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77. Frage: Was sollten Pflegende in der Begleitung von Menschen mit christlichem Glauben bedenken?

Der geschichtliche Ursprung des christlichen Glaubens wird in enger Verbindung zur Verkündigung der Auferstehung des gekreuzigten Jesus von Nazareth gesehen. Es bildete sich eine Gruppe von Juden in Israel, die in Jesus den dem Volke Israel verheißenen Messias sahen (Urgemeinde). Rasch wuchs die Gemeinschaft derer, die an den Auferstandenen glaubten. Daraus wurde eine Kirche aus Juden und Nichtjuden, die sich zu Jesus als dem »Kyrios« (Weltherrscher) bekennt. Nach der Tolerierung durch Konstantin den Großen (313 n. Chr.) wurde das Christentum Ende des 4. Jh. Staatsreligion und kosmopolitisch.[1]

Im christlichen Glauben wird der Tod zugleich als Ende und Anfang gesehen. Untergang und Verwandlung, Auferweckung, nicht Unsterblichkeit ist der Grund christlicher Hoffnung. Der christliche Erlösungsglaube bedeutet die Befreiung von der Macht der Sünde und die Gewissheit, dass der Mensch über den Tod hinaus im Reich Gottes zur Vollendung und Heilung gelangen kann.[2]

Zur Begleitung:

  • • Wegen der Vielfalt der individuellen christlichen Überzeugungen - bis hin zu den orthodoxen Kirchen - fragt man am besten den Patienten oder seine Angehörigen nach seinen bzw. ihren Wünschen.
  • • Das Gespräch mit einem Seelsorger kann wichtig sein.
  • • Der Dienst am Kranken wird in der evangelischen und in der katholischen Kirche als wichtige Aufgabe gesehen. Zum multiprofessionellen Palliative Care-Team gehören selbstverständlich Seelsorger. Oberkirchenrätin Coenen-Marx, Referatsleitung der EKD, schrieb: »In der Palliativversorgung ist die Kirche bei ihrem Auftrag. Seelsorge ist eine Schlüsselkompetenz für Palliative Arbeit (...)«[3]
  • • In der evangelischen Seelsorge hat neben den seelsorgerischen Gesprächen das Krankenabendmahl große Bedeutung. Kranke und sterbende Menschen erfahren Trost aus Bibeltexten, vor allem Psalmen, aus Kirchenliedern, aber auch durch Segen und Gebet.
  • • In der katholischen Seelsorge haben die Krankensalbung und Krankenkommunion, aber auch die Beichte eine große Bedeutung.
  • • Als Symbol der Auferstehung kann bei einer ständigen Begleitung eine Kerze im Zimmer angezündet werden.
  • • Gebete wie z. B. das Vaterunser oder Bibeltexte wie z. B. Psalm 23 können Ruhe und Sicherheit vermitteln.
  • • Das Beten des Rosenkranzes ist ein Ritual des katholischen Christentums.
  • • Es scheint empfehlenswert, sowohl Gesangbücher, wie eine Bibel, aber auch andere Symbole des Glaubens, wie Kerzen, Weihwasserschalen, Rosenkränze etc. im Wohnbereich einer stationären Altenpflegeeinrich-tung oder auf den Abteilungen der Kliniken im einem Koffer oder einer Schachtel bereit zu halten.
  • • Es gut, wenn im multiprofessionellen Team gemeinsam überlegt wird, was bereit gehalten werden sollte. Im Team ist es eine Ressource, wenn Menschen mit unterschiedlichen religiösen Weltanschauungen dazu gehören, die sich mit ihren speziellen Kenntnissen einbringen können.
  • • Um individuell auf den Bewohner, die Bewohnerin oder den Patienten, die Patientin einzugehen kann die Erstellung einer religiösen Biografie hilfreich sein.

In der Pflegezeitschrift »Die Schwester/Der Pfleger« 09/2009[4] wurde ein Auszug aus einem spirituellen Erfassungsbogen vorgestellt, der ebenfalls eine Hilfe sein kann, sich mit den individuellen Bedürfnissen der Menschen mit einem bestimmten kulturellen Hintergrund zu beschäftigen.

  • [1] '22 Vgl. Bausewein et al. 2007
  • [2] '23 vgl. ebd.
  • [3] Vgl. Diakonie Texte 12.2009
  • [4] ’2S Zu bestellen unter www.bibliomed.de
 
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