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Wirtschaftsunterricht aus der Sicht von Lehrpersonen
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6.4.2 UnternehmenEin weiteres aus Sicht der Lehrpersonen belangvolles Inhaltsfeld im Wirtschaftsunterricht ist das Thema Unternehmen. Hier benennen die Lehrpersonen vor allem Aufbau, Struktur, Abläufe und Ziele von Unternehmen als für den Wirtschaftsunterricht relevante Inhalte [1]. Vor allem Lehrpersonen an Oberund Realschulen erachteten es für wichtig, dass Schülerinnen und Schüler im Wirtschaftsunterricht lernen, wie Unternehmen „funktionieren“. Die Beschäftigung mit Unternehmen ist nach Vorstellungen der Lehrpersonen vor allem eine Auseinandersetzung mit deren Aufbau und Funktionsweise und lässt sich als eine Art kleine Betriebskunde beschreiben. Eng damit und mit der hohen Bedeutung verknüpft, die der Berufsorientierung im Wirtschaftsunterricht von den Lehrpersonen zugesprochen wurde, ist die Vorstellung, das Arbeiten im Unternehmen sei ein relevantes Thema im Wirtschaftsunterricht [2]. An den geäußerten Vorstellungen wurde deutlich, dass Unternehmen vorrangig aus der Perspektive von Arbeitnehmerinnen und -nehmern betrachtet werden. Eine große Bedeutung haben aus Sicht der Lehrpersonen deshalb auch Interessenskonflikte zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Vor allem Tarifverhandlungen, betriebliche Mitbestimmung und Gewerkschaften wurden von den Lehrerinnen und Lehrern als wichtig benannt [3]. Verschiedene Lehrpersonen an allen drei Schulformen sahen diese Inhalte gegenwärtig nicht ausreichend in Curricula und Unterrichtsmaterialien berücksichtigt. Dies zeigt der folgende exemplarische Interviewauszug: Also, was mir zumindest in der Oberstufe etwas fehlt, ist dieses Thema rund um eine gewerkschaftliche Auseinandersetzung. Wenn es dann darum geht, wie gestaltet man auch Wirtschaft oder den Arbeitsmarkt, dann kann man das zwar machen, aber explizit gefordert ist es nicht, dass man diese beiden Positionen als zentrale wirtschaftliche Akteure, Arbeitgeber, Arbeitnehmer. Im Zuge der Mindestlohndiskussion würde sich das ja beispielsweise anbieten. Warum wollen die einen den gesetzlichen Mindestlohn und die anderen diesen ausgehandelten Mindestlohn? Welche Funktionen haben die eigentlich, wo sind da die Probleme? Das würde ich mir eigentlich etwas stärkt explizit wünschen. Also das ist mein Eindruck, dass das relativ stark zurückgefahren wurde. Diese Auseinandersetzung mit Tarifpartner, wie gesagt. Man kann es irgendwo mit einbringen, wenn da steht Gesetzgebungsverfahren am Beispiel eines Gesetzes zur Sozialpolitik. Natürlich kann man da die Mindestlohndebatte machen und kommt dann darauf zu sprechen. Aber man muss es eben auch nicht machen. Also das würde ich mir wahrscheinlich wünschen, ja (Interview XV, GYM). Lehrpersonen an allen drei Schulformen berichteten über Unternehmensgründungen in Form von Simulationen, Teilnahme an Wettbewerben oder von Schülerfirmen, in denen dann auch die Unternehmerperspektive berücksichtigt werde[4]. Die Vorstellungen zu diesen Methoden werden in Kapitel 6.5 erläutert. Umso verwunderlicher ist es, dass die unternehmerische Perspektive so wenig von ihnen angesprochen wurde. |
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