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Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

Art. Artikel

BewG Bewertungsgesetz

BIP Bruttoinlandsprodukt

BpB Bundeszentrale für politische Bildung BVerfG Bundesverfassungsgericht

c.p. ceteris paribus

DAI Deutsches Aktieninstitut

DeGöB Deutsche Gesellschaft für ökonomische Bildung ders. derselbe

DGB Deutscher Gewerkschaftsbund

DVPB Deutsche Vereinigung für Politische Bildung ebd. ebenda

EG Europäische Gemeinschaft

EU Europäische Union

Fig. Figure

Fn. Fußnote

GG Grundgesetz

GGW Gemeinschaftsausschuss der deutschen gewerblichen Wirtschaft GPJE Gesellschaft für Politikdidaktik und politische Jugendund Er-

wachsenenbildung

iböb Initiative für eine bessere ökonomische Bildung

IÖB Institut für ökonomische Bildung (Universität Oldenburg)

i.S. im Sinne

KMK Kultusministerkonferenz

NATO North Atlantic Treaty Organization ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

S. Seite(n)

TMBWK Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur USA United States of America

VStG Vermögensteuergesetz

ZDH Zentralverband des deutschen Handwerks

1 Einleitung

„Politisches und ökonomisches Lernen voneinander zu isolieren macht wenig Sinn. […] Für Wirtschaftsdidaktik und Politikdidaktik wäre es aber bereits ein großer Erfolg, wenn sie sich wechselseitig beobachten, miteinander kommunizieren und beginnen, Kooperationsgewinne zu realisieren.“ (Hedtke 2005, S. 344)

Die vorliegende Schrift soll, diesem Zitat HEDTKES folgend, dazu beitragen, die Notwendigkeit der Integration nutzenstiftender ökonomischer Aspekte für den Lernprozess in der schulischen politischen Bildung zu verdeutlichen und diesbezügliche Wege zur Erweiterung des Perspektiventableaus im Politikunterricht darzulegen. Zahlreiche Stunden erteilten Sozialkundeunterrichts haben gezeigt, dass Politik nicht losgelöst von ökonomischen Aspekten behandelt werden kann. Indem die eigene Herangehensweise im Unterricht reflektiert wurde, stellte sich heraus, dass eine Vielzahl gewählter Zugänge in der praktizierten politischen Bildung ökonomischer Natur waren. Dieses Vorgehen erfolgte bis dahin teils unbewusst und durfte als Automatismus verstanden werden, dem ein sogenannter Seiteneinsteiger mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund im Lehrerberuf unterliegt. Die Methodik des Volkswirtes belief sich oftmals darauf, politische Sachverhalte zunächst unter der ökonomischen Perspektive zu betrachten und mit deren Hilfe, Schülerinnen und Schülern [1] Politik näher zu bringen sowie politische Phänomene unter einem solchen Fokus zu erklären.

Grenzen, die teilweise durch fachliche Separation und Systemdenken gesetzt werden, lösen sich auf, wenn „im politischen Lernprozess immer die ‚Ganzheit' politischer Realität zur Analyse und Beurteilung anstehen soll“ (Deichmann 2004, S. 86). Ein Ausschluss ökonomischer Aspekte ist wider die Natur eines solchen politischen Lernprozesses, dessen Inhalte Schülerinnen und Schüler unter Zugriff auf sämtliche gesellschaftlichen Teilbereiche behandelt haben wollen. Während GAGEL in diesem Zusammenhang die Realitätsbereiche Politik, Gesellschaft und Wirtschaft fokussiert (Gagel 2000, S. 11) oder DEICHMANN von sozialen, kulturellen, ökonomischen und politischen Teilsystemen spricht (Deichmann 2004, S. 87), eröffnete FISCHER bereits im Jahre 1970 den möglichen Rückgriff auf die Disziplinen Geschichtswissenschaft, Geographie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften oder Politologie für die politische Bildung (Fischer 1970, S. 43). Politische Realität wird von Schülerinnen und Schülern in erster Linie nicht in Teilsystemen hinterfragt, sondern von vornherein als Ganzes empfunden. Daher ist es naheliegend, Politikunterricht ganzheitlich aufzubauen und Lernenden eine breite Fülle geeigneter Instrumente zur Verfügung zu stellen, die ihnen die Analyse und Beurteilung politischer Lernprozesse ermöglichen. Die auf Zielund Inhaltsebene bestehende enge Bindung der Politikdidaktik an die Politikwissenschaft (Massing 2002, S. 37f.) stellt kein Paradigma dar, den Rückgriff auf andere Wissenschaften zu verwehren. Politikdidaktik ist eine eigenständige Wissenschaft, die sich selbstbewusst aufgrund ihrer Problemstellungen der hierfür notwendigen Bezugsdisziplinen der Gesellschaftswissenschaften bedient (Hilligen 1991, S. 37).

„Perspektiven aus den Wirtschaftswissenschaften können so, wenn sie als sowohl ergänzende wie auch konkurrierende Theoriemodelle zu anderen Theoriemodellen aus anderen Sozialwissenschaften für die Analyse von Problemen moderner Gesellschaften genutzt werden, die politische Bildung in der Schule in der Tat bereichern. Umgekehrt ist es eine Illusion zu glauben, es könne so etwas wie ein politikfreies Verstehen ökonomischer Zusammenhänge geben.“ (Sander 2008, S. 130)

Neben allgemeinen Ansprüchen an die politische Bildung liefern grundlegende aktuelle Herausforderungen der politischen Bildung wichtige Impulse für die ganzheitliche Behandlung der politischen Realität, insbesondere die Berücksichtigung ökonomischer Aspekte im Politikunterricht.

  • [1] Gendervermerk: Im Rahmen der vorliegenden Schrift wurde Wert darauf gelegt, bei einer nicht genderneutralen Aufführung von Personen oder Personengruppen sowohl die weibliche als auch die männliche Form zu benennen. An einigen Stellen wurde aufgrund des Textverständnisses und einer besseren Lesbarkeit hiervon abgewichen und die kürzere männliche Form genutzt – selbstverständlich schließen diese Formulierungen immer auch die weibliche Form ein
 
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