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72. Frage: Was versteht man unter spiritueller Kompetenz?

Nach Culliford (2002) bedeutet spirituelle Kompetenz:

  • • Aufmerksam und wachsam zu sein; in der Lage zu sein, sich ganz auf das Hier und Jetzt einstellen zu können
  • • Ein überdurchschnittliches Maß an Empathie, Feingespür und Mut zu entwickeln
  • • Die Fähigkeit zu besitzen, Leiden zu sehen und zu ertragen und dabei eine hoffnungsvolle Haltung zu bewahren
  • • Selbstreflexiv und ehrlich mit sich selbst sein zu können, insbesondere in Bezug auf eigenes Unvermögen und in Situationen, in denen man zornig ist, Angst verspürt oder Zweifel hat
  • • In einem überdurchschnittlichen Maß die Fähigkeit zu besitzen zu geben, ohne sich ausgelaugt oder ausgenutzt zu fühlen
  • • Einen ruhigen, friedvollen Gemütszustand herbeiführen zu können
  • • In der Lage zu sein, angemessen zu trauern und loszulassen[1]

73. Frage: Was ist Spiritual Care?

In Fachkreisen hat sich mittlerweile der offene Begriff »Spiritual Care« etabliert, der im professionellen Handlungsfeld Palliative Care die spirituellen Bedürfnisse schwerstkranker und sterbender Menschen unabhängig von deren konfessioneller Bindung oder religiös weltanschaulicher Orientierung zu benennen versucht.[2]

Spiritual Care nimmt die plurireligiöse und multikulturelle Gesellschaft mit ihren individuellen Ausprägungen von Glauben und Religiosität wahr und achtet die unterschiedlichen Religionen, Wertesysteme und Weltbilder.[3]

Spiritual care zeichnet sich aus durch:

  • • eine Praxis des mitfühlenden Daseins für den Klienten/Patienten
  • • patientenorientierte Kommunikation: Es geht darum zuzuhören, was den Klienten/Patienten ängstigt, hoffen lässt, schmerzt, wovon er träumt
  • • Aufmerksamkeit und Wachheit gegenüber der ganzen Person des Patien-ten/Klienten, einschließlich seiner Familie, seines Körpers, seiner Psyche, seiner Seele
  • • das Erarbeiten der spirituellen Geschichte des Klienten/Patienten
  • • die Durchführung eines Assessments zu spirituellen Themen
  • • das Einplanen der spirituellen Komponente in der Begleitung und Pflege und das Einbeziehen spiritueller Praktiken, wo es angemessen erscheint
  • • Seelsorger oder andere Experten, die dabei helfen, spirituelle Bedürfnisse aufzufangen, und die an der Arbeit eines multidisziplinären Pflegeteams beteiligt sind[4]

  • [1] In: pflegen: Demenz. Ausgabe 17/2010, Friedrich Verlag, Velber
  • [2] 1,2 Vgl. Palliative care - Situationsanzeige und Empfehlungen für kirchlich diakonisches Handeln, Diakonisches Werk der EKD, Berlin 2009
  • [3] 1,3 Vgl. ebd.
  • [4] Vgl. Puchalski 2006; Radzey & Kreutzner 2007
 
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