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20 Mein Kind hat gestohlen, was bedeutet das?

Paul behauptet, er weiß nicht, wo die Schokoladentafel ist, obwohl er gerade das letzte Stück in den Mund steckt. In der Schultasche ist ein T-Shirt, das Mia «gefunden» hat. Verständlicherweise ist Eltern nicht wohl, wenn sie bemerken, dass sich ihr Kind fremdes Eigentum angeeignet hat, selbst wenn es sich nur um eine Tafel Schokolade handelt. Trotzdem sollte man besonnen reagieren. Auch wenn Kinder ab und zu stehlen, heißt das nicht, dass sie auf eine kriminelle Laufbahn zusteuern.

Bei den unter Zehnjährigen sind Diebstähle sehr oft mit einem bewussten oder unbewussten Wunsch verbunden. Sie wünschen sich manchmal etwas für sich oder andere, von dem sie annehmen, dass es im Widerspruch zu den Wünschen ihrer Eltern steht. Über diesen Wunsch, nicht über den Diebstahl, muss man mit seinem Kind sprechen. Darüber, was ihm daran so wichtig ist. Wie sich dieser Wunsch vielleicht erfüllen lässt, ohne zu stehlen, wie man auf die Erfüllung eines Wunsches warten oder sogar verzichten kann. Manchmal «finden» Kinder auch Geld. Dabei geht es gar nicht darum, sich etwas zu kaufen, sondern darum, einen Wert zu haben - im wahrsten Sinn des Wortes. Wenn sie könnten, würden sie vielleicht sagen:

In solchen Fällen sind Strafen nicht nur unsinnig, sondern auch unnötig. Das Einzige was auf den Tisch muss, ist die Wahrheit und nach Möglichkeit der Gegenstand, um den es geht.

Wenn man bereits weiß, dass ein Kind etwas gestohlen hat, spricht man die Sache am besten direkt an. «Ich habe bemerkt, dass du die Schokolade aufgegessen hast. Wie kommen wir jetzt an neue?» Oder: «Du hast gesagt, du hast das Nintendo-Spiel gefunden. Aber wir wissen beide, dass du es gestohlen hast. Das ist verboten. Deine Freundin denkt womöglich, dass sie es verloren hat. Vielleicht wird sie dafür sogar geschimpft ...». Anschließend muss das Kind das Diebesgut zurückgegeben - mit einer Entschuldigung. Damit ist die Sache erledigt, und man nimmt sein Kind in die Arme. Das die beste Prävention.

Etwas anders ist die Sache bei älteren Kindern, die sich iPods und ähnliche Dinge, die gerade angesagt sind, unrechtmäßig aneignen, ob nun bei einem Ladendiebstahl oder in der Umkleide des Sportvereins. Hier ist wichtig, den Diebstahl und die möglichen juristischen Folgen unaufgeregt, aber klar zu benennen und sich gemeinsam Gedanken zu machen, wie das Kind dem Gruppen- und Konsumdruck besser standhalten kann. Stehlen Kinder immer wieder, sind sie in Not. Sie brauchen Hilfe, keine Strafen.

Bezeichnenderweise bestehlen in Trennungsphasen Kinder besonders häufig Eltern oder deren neuen Partner. In jedem Fall muss man herausfinden, was dahintersteckt. Denn nur, wenn man weiß, was einem Kind wirklich fehlt, kann es bekommen, was es braucht.

 
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