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18 Vertrauen nach einem Vertrauensbruch - wie geht das?

Kinder tun immer mal wieder Dinge, die man ohne zu zögern als «hirnrissig» bezeichnen wird. Sie rauchen beispielsweise heimlich, bis ihnen übel wird, erzählen aber, sie seien beim Eisessen gewesen. Wenn man sie dann zur Rede stellt, streiten sie alles ab, obwohl sie wie ein Räuchermännchen riechen. Leider sind solche Kindereien erst im Rückblick noch zwanzig Jahren lustig. In der Gegenwart machen sie Eltern heftiges Kopfzerbrechen. Dabei beschäftigt sie, um bei eben genanntem Beispiel zu bleiben, weniger die Zigarette als der Vertrauensbruch selbst.

Aber Kinder machen so was, und zwar nicht nur einmal. Vielleicht liegt es ja daran, dass die Fähigkeit, andere hinters Licht zu führen, dem Menschen gewissermaßen in die Wiege gelegt wird. Wie andere Begabungen auch, ist sie unterschiedlich stark ausgeprägt, aber die Grundbegriffe beherrscht eigentlich jeder. Ein gewisses Misstrauen ist also notwendig. Eltern, die behaupten, sie könnten ihrem Kind in jeder Situation blind vertrauen, sind entweder große Verdränger oder ihr Kind ist ganz besonders clever im Verheimlichen. Kein Kind hält sich immer und unter allen Umständen an Regeln und Vereinbarungen. Das ist auch gut so. Um zu lernen, selbstbestimmt und verantwortungsbewusst zu handeln, müssen Kinder Verbote und Vereinbarungen missachten. Und damit ist man - Vertrauen hin oder her - wieder bei der Kontrolle. So unangenehm sie ist, manchmal geht es nicht ohne, etwa wenn Gefahr im Verzug ist.

Ohne Kontrolle geht es auch in der Schule nicht. Laut einer internationalen Umfrage haben 97 Prozent der Schüler zumindest einmal mit unerlaubten Hilfsmitteln gearbeitet. Das hat vermutlich damit zu tun, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen in einer Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft leben. Das Eingeständnis, weniger als andere zu können, ist auch für Kinder hart. Man sollte das Schummeln nicht zu hoch hängen, sondern lieber klar machen: Ohne Ehrlichkeit gibt es keine Chancengleichheit und Gerechtigkeit. In erster Linie betrügt man sich selbst und erfährt nicht, was man wirklich kann. Wenn Kinder eine Vereinbarung nicht einhalten, sehen viele Eltern nur den Vertrauensbruch. Doch oft rebellieren Kinder gegen Vorschriften, für die sie schon zu groß sind. Sie wollen mehr Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Darüber kann man reden. Und natürlich wird die Angelegenheit umgehend in Ordnung gebracht und nichts nachgetragen. Kinder, die ihre Eltern als versöhnlich und gerecht erleben, geben sich viel Mühe, das in sie gesetzte Vertrauen nicht gleich wieder aufs Spiel zu setzen.

 
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