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Start arrow Kultur arrow Die 101 wichtigsten Fragen

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Der Einzelne in der Gemeinschaft

49. Wie sieht der Privatbereich eines Ordensmitglieds aus?

Die sogenannte Klosterzelle ist der ganz private Bereich eines jeden Ordensmitglieds. Der Begriff Zelle deutet daraufhin, dass das Zimmer karg, schlicht und nur mit dem Notwendigsten ausgestattet sein sollte. In früheren Jahrhunderten hatten Ordensleute einen gemeinsamen Schlafsaal, in dem die Schlafstellen manchmal durch Vorhänge voneinander abgetrennt werden konnten. Es gab für jeden Einzelnen nur ein Bett sowie einen Spind. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Novizen in solchen Schlafsälen untergebracht. Einen privaten Bereich im eigentlichen Sinn gab es nicht. Dies hat sich heute grundlegend geändert, nicht zuletzt deshalb, weil auf Grund des Nachwuchsmangels in Ordenshäusern ein großes Platzangebot besteht. So hat jedes Mitglied eines Konvents ein eigenes Zimmer, auch die Novizen. Dieser private Bereich ist für andere tabu. In vielen Klöstern gilt, dass sich nicht einmal die Mitschwestem beziehungsweise -brüder gegenseitig auf ihren Zimmern besuchen, um die Privatsphäre zu wahren.

Inzwischen gehört zu diesen Zimmern oft ein eigenes kleines Duschbad. Es gibt aber auch noch Klöster mit Gemeinschaftsduschen auf dem Flur. In der Abtei Münsterschwarzach hat der Konvent sich vor nicht allzu langer Zeit gegen den Einbau von Duschen in den einzelnen Zimmern entschieden, da man das nicht brauche.

Die Grundmöblierung der Räume stellt in der Regel das Kloster, um zu vermeiden, dass jemand eine kostspielige Einrichtung mitbringt. Es soll auch hier das Prinzip der Gleichheit herrschen. So bringen neue Klostermitglieder beim Einzug lediglich wenige persönliche Gegenstände mit, wie Fotos, Bilder, CDs oder Bücher. Den Rest verschenken sie oder geben ihn ihrer Familie. Wer das Glück hat, einmal in Klosterzellen Einblick zu bekommen, wird feststellen, dass die Räume ganz individuell ausgestaltet sind. Manche sind mit wenigen Gegenständen eingerichtet, andere mit den verschiedensten Dingen angefüllt.

Pater Anselm Grün erzählte mir einmal, dass es in seiner Abtei

Münsterschwarzach einen jährlichen Entrümpelungstag gebe. Dann sind alle Mitbrüder angehalten, die Gegenstände, die sie nicht mehr brauchen, vor die Zellentür zu stellen. Er meinte, es sei erstaunlich, was sich bei dem einen oder anderen im Laufe eines Jahres angesammelt habe - nicht anders als bei manchem von uns zu Hause.

 
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