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Die 101 wichtigsten Fragen
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47. Schweigen: Zu welchen Zeiten und an welchen Orten ist es üblich?Schweigen gehört zum Klosterleben. Es gibt Schweigephasen, Schweigeorte und auch Schweigeorden. Zu den Schweigeorden gehören beispielsweise die Kartäuser, die nur am Sonntag sprechen und sich ansonsten durch Blicke und Zeichen verständigen. Sie haben gelernt, ohne Worte auszukommen. Auch die 1896 gegründete Kongregation der Steyler Anbetungsschwestem, offiziell «Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung» — im Volksmund wegen ihrer Kleidung «Rosa Schwestern» genannt -, verbringen ihren Tag schweigend. Wenn auch in anderen Orden die Schweige Vorschriften nicht so strikt sind, so haben Schweigephasen in jedem Kloster eine wichtige Bedeutung. Dabei geht es darum, in die Stille einzutauchen und offen zu werden für Gott. Das Schweigen soll helfen, sich zu besinnen und seine Worte mit Bedacht zu wählen. Für Ordensleute sind diese Schweigephasen daher sehr wertvoll. Gerade Nonnen und Mönche, die aufgrund ihrer Tätigkeiten besonders viel reden müssen, beispielsweise an der Pforte, bei der Gästebetreuung oder beim Telefondienst, freuen sich auf die «redefreie» Zeit. Grundsätzlich sind die Ordensleute angehalten, überflüssige Worte zu vermeiden. Geschwiegen wird in jedem Fall nach dem Nachtgebet, der Komplet, bis nach den Laudes, dem morgendlichen Lobgesang. Geschwiegen wird in den meisten Klöstern auch während der Mahlzeiten - am Sonntag ist das Schweigegebot manchmal aufgehoben. Klösterliche Schweigeorte sind traditionell auch — neben dem Refektorium, dem Speisesaal - die Kirche, der Kreuzgang und die Klausur. Dies gilt natürlich auch für klösterliche Gäste. Auf den Fluren ist man grundsätzlich angehalten, lautes Reden zu vermeiden. ![]() Charakteristisch für die Kartäuser ist ihr Schweigen. Sie verbinden die eremitische mit der monastischen Lebensweise: Um den großen Kreuzgang herum sind die Einsiedeleien der Patres angeordnet, voneinander getrennte Wohnhäuser, die meist auch einen Garten haben. In der Regel bestehen die Häuser aus einem Vorraum (Ave Maria), einem Aufenthalts- und Schlafraum (Cubiculum) mit einem Gebetsstuhl (Oratorium) sowie einer Werkstatt (Laboratorium). Hier der Grundriss der Kirche und des nördlichen Kreuzgangfügeis der ehemaligen Kartause Prüll in Regensburg. Manche Klöster veranstalten für Gäste mehrtägige Schweigekurse, die sich großer Nachfrage erfreuen. Wenn es auch manchem Teilnehmer anfangs schwer fallt, seine Worte zurückzuhalten, so verspürt man doch nach einer gewissen Zeit, wie erleichternd es sein kann, nicht reden zu müssen. Darüber hinaus fühl! die Stille oft zu einer vertieften Selbsterkenntnis. |
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