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Die 101 wichtigsten Fragen
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76. «Stabilitas loci»: Welche Bedeutung hat die Beständigkeit an einem Ort heute?Mit der ewigen Profess, dem endgültigen Eintritt in eine Ordensgemeinschaft, geloben die Nonnen und Mönche öffentlich, fortan nach den Grundprinzipien des Evangeliums und den Grundsätzen der betreffenden Ordensgemeinschaft zu leben. Die bekanntesten Ordensgelübde sind Annut, klösterlicher Lebenswandel (conversio morum) mit eheloser Keuschheit sowie Gehorsam. Sie gelten in den meisten Ordensgemeinschaften als die wichtigsten Empfehlungen des Evangeliums. In verschiedenen Orden gibt es weitere Gelübde, darunter bei den benediktinischen Ordensgemeinschaften die stabilitas loci (lateinisch für Ortsgebundenheit). Diese bedeutet im ursprünglichen Sinn, sein ganzes Leben als Ordensmitglied in dem Kloster zu verbringen, in das man eingetreten ist (siehe auch Frage 12). Benedikt selbst spricht in seiner Regel allerdings nicht von der Beständigkeit an einem Ort, sondern von der «Beständigkeit in der Gemeinschaft» (lateinisch stabilitas in congregatione, Regel Benedikt, Kap. 4, 78). Damit ist gemeint, dass man mit dem Eintritt in eine Klostergemeinschaft eine Beziehung eingeht, die von lebenslanger Dauer sein soll. Sie soll beständig sein in guten, aber auch in schlechten Zeiten. Die Ordensleute verstehen daher die «stabilitas» als einen lebenslangen Prozess des sich Entwickelns und miteinander Auskommens - vergleichbar einer ehelichen Beziehung. Im oben erwähnten Sinne bedeutet die «stabilitas» die Zugehörigkeit zu einer Kongregation. Innerhalb der Kongregation ist es daher durchaus möglich, das Kloster zu wechseln. Dies wird auch in unserer heutigen Zeit des klösterlichen Personalmangels praktiziert. Hat eine Nonne oder ein Mönch in einem Kloster eine bestimmte Qualifikation, die in einem anderen Konvent derselben Kongregation dringend benötigt wird, so kann der Obere durchaus anordnen, dass dieses Ordensmitglied das Kloster wechselt. Als gute Führungskraft wird er den Wechsel aber nur mit Zustimmung der betreffenden Person vornehmen. Ein positives Element dieser Ortswechsel kann es sein, dass die Klostergemeinschaften sich auf diese Weise immer wieder einmal neu orientieren müssen und lebendig bleiben. In manchen Kongregationen dreht sich das «Personalrad» in regelmäßigem Abstand alle paar Jahre. Es gibt Äbtissinnen und Äbte, die dies bewusst so handhaben, damit die Mitglieder ihrer Gemeinschaft flexibel bleiben. |
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