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100 Fragen zu Palliative Care
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54. Frage: Was macht die Entwicklung einer palliativen Kultur so schwierig?Sterbebegleitung im Rahmen einer Abschiedskultur ist nicht nur eine persönliche und zwischenmenschliche Herausforderung, sondern auch eine komplexe organisatorische Aufgabe. Obwohl die Altenpflegeheime es seit langem anerkennen, dass die bei ihnen lebenden Menschen eine würdige Begleitung bis zum Lebensende und darüber hinaus bekommen sollen, geraten die Altenpflegeeinrichtungen diesbezüglich in eine immer schwierigere Situation. Es gibt z. B. eine wachsende Pflegeintensität, drastisch sinkende Lebenszeiten der Bewohner/Klienten, zunehmende ethisch spannungsreiche und hochsensible Entscheidungssituationen, hoch belastetes Pflegepersonal[1] -alles Faktoren, die eine würdevolle Begleitung nicht gerade begünstigen. Zudem hat sich das theoretische und praktische Wissen zur Palliative Care erheblich erweitert. Kunden und ihre Angehörigen werden aufmerksamer; Hospize genießen in der öffentlichen Aufmerksamkeit inzwischen eine große Anerkennung. Innerhalb der Altenpflegeheime ist die Anerkennung sehr stark davon abhängig, ob es gelingt, ein Vertrauensverhältnis zu den Bewohnern aufzubauen und welche Erfahrungen in der letzten Lebensphase - besonders von den Angehörigen - gemacht werden.[2] Möglicherweise werden in der Zukunft in Städten ohne stationäre Hospize immer mehr Menschen vor dem Senium (Alter) auf eine Palliative Care in den Versorgungsformen der stationären Altenpflege angewiesen sein. Die Politik hat die wachsende Bedeutung und die Dringlichkeit zur Verbesserung der palliativen Versorgung anerkannt. Im Zwischenbericht der Enquete-Kommission »Ethik und Recht der modernen Medizin« des Deutschen Bundestages von 2005 wird gefordert, das Pflegepersonal in Fort- und Weiterbildungskursen entsprechend auf den Umgang mit Sterbenden und deren Angehörigen vorzubereiten. Diese palliativmedizinische und palliativpflegerische Kompetenz in die Alten- und Pflegeheime zu integrieren, wird eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre sein. Ein praktisches Beispiel von gelebter Palliativkultur beschreibt Ruprecht Schmidt, Koch des Hamburger Hospiz »Leuchtfeuer«, in den nächsten Fragen. |
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