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Start arrow Kultur arrow Die 101 wichtigsten Fragen

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63. Welcher Arbeit gehen Ordensleute heute nach?

Neben den in Frage 62 beschriebenen Berufen gibt es eine Vielzahl von Tätigkeiten, die von Ordensmitgliedem ausgeübt werden. Oft nehmen sie Aufgaben in der

Betreuung von gesellschaftlichen Randgruppen, in der Erziehung und Jugendarbeit sowie in der Vermittlung des Evangeliums wahr. Sie sehen sich dabei in der Nachfolge Christi, dessen Wirken in den Evangelien in vielfältiger Form beschrieben wird, darunter:

Pater Peter Singer beim Spielen des sogenannten «Pansymphonikons». Der Franziskaner konstruierte 1840 erstmals ein solches Instrument, das mechanische und akustische Prinzipien von Klavier und Orgel vereinigte. Damit konnten beispielsweise die Chorgesänge auch außerhalb der Kirchenräume mit einem Instrument, das ein größeres Klangvolumen als das Klavier besaß, begleitet werden.

Bild Christi im Evangelium

Lehrer seiner Jünger (Mk 1,21f.)

Freund der Kinder (Lk 18, 16)

Heiler der Kranken (Mt 15, 30f.)

Freund der Ausgegrenzten (Lk 5,12f.) Prediger des Gottesreichs (Lk 6, 20-23) Glaubensbote (Mt 28, 19f.)

Vergleichbares Aufgabengebiet s on Ordensleuten

Lehrer an Schulen und Hochschulen

Erziehungsaufgabeu in Horten und Kindergärten

Ärzte und Pflegekräfte in Krankenhäusern, Altenbetreuer

Einsatz in der Obdachlosenbetreuung und in Suchthilfeeinrichtungen

Glaubensverbleitung in Gememden

Einsatz in Missionsgebieten weltweit

Viele ehemals ordenseigene Einrichtungen wurden aus Kostengründen und aufgrund von Personalmangel in den eigenen Reihen an Diözesen, Gemeinden oder sonstige Träger übergeben. Die nach wie vor dort tätigen

Ordensmitglieder wurden häufig als Angestellte von den neuen Trägem übernommen.

64. Wovon leben die Klöster? Klöster sind autark und müssen ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften. Dabei gibt es Domänen, in denen sich die Orden bereits im frühen Mittelalter hervorgetan haben. Einige davon sind im Aussterben begriffen. Ordensleute haben sich beispielsweise als Ärzte und Heilkundige bewährt. Bis zum vierzehnten Jahrhundert wurde Heilkunde ausschließlich in Klöstern betrieben. Eine Apotheke gehörte zu jedem Kloster. Heute gibt es nur noch wenige Ordensleute, die sich mit dem Anbau und der heilkundlichen Anwendung von Kräutern befassen.

In vielen Klöstern wurde Bier gebraut. Noch heute gibt es Ordenshäuser, die im Besitz von Brauereien sind, darunter die Klöster Andechs, Weltenburg und Ettal. Auch Weinanbau wurde von Klöstern betrieben. Klöster, die heute noch Weinberge besitzen, haben diese vielfach verpachtet. Durch eine eigene Weinproduktion haben sich die Benediktinerinnen im Kloster Eibingen oberhalb von Rüdesheim hervorgetan. Sie haben in ihrem Konvent auch Schwestern, die ausgebildete Winzerinnen sind. Eine Vielzahl kleinerer Konvente fertigt weitere Klosterprodukte, die in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt haben. Was aus Klöstern kommt, gilt zu Recht als Qualitätsprodukt und ist wieder verstärkt gefragt. Neben Kerzen erfreuen sich Produkte zur Körper- und Gesichtspflege, wie Cremes, Salben, Seifen, Shampoos, Parfums — in der Regel auf Naturbasis hergestellt einer großen Nachfrage. Für die Speisekammer gibt es Marmeladen, Gebäck, Klosterbrot, Liköre, Schnäpse und natürlich Früchte- und Kräutertees. Manche Klöster produzieren eine Palette ganz außergewöhnlicher Produkte. Die Mönche der Benediktinerabtei Saint Wandrille in der Normandie beispielsweise stellen hervorragende Schuhcremes und Reinigungspasten her. «Das hat bei uns eine lange Tradition», sagt der Gastpater Lucien Magnier, «und wir sind dafür weit über die Grenzen unserer Region bekannt.» Die Produkte werden - wie inzwischen bei vielen Klöstern üblich - nicht nur im eigenen Laden verkauft, sondern auch über das Internet vertrieben.

Natürlich gibt es Konvente mit großen Wirtschaftsbetrieben. Die Abtei Münsterschwarzach hat eine Reihe von Werkstätten und Betrieben mit rund 300 weltlichen Angestellten, darunter einen Verlag und eine Druckerei, Bäckerei und Metzgerei sowie eine Gold- und Silberschmiede und ein

Blockheizkraftwerk. In den klostereigenen Unternehmen werden auch Lehrlinge ausgebildet.

Zu einer wichtigen Einnahmequelle für viele Klöster sind Gästezimmer geworden. Etliche Ordenshäuser haben ihre Pforten geöffnet und vermieten Zimmer an Menschen, die im Kloster ein paar Tage Abstand vom Alltag nehmen wollen. Dabei ist es den Ordensleuten wichtig, dass die Besucher das Kloster nicht als billige Übernachtungsmöglichkeit sehen, sondern auch am Tagesablauf des Konvents teilnehmen und nach Möglichkeit die Gebetszeiten wahmehmen. Vielfach bieten geschulte Ordensleute auch Seminare an.

Um ihr Überleben zu sichern, ist in den Klöstern Untemehmergeist und Kreativität gefragt, denn jedes Haus muss selbst Einkünfte erwirtschaften. Zu den Einkünften tragen auch Gehälter von Nonnen oder Mönchen bei, die außerhalb des Klosters als Angestellte von kirchlichen oder staatlichen Einrichtungen ihr Geld verdienen. Außerdem helfen Spenden, die manch einem Kloster zu fließen.

Viele Klöster haben Fördervereine gegründet, deren Mitglieder das Ordenshaus in vielerlei Hinsicht unterstützen - einerseits finanziell durch ihre Beiträge, darüber hinaus aber auch durch ehrenamtliche Beratertätigkeiten oder Organisation von Veranstaltungen, deren Erlös dem Kloster zugute kommt.

 
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