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13. Frage: Was versteht man unter »death rattle«?

Unter »death rattle« wird das sogenannte Todesrasseln[1], auch Rasselatmung, verstanden. Es handelt sich um die geräuschvolle Atmung von sterbenden Menschen in den letzten Stunden oder Tagen vor dem Tod.

Häufig kann der Sterbende aufgrund zunehmender Schwäche und Bewusstseinsstörung die Sekrete nicht mehr aus dem Hypopharynx (Schluckstraße im menschlichen Rachen) abhusten oder schlucken. Dies führt zu der Rasselatmung oder einem brodelndem Atemgeräusch.

Diese geräuschvolle Atmung selbst ist vermutlich weniger ein Ausdruck direkter Atemnot, unter der der Sterbende leidet, als vielmehr ein mechanisch-funktionelles Ereignis, der sich hin und her bewegenden Schleimansammlung bei gleichzeitig vorhandener schlaffer Schlundmuskulatur sowie der Unfähigkeit, durch aktives Husten oder Schlucken den Schleim wirksam zu beseitigen.[2] Entsprechend der Schleim- und Sekretproduktion unterscheiden Klaschik & Nauck[3] zwei Arten, als Typ I und II benannt, die unterschiedlich medikamentös behandelt werden können.

Inwieweit der Sterbende selbst durch das Geräusch seiner Atmung beeinträchtigt wird oder es als Atemnot empfindet, ist ungeklärt. Vermutlich wird die Rasselatmung vom Sterbenden nicht mehr wahrgenommen. Für die Angehörigen, Hospizbegleiter und die Pflegekräfte ist es aber ein sehr belastendes Symptom. Das Wissen um die Ursache und darüber, dass das

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Rasseln den Sterbenden vermutlich nicht belastet, ermöglicht es, die Geräusche besser auszuhalten.

Therapiemöglichkeit

Frühzeitige Gabe von Scopolamin s. c. (nur noch in der internationalen Apotheke erhältlich): meist 1,2-2,4 mg/24 h oder 0,4 mg 4-stündlich oder Scopolamin-Pflaster. Dabei ist es außerordentlich schwierig einzuschätzen, was »frühzeitig« bedeutet. Auch erhält man durch die Gabe von Scopolamin meist wenig überzeugende Ergebnisse.

Absaugen ist bei Todesrasseln in der Regel nicht indiziert, da das Sekret viel zu tief sitzt, um nach oben transportiert werden zu können. Nur wenn sich Schleim in der Mundhöhle befindet, kann dieser mit dem Absauggerät entfernt werden, ohne den Patienten allzu sehr zu belasten.

Pflegende und betreuende Personen können beim Anblick eines Menschen, der um jeden Atemzug ringt, leicht selber »außer Atem« geraten. Hier ist es wichtig, bewusst den eigenen Atemrhythmus beizubehalten. Auch das bewusste »sich erden«, indem die Aufmerksamkeit auf den Stand der eigenen Füße auf dem Boden gerichtet wird, befreit davon, sich mit dem Sterbenden zu identifizieren und dessen Atemnot zu übernehmen.[4]

  • [1] Vgl. Knipping 2006
  • [2] Vgl.ebd.
  • [3] Ebd.
  • [4] Vgl. Kränzle 2010
 
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