Desktop-Version

Start arrow Kultur arrow Die 101 wichtigsten Fragen

  • Increase font
  • Decrease font


<<   INHALT   >>

40. Warum gibt es noch eine Klausur?

Der Begriff Klausur ist abgeleitet von dem lateinischen Verb clandere = schließen. Er bezeichnet den abgegrenzten Bereich eines Klosters, der nur von den Ordensleuten selbst betreten werden darf. Zur Klausur gehören die Zellen der Konventsmitglieder, das Refektorium, also der klösterliche Speisesaal, und der Kapitelsaal als Versammlungsraum für die Klostergemeinschaft. In der Regel liegt auch der Kreuzgang im Bereich der Klausur. Hin und wieder ist außerdem der Chor, in dem sich die Mönche oder Nonnen zum Gebet versammeln, Teil der Klausur. Dies ist beispielsweise bei den Benediktinerinnen im Kloster Eibingen in Rüdesheim der Fall, die auch unter dem Namen «Hildegardschwestern» bekannt sind.

Die Klausur ist der ureigene Rückzugsbereich der Ordensleute, einer der traditionellen Schweigeorte im Kloster. Er symbolisiert die Wüste als Lebensraum der frühen Mönchsväter. In der Klausur können sich die Konventmitglieder von der Außenwelt zurückziehen und ganz bei sich selbst sein. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der auch an Ordensleute zunehmende berufliche und persönliche Anforderungen gestellt werden, ist dieser Bereich wichtig. Da mehr und mehr Klöster heute Gäste aufnehmen, brauchen die Nonnen oder Mönche umso mehr einen Trakt im Kloster, in dem sie sich abschotten und zur Ruhe finden können.

Der persönliche und sehr private Charakter der Klausur wird noch dadurch unterstrichen, dass sich die Ordensleute in der Regel nicht gegenseitig auf den Zellen besuchen. Sie respektieren die Privatsphäre der Mitschwester beziehungsweise des Mitbruders, indem sie sich in den Gemeinschaftsräumen treffen, wenn sie sich austauschen möchten. In ganz seltenen Fällen ist es Laien erlaubt, die Klausur zu betreten. Zum Beispiel, wenn notwendige Handwerkerarbeiten durchgefuhrt werden müssen oder ärztliche Hilfe benötigt wird.

Aus Platzmangel kann es in Einzelfällen vorkommen, dass leerstehende Zellen in der Klausur mit Gästen belegt werden, wenn sie sonst nirgends untergebracht werden können. In diesen Zimmern beherbergen Männerklöster aber nur männliche und Frauenklöster nur weibliche Gäste (siehe auch Frage 9).

 
<<   INHALT   >>

Related topics