55. Frage: Was ist wichtig, wenn man für sterbenskranke Menschen kocht?
- • An erster Stelle stehen die Wünsche der Bewohner. Es geht nicht darum, dass der Koch sich am Herd austobt, sondern um die Umsetzung der Essenswünsche. Oft sind die Wünsche mit Erinnerungen verbunden. Erinnerungen an die Kindheit, mit dem Partner, von einer Reise. Diese gilt es herauszuhören, zu hinterfragen, damit es gelingen kann, das Essen annähernd so zu kochen, wie es sich der Bewohner vorgestellt hat. Dann geht der Koch an den Herd und setzt den Wunsch um.
- • Vertrauen schaffen, damit die Menschen ihre Wünsche äußern. Oft schämen sie sich dafür, denn sie wissen nicht, ob sie es später auch essen können, z. B. wegen Übelkeit.
- • Oft kommen die Menschen aus Krankenhäusern und haben mit dem Essen aufgehört. Im Gespräch muss man dann herausfinden, was sie mögen, womit sie vielleicht wieder anfangen wollen, womit man sie begeistern kann.
- • Vertrauen schaffen, denn mancher wollte erst nur eine Milchsuppe, ein paar Tage später sollte es schon ein Steak sein.
- • Mut machen, Wünsche zu äußern
- • Betonen, dass es nicht auf die Menge ankommt. Hauptsache der eine Bis-sen/Löffel war ein Genuss
- • Nicht zu viele Vorschläge unterbreiten, denn mancher ist schon vom Zuhören »satt«
- • Auch damit klarkommen, dass Essen als Ventil genutzt wird. Ich kann nichts mehr essen, also wird mir nun klar, dass ich bald sterben werde. Denn »Essen heißt, ich lebe noch«
- • Wenn möglich nicht auf die Kalorien achten. Diese Menschen sollen genießen!
- • Nicht zum Essen überreden; anbieten, aber nicht erzwingen wollen. Das machen oft die Angehörigen, die diese Situation nicht ertragen können
- • Ermutigen, nur dann zu essen, wenn man es wirklich will. Was dann gegessen wird, wird genossen, auch wenn es der Körper nicht lange bei sich behält.
- • Egal, was gekocht wird, es sollte mit Sorgfalt und Liebe gekocht sein; gute (frische) Produkte verwenden.
56. Frage: Wie sind die kulinarischen Wünsche in einem Hospiz?
Die Wünsche sind so unterschiedlich wie die Menschen, die bei uns wohnen. Es kann eine Suppe sein, ein frisch gepresster Saft, Obststückchen, aber auch eine gebratene Scholle, Matjes, Rinderroulade oder Königsberger Klopse. Ein Stück Käse, ein Glas Sekt oder Rotwein. Es kann der Glauben an eine bestimmte Diät sein, die weiter umgesetzt werden soll, aber auch die (wiedergefundene) Freude am Essen. Dahinter kann oft der Gedanke stehen, dass es mir ja nicht so schlecht geht, wenn ich noch soviel essen kann. Die Wunschliste ist vielfältig. Manchmal gibt es auch einen »letzten Essenswunsch«. Wichtig ist, dass dies der Wunsch des sterbenden Menschen ist; ihn gilt es umzusetzen.
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