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Start arrow Kultur arrow Die 101 wichtigsten Fragen

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Die Klostergemeinschaft

Frauen- und Männerklöster: Welche Unterschiede gibt --------- es? Seit Gründung der ersten Gemeinschaften lebten Frauen im Kloster zurückgezogener als Männer. Die Klausur war strenger, sie durften die Klöster kaum verlassen und gingen Tätigkeiten im Haus nach.

Viele Frauenklöster haben sich heute geöffnet. Notwendig wurde dies vielfach durch die wirtschaftliche Situation der einzelnen Häuser. Nachwuchs gibt es nur noch spärlich, die großen Klöster - nicht selten historische Bauten mit Sanierungsbedarf - müssen unterhalten werden, und so mussten sich die Ordensfrauen neue Geschäftsfelder suchen, um ihr Einkommen zu sichern. Manches Kloster hat leerstehende Trakte zu Gästebereichen umgebaut, und so kommen zunehmend Gäste für einige Tage ins Kloster, die Abstand von ihrem Alltag suchen. Für die Nonnen hat die Aufnahme und Betreuung von Gästen zur Folge, dass sie mehl' und mehr mit der Außenwelt in Berührung kommen.

Typische Tätigkeiten, denen sich die Ordensfrauen früher widmeten und die sie ans Kloster banden, verlieren heute an Bedeutung. Eine davon ist beispielsweise die Oblatenbäckerei. Der Bedarf an Hostien hat im Laufe der Jahre mit der Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abgenommen, und so gibt es nur noch wenige Frauenklöster, die Hostien produzieren. Auch die Paramentenstickerei, früher ebenfalls eine Domäne der Klosterfrauen, wird in den Ordenshäusem immer weniger praktiziert. Je weniger Priester, desto weniger Messgewänder werden benötigt. Hinzu kommt, dass kaum noch Klostemachwuchs in dieser kunstvollen Sticktechnik, die große Fingerfertigkeit, Stilempfinden und Konzentration verlangt, ausgebildet wird. So schließt manch wunderschön ausgestattetes Stickatelier im Kloster oder führt nur noch Reparaturen aus.

Auch für die Kräuterkunde gab es in jedem Kloster Spezialistinnen. So manche auf diesem Feld erfahrene Nonne ist inzwischen hochbetagt und kann sich dem Kräutergarten nur noch bedingt widmen. Glücklicherweise gibt es in dem einen oder anderen Frauenkloster jüngere Ordensfrauen, die diese Tradition fortsetzen, damit das klösterliche Wissen nicht verloren geht.

Junge Ordensfrauen beim Gebet Ende des 19. Jahrhunderts. Im Vordergrund eine Novizin, die am weißen Schleier erkennbar ist. Die Kopfbedeckung ist unter dem Kinn geschlossen, so dass kein Haar sichtbar wird. Eine vergleichbare Kopftracht findet man zum Teil auch noch in heutigen Klöstern, beispielsweise bei den Benediktinerinnen in der Kölner Südstadt oder den sogenannten Hildegardschwestern in Rüdesheim am Rhein.

Die Kerzenproduktion und -dekoration ist ebenso ein typisches Betätigungsfeld der Klosterfrauen. Aber auch in diesem Fall ist die Zahl der Klöster, die sich diesem Kunstgewerbe widmen, rückläufig.

Die heutigen Rahmenbedingungen haben zur Folge, dass die Frauenklöster sich mehl' geöffnet haben. Ordensfrauen sind zunehmend in Berufen tätig, die sie außerhalb der Klostermauem ausüben. Dies sind beispielsweise Tätigkeiten in sozialen Bereichen, im Erziehungswesen oder auch in der Kranken- und Altenbetreuung.

Trotz all dieser Entwicklungen kann man sagen, dass die weiblichen

Ordensmitglieder nach wie vor zurückgezogener leben als ihre Mitbrüder. Und wer zu Gast in einem weiblichen Konvent ist, wird an mancher Stelle spüren, dass die hierarchischen Strukturen dort besonders stark verfestigt sind. Hier hat der Gehorsam noch eine ganz wesentliche Bedeutung, und es geschieht nichts ohne Genehmigung der Äbtissin oder Hausoberin.

Eine andere Beobachtung kann man hin und wieder beim Besuch verschiedener Klöster machen: Während die Mönche es im Einzelfall einmal erlauben, dass man - auch als weiblicher Gast — die Klausur betritt, achten die Ordensfrauen sehr genau darauf, dass dieser Bereich für Personen, die nicht dem Konvent angehören, tabu ist.

 
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