|
80. Wie gehen die Orden vor, um Nachwuchs zu rekrutieren?
Orden müssen sich heute viel offensiver um Nachwuchs bemühen als in früheren Jahrhunderten. Sie müssen aktive Berufungspastoral betreiben und für sich werben. Es gibt eine Arbeitsgemeinschaft der Berufungspastoral der Orden (AGBO), die ordensübergreifende Anlaufstelle für Interessierte ist. Sie hat zum Beispiel Wohngemeinschaften als Entscheidungshilfe für einen möglichen Ordenseintritt ins Leben gerufen. Dort können interessierte junge Menschen über einen längeren Zeitraum ihre Berufung prüfen, ohne sich bereits an einen bestimmten Orden oder ein Kloster zu binden. Ergebnis der Prüfung muss nicht zwangsläufig der Weg ins Kloster sein, sondern kann für den Einzelnen auch eine Entscheidung für einen anderen spirituellen Weg zur Folge haben. Über diese zentrale Stelle hinaus haben die einzelnen Orden eigene Projekte, mit denen sie das Interesse am Leben im Kloster wecken möchten. Zur Orientierungs- und Entscheidungshilfe gibt es in vielen Häusern das «Kloster auf Zeit». Es ist ein Angebot zum Gastaufenthalt, bei dem man während bestimmter Wochen des Jahres mit dem Konvent Zusammenleben und -arbeiten kann. Für manche Ordensleute war dies der erste Schritt auf dem Weg zum späteren Eintritt.
Um Menschen zur Erkenntnis ihrer Berufung zu verhelfen, organisieren manche Orden und Klöster - beispielsweise Benediktiner und Salesianer Don Boscos - auch Wallfahrten für Jugendliche. Dabei kann man mit Gleichgesinnten in ungezwungener Form zusammen sein und sich mit Ordensleuten austauschen. Die Pallottiner bieten als zeitgemäße Form der Berufungspastoral «Berufungscoachings» an. In über einen längeren Zeitraum stattfindenden Coachings durch Ordensmitglieder versucht man, die individuelle Berufung des Einzelnen zu erkennen und entsprechende Wege zu beschreiten. Es gibt auch Ordensleute, die in Vorträgen von ihrem persönlichen Entscheidungsweg berichten. So versuchen sie, Interesse am Klosterleben zu wecken. Die Ausprägungen der Berufungspastoral sind vielfältig. Die heutigen Ordensleute müssen findig sein, um sich bei jungen Menschen Gehör zu verschaffen.
|