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67. Frage: Was sind Bewältigungsstrategien?

Bewältigungsstrategien sind zumeist unbewusste Handlungsmuster, die wir im Laufe unseres Lebens entwickelt haben, um unser Leben »zu meistern.« Sie umfassen neben dem erfolgreichen Umgang mit Belastungen auch alle Formen des Lebens damit. Die Strategien sind verwurzelt in der

Lebensgeschichte und den Bewältigungserfahrungen. Wenn jemand in seinem Leben gelernt hat, dass Arbeit über Kummer hinweg helfen kann, wird er - auch wenn er nicht mehr arbeitsfähig ist - nach Arbeit suchen, wenn er Kummer hat. Auch bei einer Person mit einer nicht heilbaren Erkrankung finden sich zahlreiche Hinweise auf die in der Lebensgeschichte erworbenen Erlebens- und Verhaltenweisen, mit denen die Person früher Belastungen bewältigt hat.

Es kann aber auch durchaus so sein, dass all die bisher gelebten Bewältigungsstrategien nicht ausreichen, um mit den Gefühlen fertig zu werden, wenn wir an der Grenze des Lebens stehen. Wir benötigen dann Menschen, die bereit sind, sich empathisch in unsere Lebenssituation einzufühlen.

68. Frage: Welche Zielsetzung ist mit der Biografiearbeit im Pflegeprozess verbunden?

Der Pflegeprozess ist ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Lebensqualität, wenn er dazu genutzt wird, um den Menschen die pflegebedürftig sind, möglichst weitgehende Normalität zu ermöglichen.

Im Planungsprozess sollte die ABEDL »Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen können« im Rahmen der palliativen Pflege besondere Beachtung finden. Im ersten Schritt der Informationssammlung müssen also wichtige biografische Informationen in den Planungsprozess aufgenommen werden, um sie später in der Praxis berücksichtigen zu können.

69. Frage: Was versteht man unter »religiöser Biografie«?

Jeder Mensch besitzt Gegenstände, Symbole oder sinnliche Erfahrungen, die für ihn von besonderer Bedeutung sind, mit denen er positive Erinnerungen verknüpft. Bei Menschen mit religiöser Bindung können das Gegenstände wie Kreuz oder Rosenkranz, Engeldarstellungen etc. sein. Auch der Geruch von Weihrauch, kirchliche Musik oder biblische Texte können dieses besondere Gefühl der Verbundenheit auslösen.

Zu den Inhalten einer religiösen Biografie zählen Glaube (biblische und eigene Vorstellungen), Religion, Orte der religiösen Sozialisation, Zugänge zur Bibel, Gotteskonzepte und Menschenbilder in religiöser und kultureller

Vielfalt, Gebete, Gottesdienste, Feste, Feiern Rituale, Konfirmationsspruch, Trauspruch, Lieblingslieder, Lieblingstexte, Symbole etc.

In der letzten Phase des Lebens beginnt eine starke Auseinandersetzung mit dem Leben, die sowohl den sterbenden Menschen als auch die Begleiter herausfinden lässt, was als wertvoll gilt oder worauf Wert gelegt wird. Die Pflegetheoretikerin Dr. Sr. Liliane Juchli spricht in ihrem Modell der sogenannten Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) vom »Sinn finden im Werden und Vergehen«; die Pflegetheoretikerin Monika Krohwinkel nennt es »Mit den existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen können«. An dieser Stelle lässt sich der Begriff der Spiritualität, auf den ich in diesem Kapitel näher eingehen werde, einfügen.

 
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