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Die 101 wichtigsten Fragen
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44. Wie sieht die klösterliche Ernährung aus?Gastfreundschaft ist ein ganz wesentliches Element des klösterlichen Lebens. Dies wird nicht nur durch eine freundliche Aufnahme und Betreuung gewährleistet, sondern auch durch ein besonders reichhaltiges Speiseangebot. Nach dem ganzheitlichen Prinzip «Gutes für Körper, Geist und Seele» wird in Klöstern darauf geachtet, für das leibliche Wohl der Gäste zu sorgen. Oft ist die Kost bodenständig, es gibt vielfach Hausmannsgerichte, die man in dieser Form und Qualität in Gaststätten und Restaurants nur noch selten findet. Auch in der heimischen Küche sind diese traditionellen Speisen kaum noch an der Tagesordnung. Königsberger Klopse beispielsweise, Szegediner Gulasch, Arme Ritter, hausgemachter Apfelstrudel mit heißer Vanillesoße, Kartäuser Klöße, Forellen aus klostereigener Zucht zählen zu den Köstlichkeiten, mit denen ich in Klöstern schon bewirtet wurde. Das Angebot ist reichlich, und bei der Zusammenstellung des Speiseplans wird auf die Verwendung saisonaler Produkte aus der Region geachtet. Kirschen aus Chile wird man um die Weihnachtszeit in Klöstern also nicht finden, eher eingemachtes Obst aus dem Klostergarten. Ebenso wenig wird griechischer Spargel zu Jahresbeginn angeboten, sondern vielleicht selbst hergestelltes Sauerkraut oder Kohlrabi aus eigenem Anbau. In der Regel gibt es mindestens zweimal wöchentlich auch für Gäste fleischlose Kost, in jedem Fall mittwochs und freitags, den klassischen Fastentagen. Die Ordensleute selbst verzichten häufiger auf den Fleischgenuss. Gäste werden in Klöstern meist mit vier Mahlzeiten täglich verwöhnt. Das Frühstück wird in größeren Häusern inzwischen als Buffet angeboten. Auch die Ordensleute selbst haben vielfach ein kleines Buffet am Morgen in ihrem Refektorium. Dies ist vor allem bei größeren Konventen der Fall. Zum Mittagstisch gibt es für Gäste drei Gänge: häufig Suppe als Vorspeise, gefolgt von Hauptgericht und Nachtisch. Des Öfteren steht zusätzlich noch ein kleines Salatbuffet bereit. Damit ihre Ernährung nicht allzu üppig wird, verzichten die Ordensleute in vielen Klöstern auf einen Nachtisch am Mittag. Lediglich das Sonntagsmahl wird durch diesen süßen Abschluss gekrönt. Zu Zeiten des heiligen Benedikt kamen übrigens immer zwei verschiedene Gerichte zur Auswahl auf den Tisch, weil es Mitbrüder gab, die ein Gericht nicht mochten oder nicht vertrugen. Heute wird dies nicht mehr so gehandhabt. Am Nachmittag warten Kaffee und Kuchen auf die Gäste. Auch hier üben die Ordensleute meist Verzicht. Zur Abendmahlzeit gibt es Kaltes: Butter und Brot, Wurst und Käse, hin und wieder auch Salate. Man achtet im Kloster übrigens nicht nur auf ein ausgewogenes Speisenangebot, sondern auch auf schön gedeckte Tische. Blumen gehören immer dazu, überdies entsprechende Tischwäsche. Dies fällt vor allem in Frauenklöstem ins Auge. An Sonn- und Feiertagen werden die Tische besonders festlich hergerichtet. Und was trinkt man im Kloster? Dass man auf Alkohol nicht vollkommen verzichten konnte, wusste bereits der heilige Benedikt. In seiner im sechsten Jahrhundert verfassten Regel legte er fest: «Doch mit Rücksicht auf die Schwachen meinen wir, dass für jeden täglich eine Hemina Wein (= rund % Liter) genügt.» (Regel Benedikt, Kap. 44, 3) Schließlich hatte der Ordensvater Lebenserfahrung. Viele Klöster bauten Wein an und stellten Bier her. Was im eigenen Kloster produziert wurde, konnte man den Mitbrüdem schwerlich verwehren. So gönnen sich die Ordensleute an Sonn- und Feiertagen auch mal ein Glas Wein. In dem einen oder anderen Ordenshaus habe ich die Erfahrung gemacht, dass Wein zum täglichen Mittagstisch gehört. Manchmal hat man das Glück, aus eigenem Apfelbestand hergestellten Saft angeboten zu bekommen, was besonders köstlich ist. Klöster mit eigenem Kräutergarten stellen für ihre Gäste und die Mitschwestern beziehungsweise -brüder auch Haustee her. Um einen kleinen Vorgeschmack auf klösterliche Speisen zu bieten, hier einige klassische Klosterrezepte: Holunderblütenkücheri Zutaten (für vier Personen):
Fett zum Ausbacken (die Menge so wählen, dass die Kücheri in der Pfanne schwimmen) Zubereitung: Die Holunderblüten sollten bei Sonnenschein gepflückt werden, da so der Blütenstaub erhalten bleibt, der wichtig für Geschmack und Zubereitung der Kücheri ist. Sie werden nicht gewaschen, da sonst die Blüten abfallen könnten (aber auf Lausbefall achten!). Nach dem Pflücken am selben Tag noch verarbeiten. Die Eier mit der Milch verschlagen, dann mit Mehl und Salz vermischen, anschließend das Fett erhitzen. Nun die Blüten einzeln am Stängel anfassen, die Dolden in den Teig tauchen und sofort im heißen Fett ausbacken, bis sie knusprig sind. Wer möchte, kann die einzelnen Dolden vor dem Servieren mit Puderzucker bestreuen. Apfelstrudel mit Vanillesoße Zutaten für den Teig (für vier Personen):
Zubereitung des Teigs: Alle Zutaten vermischen und zu einem geschmeidigen Teig kneten. Mindestens eine Stunde ruhen lassen. Danach in vier Portionen teilen und jeweils auf einem Tuch sehr dünn ausrollen. Zutaten für die Füllung:
Saft von Yi Zitrone
Zimt nach Geschmack Zucker oder Honig nach Geschmack Zubereitung der Füllung: Die Äpfel schälen und in feine Scheiben schneiden. Mit dem Zitronensaft beträufeln, anschließend mit den Haselnüssen und den Sultaninen vermischen. Mit Zimt und Zucker oder Honig abschmecken. - Die Semmelbrösel in der Butter anrösten und auf den Teigstücken gleichmäßig verteilen. - Nun die Apfelmasse auf den mit Semmelbröseln belegten Teig geben. Die Teigteile mit Hilfe des Tuchs aufrollen. Mit ein wenig Butter bestreichen. Bei 200 Grad Umluft rund 30-40 Minuten (je nach Durchmesser des Strudels) im vorgeheizten Backofen backen. Zutaten für die Vanillesoße: 10 g Vanillepuddingpulver Vi 1 Milch Zucker nach Geschmack Zubereitung: Die Milch zum Kochen bringen. Das Vanillepuddingpulver erst in ein wenig kalter Milch anrühren, dann in die kochende Milch geben und kurz aufkochen lassen. Mit Zucker oder Honig abschmecken. In einem eigenen Gefäß zum Apfelstrudel servieren. Kartäuserklöße Zutaten (für 4 Personen):
Zucker nach Geschmack Fett zum Ausbacken Zucker und Zimt zum Bestreuen Zubereitung: Milch, Eier und etwas Zucker verrühren. Die Semmeln waagerecht halbieren und in der Flüssigkeit einweichen. Wenn sie gut durchgezogen sind, ein Sieb in eine Schüssel hängen, und die Semmelhälften darauf abtropfen lassen. Nun das Fett in einem Topf heiß werden lassen, und die Semmeln darin frittieren. Anschließend in Zucker und Zimt wälzen. Weidas Gericht noch etwas verfeinern möchte, kann Vanillesoße oder Apfelkompott dazu servieren. Sauerampfersuppe Zutaten (für vier Personen):
Salz nach Geschmack Zubereitung: Die Zwiebeln in Fett glasig andünsten, dann das Mehl dazugeben, mit den Zwiebeln vermischen und kurz durchrühren. Anschließend mit der Brühe aufgießen und 10 Minuten köcheln lassen. Nun den fein geschnittenen Sauerampfer sowie die anderen Kräuter dazugeben, kurz aufkochen lassen, je nach Geschmack etwas Sahne (max. 4 EL) hinzufügen und servieren. |
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