unterschiedlichsten Gründen: wegen persönlicher oder schulischer Probleme, wegen ihrer familiären Situation, aber auch, weil sie neugierig oder unterfordert sind, weil sie sich langweilen oder angeben wollen. Nein sagen können nur Heranwachsende, die ein stabiles Selbstbewusstsein und ein gutes Körpergefühl haben. Bewegung, gesunde Ernährung und ein entspanntes, zugewandtes familiäres Klima sind eine gute Suchtprophylaxe. Wichtig ist, dass Kinder in der Familie erleben, dass man maßvoll trinken und durchaus auch mal ohne Alkohol und Zigaretten feiern kann. Um Heranwachsenden in puncto Nichtrauchen den Rücken zu stärken, kann man mit ihnen einen Vertrag abschließen: Für jedes Jahr, in dem sie nicht rauchen, wird ein bestimmter Betrag auf ein Sparbuch eingezahlt. Wenn ein Jugendlicher seine Eltern hinters Licht führt, ist dies das eigentliche Problem, nicht das Rauchen. Manchen Eltern ist es lieber, ihr Teenager lernt die Wirkung des Alkohols mit einem guten Glas Rotwein beim Abendessen in der Familie kennen, als dass er sich auf einer Party mit selbstgemixten Fantasie-Drinks zuschüttet. Im Prinzip ist das keine schlechte Idee, auch wenn sich Letzteres vielleicht trotzdem nicht verhindern lassen wird. Jugendliche, die sich betrunken oder Drogen genommen haben, muss man, sobald sie nüchtern sind, darauf ansprechen. In den meisten Fällen stecken keine großen Probleme dahinter. Alkohol und Zigaretten, sogenannte weiche Drogen, werden konsumiert, um alterstypische Unsicherheiten zu überspielen. Hier kann ein ruhiges Gespräch darüber helfen, wie man sich auf Partys benimmt und wie man Nein sagen kann, ohne als Spaßbremse dazustehen. Vor allem brauchen Jugendliche Strategien, wie man mit «Durchhängern» umgeht und die für dieses Alter typischen Stimmungsschwankungen überwindet. Oft sind sie sehr emotional und vergessen schnell, dass sich Stimmungen ändern und selbst ausweglose Situationen am nächsten Tag völlig anders aussehen. Kommt es öfter zu Ausrutschern, muss man seinen Teenager eine Zeitlang schon um neun von Partys abholen. Es sollte allerdings bald wieder einen Versuch in Sachen Selbstverantwortung geben. Schließlich geht es nicht darum, Heilige zu erziehen, sondern verantwortungsvolle Menschen. Eine aktuelle Studie der Universität Cambridge an 50 Geschwisterpaaren zeigt übrigens, dass die Empfänglichkeit für Drogensucht offenbar vererbt wird. Die Hauptautorin der Studie, Karen Ersehe, betont, dass Drogenabhängigkeit kein Persönlichkeitsdefizit ist, sondern eine Krankheit aufgrund einer Störung des Gehirns. Für den Fall, dass man ein ungutes Gefühl hat, weil es nicht bei ein paar pubertären Entgleisungen bleibt oder weil sich der Jugendliche verändert, sollte man auf seine innere Stimme hören und sich möglichst rasch an eine Beratungsstelle wenden. Eventuell auch erst einmal ohne sein Kind. |
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