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Start arrow Psychologie arrow 100 Fragen zu Palliative Care

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28. Frage: Wie lauten die Grundgedanken einer palliativen Pflege?

Im Rahmen meiner Recherche zum Themenbereich fand ich eine gute Zusammenfassung der Grundgedanken zur palliativen Pflege von Schwermann & Münch61, die ich hier in einer Tabelle wiedergebe.

Tabelle 1: Bedingungen der palliativen Pflege.

Pflege

Veränderte Zielrichtung. Es geht nicht mehr auf Heilung, sondern um

  • • die Linderung von Symptomen der Krankheit (z. B. Übelkeit, Schmerzen, Atemnot);
  • • den Erhalt bzw. die Wiederherstellung von Lebensqualität in der verbleibenden Zeit;
  • • die Vermittlung von Sicherheit und Geborgenheit;
  • • die Wahrnehmung der abnehmenden Ressourcen und das Annehmen des sterbenden Menschen.

Flexibilität

Bedürfnisse, Ressourcen und belastende Symptome des Sterbenden können sich häufig und innerhalb von kurzer Zeit verändern, dies erfordert

  • • aufmerksame Wahrnehmung und Beobachtung des Sterbens,
  • • flexibles Einstellen auf die jeweilige aktuelle Situation (rasches Anpassen von Zielen, Planungen und Pflegeangeboten),
  • • Auseinandersetzung mit möglichen Veränderungen und Entwicklung von Akzeptanz.

Kreativität

  • • Ermöglichung der individuellen Wünsche und Bedürfnisse des Sterbenden
  • • Suche nach »Positivem« in den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten
  • • Aufbrechen von gewohnten (Pflege-) Routinen
  • • Offenheit gegenüber neuen, individuellen Denk- und Handlungsansätzen

Fachwissen

  • • Einschätzung der besonderen Bedürfnisse und belastenden Krankheitssymptome sterbender Menschen
  • • Einschätzung der pflegerischen Handlungsmöglichkeiten im Rahmen der Symptomkontrolle und insbesondere im Bereich der (Tumor-) Schmerztherapie

61 Vgl. Münch & Schwermann 2005

Wir-Prozess

  • • Bereitschaft zur Kommunikation mit dem Sterbenden, seinen Angehörigen und dem Pflegeteam
  • • Intra- und interdisziplinäre Kooperation
  • • Teamgeist

Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer

  • • Die Begegnung mit dem Sterbenden erfordert eine bewusste Reflexion auf mehreren Ebenen.
  • • Auseinandersetzung mit dem psychischen und physischen Leid des Sterbenden
  • • Akzeptanz der unheilbaren Erkrankung und der begrenzten Ressourcen
  • • Auseinandersetzung mit den eigenen Empfindungen angesichts von Sterben und Tod
  • • Erkennen der eigenen Möglichkeiten und Grenzen in der Sterbebegleitung

29. Frage: Gibt es Wunschvorstellungen zum Sterben?

Der Sterbeprozess ist ein individuelles Erleben, das in kein Schema passt. Gleichzeitig entstehen in einer Auseinandersetzung mit dem Thema Wunschvorstellungen bei uns allen. Prof. Dr. Franco Rest von der Fachhochschule Dortmund sprach in einem Vortrag mit seinem sogenannten Sterbeideal.

Ich möchte mein Leben vollenden:

  • • unverzögert (keine sinnlose Lebensverlängerung)
  • • unbeschleunigt (keine aktive Sterbehilfe)
  • • persönlich, nicht fremd geleitet
  • • schmerz- und symptomkontrolliert
  • • persönlich begleitet
  • • spirituell angenommen
  • • frei von Schuld und Verdammnis
  • • losgelassen, aber nicht vereinsamt
  • • einsam, aber nicht allein
  • • still, aber nicht sprachlos
  • 1

Gehalten anlässlich der Fotoausstellung »Noch mal leben vor dem Tod« von Walter Schels und Beate Lakotta im Mai 2009 in der Pauluskirche Bremerhaven. Veranstalter: Diakonisches Werk und ev. luth. Kirchenkreis Bremerhaven, Koordination: Ludwig Sachweh

  • • angstfrei, aber nicht ohne Furcht
  • • andere Menschen nicht belastend
  • • die eigene Biografie schließend
  • • sozial integriert und lebenssatt
 
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