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4 WEGE DER VERSTÄNDIGUNG - SCHWIERIGE GESPRÄCHE FÜHREN

Das Gespräch mit den Menschen, die der palliativen Versorgung bedürfen, ihren Angehörigen, Freunden, überhaupt Personen, die ihnen wichtig sind, ist das Mittel der Wahl, um ihr Verhalten, ihre Werte, ihre Rituale besser kennen zu lernen. Es ist wichtig, eine Verständigungsebene zu finden, auf der sie sich mitteilen mögen. Im Bereich der Palliative Care kann es immer nur um den individuellen Prozess der einzelnen Person gehen, in denen sich die Helfer[1] einfühlen müssen.

57. Frage: Was ist Kommunikation?

Das Wort Kommunikation kommt aus dem Lateinischen (communicare) und bedeutet so viel wie »Teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen.« Im Grunde ist Kommunikation also die Art und Weise, wie ein Mensch mit einem anderen in Beziehung tritt. Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat den Satz geprägt: »Man kann nicht nicht kommunizieren.« Das bedeutet: Auch wenn wir nicht miteinander reden, teilen wir etwas mit.

Alle Begleiter von schwerkranken und alten Menschen müssen wissen, über welche hohe Empfindsamkeit die Menschen in ihrer letzten Lebensphase verfügen und wie wichtig es ist, sich als Begleiter darauf einzustellen. Erschwerend kommt hinzu - Elisabeth Kübler-Ross hat schon 1981 darauf hingewiesen - dass Menschen in Krisensituationen und unter großer emotionaler Belastung oftmals Mühe haben, eindeutig formulierte Mitteilungen zu machen.[2] Es wird beschrieben, dass dann nur wenige Personen eine verbal direkte Ausdrucksform wählen, viel häufiger wird eine symbolische Ausdrucksform gebraucht, in der verschlüsselt das Wissen um den absehbaren Tod steckt.

Die begleitenden Personen erleben dann selbst eine große Hilflosigkeit, wie sie mit diesen verschlüsselten Botschaften umgehen können. Es besteht eine große Gefahr, eine »Show abzuziehen«, die bei keinem der Gesprächspartner ein gutes Gefühl hinterlässt.

Nach Tausch (2006) sind es die verständnisvollen Gespräche mit Mitmenschen gewesen, von der eine Mehrzahl von Befragten angegeben hat, dass sie ihnen in kritischen und belastenden Lebenssituationen am meisten geholfen hätten.98 Natürlich darf man nicht unerwähnt lassen, dass es nicht allein das Reden war, was geholfen hat, sondern dass es dabei darauf angekommen ist, wie miteinander gesprochen wurde.

Carl Rogers (siehe Frage 17) hat mit seinen Prämissen »Wertschätzung für den Anderen, Echtheit und Empathie« die grundlegende Basis für eine gelingende Kommunikation geschaffen. Auf dieser Grundlage entsteht die Möglichkeit, dass der Mensch sich in einer Notlage mitteilen kann. In der Mitteilung steckt das Wort »Teilen« und damit auch die Entlastung. Wenn die nicht sofort eintritt, besteht zumindest für die betroffene Person die Möglichkeit, langsam Vertrauen zum Gesprächspartner aufbauen zu können. Das hinterlässt das Gefühl, sich mit seinen Ängsten und Sorgen nicht hinter einer »Fassade verstecken zu müssen«.

Um dem Gesprächspartner in seiner Lebenssituation gerecht werden zu können, ist es gut, bestimmte Gesprächstechniken als Orientierungshilfen zu nutzen.

  • 58. Frage: Welche Gesprächstechniken helfen bei der die Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase?
  • • Zuhören
  • • Aktives Zuhören
  • • Paraphrasieren
  • • Spiegeln
  • • Zusammenfassen

  • [1] Vgl. Student 2007
  • [2] Vgl. Student & Napiwotzky 2007
 
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