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Die 101 wichtigsten Fragen
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41. Ist das Ordensgewand heute noch zeitgemäß?«Der Habit ist für mich sehr wichtig, denn er demonstriert meine Zugehörigkeit zum Orden. Und warum sollte ich nicht zeigen, dass ich mein Leben Gott geweiht habe?», sagte mir Pater Wolfgang aus dem Kloster Jakobsberg. So wie er sehen es viele Ordensleute, gerade unter dem Klostemachwuchs. Der Begriff «Habit» - im Plural «Habite» - ist abgeleitet vom lateinischen habitus = Haltung, Gestalt. Viele katholische Ordensgemeinschaften, übrigens auch einige evangelische, haben eine Ordenstracht. Benediktiner beispielsweise tragen ein schwarzes Gewand. Bei den Mönchen besteht es aus einem langen, vorne durchgehend geknöpften Untergewand, das in der Taille durch einen Gürtel, das Zingulum, gehalten wird. Darüber trägt man das sogenannte Skapulier, eine breite Stoffbahn mit Ausschnitt für den Kopf, die vorne und hinten über dem Untergewand hängt und in der Regel die gleiche Länge wie dieses hat. Das Skapulier diente früher wohl als Schürze, und bei manchen männlichen Ordensmitgliedem hat man den Eindruck, dass es heute noch diese Funktion hat. Das Gewand der Benediktinerinnen ist um einiges aufwändiger. Sie tragen wie ihre Mitbrüder Untergewand und Skapulier, darüber hinaus jedoch auch noch den schwarzen Schleier, der aus einer Art Netz für das Haar und einer Haube besteht. In manchen Klöstern verdecken die Ordensfrauen ihre Haare komplett mit dem Schleier, in anderen Fällen ist er auf das Haar aufgesteckt, und einige Haarsträhnen sind noch sichtbar. Die Novizen sind am kürzeren Skapulier erkennbar, die Novizinnen am weißen Schleier. ![]() Darstellung eines Paters Ende des 19. Jahrhunderts. Typisch für die Mönche der damaligen Zeit ist der Pileolus (lat. = Hut, Kappe), das sogenannte Scheitelkäppchen. Von Kloster zu Kloster kann der Habit auch innerhalb eines Ordens leicht variieren. Die Länge von Untergewand oder Schleier kann beispielsweise unterschiedlich sein, auch die Stoffqualität oder die Farbe des Gewands. Zisterzienser tragen ein weißes Ordensgewand mit schwarzem Skapulier, Prämonstratenser haben eine komplett weiße Tracht, und die Franziskaner braune Kutten, die in der Taille von einem Strick gehalten werden. Die Steyler Missionarinnen haben auch blaue Ordensgewänder, ebenso die Paulus-Schwestern, um nur einige Gemeinschaften zu erwähnen. Zu festlichen Anlässen tragen die Mitglieder mancher Orden auch einen Chormantel mit einer Kapuze, der sogenannten Kukulle. So vielfältig wie die Orden und Klöster, so variantenreich sind auch die Gewänder der Nonnen und Mönche. Art und Stil des Ordensgewands ist in den Satzungen der jeweiligen Gemeinschaft festgelegt. Manche Orden haben keine spezielle Tracht, beispielsweise die Salesianer Don Boscos oder die Jesuiten. Sie tragen Zivil. Hin und wieder kann man sie an einem kleinen Kreuz, das am Revers befestigt ist, erkennen. Es gibt auch evangelische Ordensgemeinschaften mit speziellen Gewändern, die häufig jedoch nur an Festtagen getragen werden. Ordensgewänder sollen einmal die Zugehörigkeit der Person zur entsprechenden Gemeinschaft dokumentieren, zum anderen aber auch die Individualität des einzelnen Mitglieds zurücknehmen. Vor Gott soll jeder gleich sein. In bestimmten Situationen tragen aber auch Mitglieder von Gemeinschaften, die Ordensgewänder haben, zunehmend Zivil. Beispielsweise wenn sie innerhalb eines Klosters einer Arbeit nachgehen, bei der das Gewand hinderlich ist. Manchmal auch, wenn sie eine berufliche Tätigkeit außerhalb des Klosters ausüben. Im Urlaub verzichten viele Nonnen und Mönche auf ihre Ordenstracht. Manche ältere Ordensmitglieder allerdings erzählten mir, dass sie eigentlich nie ohne Tracht aus dem Haus gehen. Dies löse zugleich das Problem, was man zu welcher Gelegenheit anziehen solle. Viele junge Ordensleute legen heute Wert darauf, auf den ersten Blick als Ordensmann oder -frau erkennbar zu sein. Wenn man sich schon in unserer heutigen Gesellschaft für diesen außergewöhnlichen Lebensweg entscheidet, möchte man auch durch das Gewand dokumentieren, dass man voll dahinter steht. Zwar kann es passieren, dass man hin und wieder spöttische Bemerkungen erntet, aber in der Regel ist die Reaktion der Bevölkerung auf Ordensleute positiv. «Mit dem Ordensgewand dokumentiere ich meine Verbundenheit mit Christus. Warum sollte ich verbergen, dass ich mein Leben in seinen Dienst gestellt habe?», sagte mir Schwester Agnes aus der Abtei Waldsassen. Sie steht mit dieser Äußerung stellvertretend für viele Ordensmitglieder der heutigen Zeit. |
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