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100 Fragen zu Palliative Care
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36. Frage: Können Menschen mit einer Demenz Schmerzen haben?Ja. Selbstverständlich können Menschen mit einer Demenz auch Schmerzen haben. Sie leiden wie andere alte Menschen auch unter degenerativen Prozessen im Bereich der Gelenke, unter Osteoporose, Knochenbrüchen und deren Folgen, Tumorschmerzen, unklaren Bauchbeschwerden oder einfach unter Kopf-, Hals- oder Zahnschmerzen, um nur einige Beispiele zu nennen. Im Unterschied zu Personen, die nicht an einem demenziellen Syndrom erkrankt sind, können Menschen mit einer Demenz allerdings den Schmerz meist nicht als Schmerz benennen oder beschreiben, was los ist. Sie zeigen sich aber häufig auffällig, sind unruhiger, ängstlicher, lauter oder in sich gekehrter als sonst. Wenn eine demenziell veränderte Person sich auffällig verhält, muss über eine Schmerzsymptomatik nachgedacht und evtl, ein Assessment zur Schmerzeinschätzung durch die Pflegefachkräfte vorgenommen werden, um eine Schmerzbekämpfung einleiten zu können oder zumindest den Schmerz als Ursache für das veränderte Verhalten auszuschließen. 37. Frage: Welches Assessmentinstrument lässt sich bei eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit für die Schmerzbestimmung nutzen? In Frankreich wurde ein Schmerzinstrument entwickelt, das inzwischen auch in Deutschland zur Erfassung des Schmerzes bei Menschen mit demenziellen Erkrankungen bekannt ist. Es handelt sich dabei um den ECPA-Bogen (»Echelle comportementale de la douleur pour personnes agees non communicantes«), der von Dr. med. Kunz vom Spital Limmattal in Schlieren übersetzt und mit großem Erfolg im Geriatriezentrum implementiert wurde. Mit Hilfe einer systematischen Beobachtung des Verhaltens der Person, besonders bei der Unterstützung verschiedener Lebensaktivitäten, werden Hinweise im Zusammenhang mit Schmerzen viel bewusster wahrgenommen. Darüber hinaus gibt es noch andere Skalen zur Schmerzerfassung, 1 Vgl. Kojer 2007 wie zum Beispiel die »Abbey Pain Scale«. Bei der Entwicklung wurden »alle Schmerzindikatorengruppen sowie die physischen Schmerzindikatoren berücksichtigt.« 38. Frage: Wie wird der ECPA-Bogen eingesetzt?Der ECPA-Bogen wird im Abstand von etwa zwei bis drei Tagen vom Pflegepersonal eingesetzt und von jenen ausgefüllt, die eine direkte Pflegeleistung vorgenommen haben. Der ECPA-Bogen enthält drei sogenannte »Dimensionen«.
Die Pflegekraft, die direkte Pflegeleistungen, wie die Unterstützung der AEDL »Sich pflegen können« durchgeführt hat, füllt die Skalen aus. Daraus ergibt sich ein sogenannter Score (Punktwert), der für eine Bewertungsbreite von »kein Schmerz« bis »schwerster Schmerz« reicht. Bei entsprechender Schulung des Personals erfolgt mit diesem Instrument eine systematische Schmerzerfassung bei alten Menschen mit stark eingeschränkter Kommunikation, die in etwa fünf Minuten erstellt werden kann. Erkannt wird in diesem Fall die Verhaltensänderung, die ein wichtiger Indikator für Schmerzen sein kann und als Verdachtsdiagnose zur Einleitung einer Schmerztherapie genutzt wird. Das Assessment unterstützt die Kommunikation im multiprofessionellen Team zum Wohl des Patienten, der seine Schmerzen nicht mehr mitteilen kann. Das Instrument vervollständigt die Beobachtung des Patienten, die bei jedem Kontakt dazu gehört. 1 Schwermman a Münch 2008, S. 30 |
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