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Start arrow Kultur arrow Die 101 wichtigsten Fragen

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9. Welchen Sinn hat die Klausur?

Die Klausur (lateinisch claudere = verschließen, absperren) ist in einem Kloster der Bereich, der nur von den Konventmitgliedem betreten werden darf. Abgeleitet ist dieser Begriff von der Klause (spätlat. clausura = Sperre, Verschluss), der Einsiedelei. Im monastischen Leben wird damit die Abgeschiedenheit von der äußeren Welt betont, die gewährleisten soll, dass man sein Leben auf den Dialog mit Gott ausrichtet. Im Mittelalter wurde der Begriff Klausur umfassender verwendet als heute. Man bezeichnete damit die gesamte Klosteranlage. Im Sankt Gallener Klosterplan, der um 820 entstand und den Grundriss einer idealen Klosteranlage zeigt, ist die Klausur das Kernstück. Ihr Mittelpunkt ist der Kreuzgang, er verbindet die einzelnen Bereiche der Klausur: das Dormitorium, also den Schlafsaal, das Refektorium - den klösterlichen Speisesaal -, Küche und Vorratskammer. Alle anderen Einrichtungen sind um die Klausur herum angeordnet.

Heute befinden sich im Bereich der Klausur in der Regel der Kreuzgang, das Mönchs- beziehungsweise Nonnenrefektorium, der Kapitelsaal, also der Versammlungsort der Konventmitglieder, sowie die Klosterzellen, der private Wohnbereich der Ordensleute. Dorthin können sie sich zurückziehen und sind unter sich. Die Klausur ist auch traditioneller Schweigeort.

  • 1 Basilika
  • 2 Schreibstube (im Obergeschoß Bibliothek)
  • 3 Sakristei (im Obergeschoß ParAmentenkammer)
  • 4 Hostienbäckerei und Ölpresse
  • 5 Kreuzgang im Klaustrtim der Mönche (die an die Basilika grenzende Portikus als Kapiwlsaal)
  • 6 Pisalis/Tagesraum der Mönche (im Obergeschoß Dormitorium)
  • 7 Abtritt
  • 8 Wasch- und Badehaus
  • 9 Refektorium (im Obergeschoß Vestiar i um / K leider kam m er)
  • 10 Küche der Mönche
  • 11 Kdlarium (im Obergeschoß Lardarium l Vorräte)
  • 12 Pfortenraum des Klaust rums und Sprechzimmer für Besucher
  • 13 Stube des Pilgermcistcrs
  • 14 Pilgerherberge
  • 15 Brauerei und Bäckerei der Pilger-herberge
  • 16 Wohnung des Gasttneisters
  • 17 Wohnung des Schulmeisters
  • 18 Wohnung für durchreisende Ordensbrüder
  • 19 Untcrkunftdcr Rcisebeglcilung vornehmer Gäste
  • 20 Küche mit Speisekammer« Brauerei und Bäckerei des Gästehauses
  • 21 Gästehaus
  • 22 Schule der Oblaten
  • 23 Abtspfalz
  • 24 Bad. Speisekammer und Küche der Abtspfalz
  • 25 Haus für den Aderlaß und die Anwendung von Pugicrmittcln
  • 26 Arzthaus mit Apotheke und Zimmer für Schwerkranke
  • 27 Arzneikräutergärten
  • 28 Kapelle des Krankenhauses
  • 29 Krankenhaus
  • 30 Bad und Küche des Krankenhauses
  • 31 Kapelle des Novizenhauses
  • 32 Novizenhaus
  • 33 Küche und Bad des Novizenhauscs
  • 34 Obstgarten und Friedhof
  • 35 Gemüsegarten
  • 36 Gärtnerhaus
  • 37 Gänscstall
  • 38 Haus der Geflügelwärter
  • 39 Hühnersult
  • 40 Kornspeicher mit Dreschtenne
  • 41 Räume des Kamerarius und Werkstätten (Sattler und Schuhmacher, Schildmachcr und Schwcrtfcgcr/Mcsscrschlcifcr, Gerber und Drechsler)
  • 42 Werkstätten (Walker« Grobschmied. Goldschmied)
  • 43 Bäckerei und Brauerei der Mönche
  • 44 Mühle
  • 45 Stampfe
  • 46 Darre
  • 47 Werkstätten (Küfer, Holzmechanikcr)
  • 48 Kornspeicher für Mühle, Bäckerei und Darre, Stampfe, Brauerei
  • 49 Pferde- und Ochsenstall
  • 50 Schafstall
  • 51 Ziegcnstall
  • 52 Kuhstall
  • 53 Gcsindchaus
  • 54 Schweincstall
  • 55 Stutenstall

Der Sankt Gallener Klosterplan

Doniinikanerkirche aus der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Typisch für die Sakralbauten dieses Ordens sind ihre Schlichtheit in der Außengestaltung sowie in der Dekoration der Innenräume. Diese Zurückhaltung ist auch an der Größe der Bauten erkennbar: Jede Überdimensionierung wurde vermieden.

Wie mir viele Ordensleute bestätigten, ist die Klausur in unserer Zeit wichtiger denn je. Durch die zahlreichen Gäste, die viele Klöster heute aufnehmen, und die generell größere Öffnung der Ordenshäuser nach außen benötigen Nonnen und Mönche einen Ort der Stille, an den sie sich zurückziehen können. Hier können sie sich der wesentlichen Aufgabe ihrer Berufung, nämlich dem Gebet, widmen.

 
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