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Die 101 wichtigsten Fragen
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45. Fasten: Wann und wie häufig findet es im Kloster statt?Fasten ist im Kloster Tradition. Seit Jahrhunderten ist dies eine von Ordensleuten praktizierte Methode, um Körper, Geist und Seele zu reinigen. Schon in vorchristlicher Zeit spielte der Verzicht auf feste Nahrung eine Rolle, etwa bei Mose, der nach der Legende vierzig Tage und Nächte in der Wüste Sinai fastete, bevor Gott ihm die Zehn Gebote offenbarte. Durch das Fasten bereitete er sich auf dieses außergewöhnliche Ereignis vor. Auch Elija, der israelitische Prophet, soll in die Wüste geführt worden sein, um sich dort durch Fasten auf eine große Mission vorzubereiten. Er blieb ebenfalls vierzig Tage, bis er durch eine Botschaft des Engels erfühl', dass seine Fastenzeit beendet sei (2. Könige 1,19). Auch Jesus zog sich zu einem inneren Reinigungsprozess in die Wüste zurück, um Buße zu tun und sich auf seine öffentlichen Auftritte vorzubereiten (Lukas 4,1-13). Die Zahl vierzig, die bei in der Bibel beschriebenen Fastenphasen immer wieder genannt wird, bezieht sich wahrscheinlich auf die vierzig Jahre, die das jüdische Volk durch die Wüste wandern musste, ehe es das Gelobte Land erreichte (5. Mose 29,4). Zudem stimmen die vierzig Tage in etwa mit dem Zeitraum überein, den ein gesunder Mensch normalerweise ohne feste Nahrung überleben kann, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen. Bei den frühen Mönchen des vierten Jahrhunderts war das Fasten besonders populär. Sie wollten sich äußerlich und innerlich reinigen, damit Gott ihren Leib ganz durchdringen könne. Viele fasteten über einen langen Zeitraum fünf Tage pro Woche und aßen nur Samstag und Sonntag, andere aßen nur einmal täglich. Sie zogen sich dafür in die Wüste zurück. Die Wüste ist ein traditioneller Fastenort und symbolisiert die Abgeschiedenheit von der restlichen Welt sowie das Bewusstsein, ausgedörrt, wüst und leer zu sein. In einem solchen Zustand ist es an der Zeit, sich zurückzuziehen, um seine Ressourcen zu erneuern. Der Kirchenvater Augustinus setzte sich von diesem exzessiven Fasten ab. Nach seiner Meinung sollte jeder Mensch sorgsam mit seinem Leib umgehen und ihn nicht ständig extremen Prüfungen unterziehen. Der heilige Benedikt schloss sich dieser Meinung an. Für ihn war das Fasten die Vorbereitung auf ein besonderes Ereignis, nämlich auf Ostern, die Auferstehung Christi. Das Fasten sollte Körper und Geist reinigen, deshalb war das klösterliche Fasten oft auch mit dem Schweigen verbunden. Zwar sollten die Mönche immer enthaltsam leben, aber Benedikt hielt es für notwendig, bestimmte Fastenphasen im Jahreslauf festzulegen. Maßgebend waren dabei einmal die hohen kirchlichen Festtage wie Ostern und Weihnachten, zum anderen der Rhythmus der Jahreszeiten. Im Sommer, wenn die Mönche schwere körperliche Arbeiten auf dem Feld erledigen mussten, konnten sie unmöglich fasten. Im Winter jedoch, wenn die Tage kürzer und die Arbeiten im Haus meist weniger anstrengend waren, konnte die Nahrung eher reduziert werden. Fasten gehört auch heute noch zum klösterlichen Jahreslauf. Die Tradition des NahrungsVerzichts oder der Nahrungsreduktion vor Weihnachten und Ostern hat man in den Ordenshäusern beibehalten. Man verzichtet beispielsweise auf Fleisch, auf Alkohol, auf Nachspeisen. Neben diesem meist durch die Klosterleitung festgelegten Verzicht entscheidet jedes Ordensmitglied ganz persönlich, was es in dieser Zeit entbehren möchte. In einem privaten Gespräch teilt es dies der Äbtissin beziehungsweise dem Abt mit und geht so auch eine Verpflichtung ein, das Vorhaben einzuhalten. Vielfach bieten Klöster für Gäste Fastenseminare an, die in der Regel in der Fastenzeit und ab dem späten Herbst bis Weihnachten stattfinden. Sie dauern meist eine Woche und werden durch ein Ordensmitglied, das über Erfahrungen als Fastenleiter verfügt, begleitet. Meist stehen den Teilnehmern darüber hinaus auch ärztliche Betreuung sowie Bewegungs-, Meditationsund kreative Angebote zur Verfügung. Das Besondere an diesen Kursen sind das Kloster als traditioneller Fastenort sowie die spirituelle Betreuung durch die Ordensleute. 46. Gehorsam: Was ist heute darunter zu verstehen? Bei der ewigen Profess, also dem feierlichen, öffentlich vorgetragenen Gelöbnis, sich auf ewig an das Ordensleben zu binden, legen die Ordensleute drei Gelübde ab: Bei den Benediktinern sind dies Beständigkeit, klösterlicher Lebenswandel und Gehorsam. Gerade der Begriff «Gehorsam» hat heute einen etwas negativen Beigeschmack. Man denkt an Unterwürfigkeit, Befehlsempfang und mangelnde Eigeninitiative. Bei genauerer Betrachtung stellt man aber fest, dass in diesem Wort der Begriff «hören» steckt. Der heilige Benedikt spricht daher auch vom Kloster als einer «Schule des Hörens». Hören meint dabei nicht gedankenloses Befolgen von Vorgaben oder Befehlen, sondern hinhören, aufmerksam sein, auch, dem Anderen Gehör schenken, also ihn achten und das, was er tut und sagt, beachten. Benedikt möchte keine Duckmäuser im Kloster, die innerlich murrend dasausführen, was ihnen der Obere vorgibt, sondern er schreibt: «Ein Gehorsam ... ist nur Gott angenehm und für die Menschen beglückend, wenn der Befehl nicht zaghaft, nicht saumselig, nicht lustlos oder gar mit Murren oder Widerrede ausgeführt wird.» (Regel Benedikt, Kap. 5, 14) Leichter gesagt als getan. Wie wird heute in Klöstern mit dem Thema «Gehorsam» umgegangen? In der Ausbildung der Novizen wird auf den Gehorsam großer Wert gelegt. Dabei gibt es natürlich von Kloster zu Kloster verschiedene Ausprägungen. Ich habe Frauenklöster erlebt, in denen der Nachwuchs keine Briefe schreiben durfte, Telefonate nur zu wenigen Gelegenheiten erlaubt waren und das Kloster nicht verlassen werden durfte. Ich erinnere mich an Gespräche, in denen Novizinnen, die erst in fortgeschrittenerem Alter ins Kloster eingetreten waren, tränenreich berichteten, dass sie nicht zur Beerdigung einer verstorbenen Freundin gehen oder ihrer Nichte zum Geburtstag schreiben durften. Solche Fälle gibt es durchaus. Die Klostervorsteherin wollte die Prüfungszeit möglichst streng gestalten. So sollten die Kandidatinnen sich darüber klar werden, ob sie dem Klosterleben wirklich gewachsen waren. Nach meinem Eindruck herrschen diesbezüglich in Frauenklöstem noch strengere Regeln als in Männerklöstem. Aber auch dort muss der Obere in vielen Dingen gefragt werden, beispielsweise wenn man außerhalb des Klosters etwas zu erledigen hat, Außenkontakte pflegen oder persönliche Geschenke behalten möchte. Man muss sich an der Gemeinschaft orientieren und darf keine eigenen Wege gehen, wenn man sich für das Leben hinter Klostermauem entscheidet. Vor allem für Menschen, die bereits über einige Lebenserfahrung verfügen und ihren eigenen Hausstand hatten, bevor sie ins Kloster eintraten, ist dies nicht einfach. Deshalb dauert die Prüfungszeit vor der endgültigen Aufnahme ins Kloster rund fünf Jahre. Manch einer erkennt in dieser Zeit, dass dies nicht der für ihn geeignete Weg ist. Und hin und wieder erlebt man, dass sich selbst langjährige Ordensmitglieder über Anordnungen durch die Klosterleitung beklagen, die sie nicht nachvollziehen können. Des Öfteren mangelt es auch in diesen Häusern - wie überall im zwischenmenschlichen Leben - an der Kommunikation. |
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