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97. Frage: Worauf kommt es in der Versorgung verstorbener Personen an?

»Nicht nur das Sterben ängstigt die Patienten, sondern auch die Ungewissheit, was nach dem Ableben mit ihrem toten Körper geschieht oder nicht geschieht.« Dieser einprägsame Satz stammt aus der Pflegeleitlinie »Umgang mit der Situation nach dem Versterben eines Patienten« von der DGP Sektion Pflege.

Im palliativpflegerischen Verständnis bleibt die Würde des Menschen über den Tod hinaus erhalten. Das bedeutet, dass respektvoll mit der verstorbenen Person umgegangen wird und selbstverständlich Wünsche, die geäußert wurden, Beachtung finden. Nach der Feststellung des Todes durch den Arzt wird die verstorbene Person durch zwei Pflegekräfte versorgt. Wenn die Angehörigen es ausdrücklich wünschen, können sie mit zur Versorgung beitragen. Wenn besondere religiöse Rituale einzuhalten sind, übernehmen die Angehörigen bzw. die Glaubensbrüder und -Schwestern in den meisten Fällen die Versorgung.

Die Versorgung des Leichnams wird meist nach einer betriebsintern erstellten Handlungsrichtlinie vorgenommen. Es ist in den meisten Richtlinien vorgesehen die Zugänge, Ableitungen und Lagerungsmittel zu entfernen. Sichtbare Verschmutzungen sollten ebenfalls entfernt werden. In einigen Einrichtungen werden Ganzwaschungen vorgenommen, je nach Absprachen werden dann auch vorsichtig Zahnprothesen eingesetzt. Evtl, müssen Körperöffnungen vorausschauend wegen Flüssigkeitsaustritt versorgt werden. Die Haare werden gerichtet, evtl, gekämmt. Die verstorbene Person bekommt eine besondere Kleidung an; wenn keine Wünsche vorliegen, wird sie mit einem frischen Nachthemd versehen und die Angehörigen bestimmen, welche Kleidung dem Bestatter zur Aufbahrung mitgegeben wird.

Die Augen der Person werden geschlossen, ebenso der Mund. Das kann nach Pflegerichtlinie des DGP durch eine Kinnstütze geschehen. Die Hände werden, wenn nicht ausdrücklich ein anderer Wunsch besteht, übereinander gelegt. Das Zimmer wird gelüftet, aufgeräumt, sichtbare Pflegeartikel werden entfernt und die Heizung ausgestellt. Es werden Blumen gerichtet und ins Zimmer gebracht, manchmal wird auch eine einzelne Blume aufs Bett gelegt. Der Tisch wird mit sauberer Decke versehen und es werden Symbole gerichtet, die für die Person eine Bedeutung hatten; das können Kerzen, Windlicht, Salzlampe oder auch religiöse Symbole wie ein Kreuz oder die Bibel sein. Das Zimmer sollte verschlossen und mit Hinweis versehen werden, wo man sich melden kann, wenn Angehörige vielleicht unvorbereitet kommen.

Individuell ist zu entscheiden, was sinnvoll erscheint. Pflegende haben in Bezug auf das Abschied nehmen eine ganz wichtige Rolle. Ich höre immer wieder aus Teams, dass die Versorgung des Leichnams einer Person als wichtiger Anteil der pflegerischen Leistung gesehen und mit großem Respekt vor der Würde des Menschen ausgeführt wird. Es ist unbestritten, dass die Fürsorge auch über den Tod hinaus den Angehörigen gilt. Sie brauchen in dieser Lebenssituation Anleitung und Beratung und erleben das mit großer Dankbarkeit, wenn sie beides durch kompetente Gesprächspartner bekommen.

 
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