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Ökonomische Handlungskompetenz

Bei den Äußerungen, die der Kategorie ökonomische Handlungskompetenz als Ziel des Wirtschaftsunterrichts zugeordnet wurden, dominierte die Vorstellung, der Wirtschaftsunterricht solle die Lernenden auf die Bewältigung zukünftiger ökonomischer Lebenssituationen vorbereiten und hierfür qualifizieren [1]. Die Zielperspektive Unternehmerinnen und Unternehmer hingegen benannten nur zwei von den insgesamt fünfzehn Lehrpersonen [2]. Beide unterrichten an einem Gymnasium das Wahlpflichtfach „Wirtschaftslehre“. Neben der Vermittlung ökonomischer Kompetenzen für die Bewährung in der Arbeitswelt standen für die Lehrpersonen Konsumsituationen im Fokus des anzustrebenden Kompetenzwerwebs [3]. Schülerinnen und Schüler sollen nach Vorstellung der Lehrpersonen befähigt werden, mit den eigenen Mitteln wirtschaften zu können [4]und in Konsumsituationen ökonomisch zu analysieren [5]. Hierbei spielten finanzielle Entscheidungen in den Vorstellungen der Lehrpersonen eine hervorgehobene Rolle [6]. Die Lernenden sollen aus Sicht der Lehrpersonen darüber hinaus im Wirtschaftsunterricht darauf vorbereitet werden, als mündige Bürgerinnen und Bürger Entscheidungen wie Wahlentscheidungen auch unter ökonomischen Gesichtspunkten zu treffen und sich auch ein ökonomisches Urteil zu bilden [7]. Diese Vorstellung hängt eng mit den Vorstellungen zusammen, die das Wirtschaftgestalten zum Inhalt hat [8]. Schülerinnen und Schüler sollen sich nach den Vorstellungen der Lehrpersonen als ein Teil des Wirtschaftslebens verstehen und dieses mitgestalten. Auch bei ökonomischen Themen mitdiskutieren zu können und Teilhabe [9] sind weitere Vorstellungen, die im Bereich ökonomische Handlungskompetenz als Ziel des Wirtschaftsunterrichts zusammengefasst werden können. Im Hinblick auf diese Vorstellungen gilt es, eine große Übereinstimmung mit dem theoretischen Referenzrahmen und vor allem Mündigkeit als Ziel ökonomischer Bildung festzuhalten (vgl. Kapitel 2.1.3). Der Wirtschaftsunterricht zielt auch aus Sicht der Lehrpersonen auf individuelle und gemeinschaftliche Gestaltungsfähigkeit und -verantwortung.

Bei den Vorstellungen zur Qualifizierung im Hinblick auf zukünftige ökonomische Lebenssituationen unterscheiden sich die Vorstellungen hinsichtlich der Schulform der Lehrpersonen und auch mit Blick auf andere Modalkategorien nicht. Bei der möglichen zukünftigen Lebenssituation Unternehmerin bzw. Unternehmer zeigte sich, dass diese Perspektive nur von einzelnen Gymnasiallehrpersonen, die das Fach Wirtschaftslehre unterrichten, als eine Zielperspektive unter anderen benannt wurde. Dies ist insbeondere deshalb problematisch, da unternehmerisches Denken heutzutage nicht nur in unternehmerischen Kontexten gefragt ist (vgl. u. a. Kirchner/Loerwald 2014).

  • [1] } Vgl. Interview I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, XI, XII, XIII, XIV, XV }. Diese Vorstellung wurde von nahezu allen Lehrpersonen des Samples geteilt und kann ebenfalls als ein shared belief bezeichnet werden. Außerdem sind diese Vorstellungen als bildungstheoretisch zu bezeichnen, denn sie umfassen Vorstellungen der Lehrpersonen zum Bildungsbeitrag des Faches. Wirtschaftsunterricht habe nach Vorstellung der Lehrpersonen zum Ziel, Schülerinnen und Schüler für ihr ökonomisches Handeln als Erwerbstätige, Bürgerinnen und Bürger und Verbraucherinnen und Verbraucher vorzubereiten. Jedoch wurden hierbei einige ökonomische Rollen sehr stark, andere kaum von den Lehrpersonen berücksichtigt. Dies wird im Folgenden erläutert.

    Im Hinblick auf die ökonomischen Lebenssituationen dominiert in den artikulierten Vorstellungen die Arbeitswelt als Zielperspektive ökonomischer Bildung. Der Wirtschaftsunterricht solle vorrangig die Kompetenzen anbahnen, die zukünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer benötigen {{ Vgl. Interview II, IV, V, VI, VII, XII, XIV

  • [2] Vgl. Interview IX, XII
  • [3] Vgl. Interview III, V, VI, VII, IX, XII, XIV
  • [4] Vgl. u. a. Interview V
  • [5] Vgl. Interview III, X
  • [6] Vgl. u. a. Interview IX
  • [7] Vgl. Interview I, III, VI, VIII, XII, XIV, XV
  • [8] Vgl. Interview IV, VI, VIII, XV
  • [9] Vgl. Interview I, III, VIII, X, XI, XIV, XV
 
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