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100 Fragen zu Palliative Care
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3 ENTWICKLUNG EINER PALLIATIVEN KULTUR IN EINRICHTUNGEN DER STATIONÄREN UND AMBULANTEN PFLEGETable of Contents:
51. Frage: Was versteht man unter einer palliativen Kultur?Die Besonderheit einer palliativen Kultur liegt darin, dass man statt einer Sterbebegleitung eine sogenannte Abschiedskultur etabliert. Wie durch eine Studie der Justus Liebig Universität Gießen 2006 ermittelt, sterben in Deutschland mehr als 35% der Menschen in Altenpflegeheimen (siehe auch Frage 39). In der vom Hessischen Sozialministerium in Auftrag gegebenen Studie heißt es: »Der deutlich häufigste Sterbeort für Altenpflegeheimbewohner ist die jeweilige Einrichtung mit 69,1%, gefolgt vom Krankenhaus mit 30,2%. Drei von vier Heimbewohnern sterben demnach im vertrauten Heim. Dies sind erheblich mehr Menschen als sonst im häuslichen Umfeld sterbend verbleiben.«[1] Das bedeutet, in der stationären Versorgung muss eine entsprechende Struktur geschaffen oder weiter entwickelt werden. Damit ein menschenwürdiger Umgang gestaltet werden kann, sind menschenwürdige und menschenfreundliche Rahmenbedingungen nötig, die sowohl für das Personal, den Sterbenden, den Verstorbenen und die Angehörigen gelten. Außerdem muss eine ausgebildete und entwickelte »Organisationskultur des Sterbens«[2] angestrebt werden. Das Bemühen um eine menschenwürdige Sterbekultur in einer Organisation beginnt bei den Menschen, die in der Organisation tätig sind, d. h. mit der Entwicklung einer persönlichen und professionellen Grundhaltung zum Umgang mit Sterben und Tod. Weiterhin beginnt sie in der Organisation selbst, in der Entwicklung und Anpassung von ethischen Rahmenbedingungen, die eine Organisationskultur von Sterben und Tod ermöglichen.[3] Wilkening & Kunz schreiben davon, dass Abschiedskultur mehr ist als Sterbekultur. Es geht nicht nur um das, was während des Sterbens geschieht, sondern auch um das, was vorher und nachher geschieht.[4] 52. Frage: Was ist der Unterschied zwischen Sterbebegleitung und Palliativpflege?Sterbegleitung enthält den psychosozialen Aspekt der Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Diese Begleitung gehört als spezieller Bereich auch zur Palliativpflege. Die Begleitung kann von allen Berufsgruppen und von Ehrenamtlichen (Begleiter) erlernt werden. Palliativpflege ist eine Spezialisierung der professionellen Pflege, die innerhalb eines interdisziplinären Teams systematisch und zielgerichtet plant, umsetzt und Ergebnisse überprüft. Bei diesem Prozess stehen die Grundsätze der Palliative Care zur bedürfnisorientierten Pflege unter dem Aspekt der Symptomlinderung und -Vorbeugung zur Verbesserung der Lebensqualität des sterbenden Menschen im Vordergrund. Das bedeutet konkret, dass die Lebensqualität des sterbenden Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt wird und die kurative Versorgung, die auf Heilung und Bekämpfung der Krankheitsursache gerichtet war, durch die palliative Versorgung abgelöst wird. Der Umfang der Versorgung bezieht neben den physischen Bedürfnissen, die psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse mit ein. |
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