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Kinder erziehen
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51 Warum sind Mädchenfreundschaften oft schwierig?Mit acht, neun Jahren wird Mädchen die Geborgenheit in einer Gruppe von gleichaltrigen Mädchen immer wichtiger. Hier experimentieren sie nicht nur mit ihrem Aussehen, sondern auch mit Rollenbildern, Meinungen und Überzeugungen. Der intensive Austausch untereinander hilft ihnen, mit Schwächen, Kritik und Sorgen zurechtzukommen. Hier erfahren sie Anerkennung, Zuneigung und Solidarität ebenso wie harsche Zurückweisung. In der Gruppe balancieren Mädchen oft über einen schmalen Grat: Wenn sie in den Augen der anderen nicht cool, hübsch, beliebt genug sind, werden sie zurückgewiesen und ausgegrenzt, wenn sie zu cool, zu hübsch, zu beliebt sind, auch. Das ist emotional anstrengend. Bei sich zu bleiben, nein zu sagen, kurzzeitig auch mal ohne Rückhalt durch die Clique klarzukommen, ist für Mädchen, auch für die selbstbewussten unter ihnen, nicht leicht. Erst allmählich lernen sie, einfühlsame Gesprächspartnerin und Freundin zu sein, ohne sich dabei selbst aus den Augen zu verlieren. Problematisch wird es, wenn Mädchen ihre gesamte Energie darauf richten, beliebt zu sein, und sich nur noch den Kopf darüber zerbrechen, ob das, was sie anziehen, ankommt, ob eine Bemerkung, mit der sie rausgeplatzt sind, blöd oder noch okay war. Wird dieser Druck zu groß, ziehen sie sich zurück oder greifen zu «Ego-Boostern» wie Zigaretten oder Alkohol. Die schulischen Leistungen leiden, und oft auch die Beziehung zu Eltern und Geschwistern. Trotzdem treiben solche Auseinandersetzungen die Entwicklung eines neuen, unabhängigen Selbst voran. Ein Mädchen von seinen «bösen», oberflächlichen, frühreifen Freundinnen trennen zu wollen, ist selten von Erfolg gekrönt, und die meisten reagieren auf solche Eingriffe sehr verletzt. Auch wenn man den verständlichen Wunsch hat, seine Tochter vor destruktiven Gruppenzwängen zu beschützen: Sie braucht die Teilhabe an dem, was gerade angesagt ist. Dazu gehören alberne Teenie-Sendungen und Bubble Tea mit Grüner-Apfel-Geschmack. Mädchen müssen ein Teil der Jugendkultur sein, um sich als Teil der Peer Group zu fühlen und an Gesprächen teilnehmen zu können. Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, Mädchen sollten sich nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen und zu sich selbst stehen, aber ein bisschen Mainstream kann das soziale Selbstvertrauen durchaus stärken. Ratsam ist, bereits in der Vorpubertät den Kreis der Freundinnen zu erweitern, vor allem, wenn sich Mädchen in ihrer Klasse nicht wirklich wohlfühlen. In einem Sportverein, einer Band, einem Computer- oder Holzschnitzkurs kann man neu starten - weit weg von den überkritischen Blicken der Klassenkameradinnen. Mädchen, die gut in einer Gruppe integriert sind, gewinnen ihre innere Stabilität schneller zurück und sind eher in der Lage, eine eigene Position zu beziehen, als Mädchen, die ständig mit ihrer Außenseiterrolle kämpfen. |
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