Start Marketing
Markttechnische Handelssysteme für ausgewählte Wechselkurse
|
|
|||||
2.4.3 Das Daily Stochastic Oscillator SystemNachdem in den letzten beiden Unterpunkten die trendfolgenden Handelssysteme im Mittelpunkt standen, richtet sich im Folgenden der Fokus auf die zweite Gattung Markttechnischer Handelssysteme, nämlich die antizyklischen Handelssysteme. Gemäß den ausgeführten Erläuterungen aus Gliederungspunkt 2.3.3.2. lassen sich diese wiederum in Umkehrsysteme und Pattern-Systeme unterteilen, wobei diese Reihenfolge auch in der Betrachtung ihrer ausgewählten Repräsentanten beibehalten wird. Aus diesem Grund schließt sich als nächstes die Beleuchtung des Daily Stochastic Oscillator Systems an. 1. Allgemeines: Das Daily Stochastic Oscillator System zählt zu den bekanntesten Umkehrsystemen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auf seine simple Konstruktion zurückzuführen ist. Ursprünglich wurde es verstärkt im Handel des Wechselkurses Britisches Pfund / Japanischer Yen eingesetzt, weswegen einige Quellen noch immer den Handelsstart mit 10:00 Uhr Greenwich Mean Time angeben. In Zeiten eines computerisierten Devisenmarktes, der 24 Stunden seine Pforten für sämtliche Wechselkurse der Welt offen hält, ist diese Handelsempfehlung allerdings obsolet. Das System setzt sich aus nur drei Technischen Indikatoren [1 & 2] zusammen, wenngleich auch hier die Besonderheit gegeben ist, dass auf zwei separaten Charteinstellungen agiert wird. Der Hauptchart bildet ursprünglich den Basiskurs in der Einstellung von 60 Minuten Candlesticks ab, während der TriggerChart auf der Grundlage der nächst kleineren Einstellung von 30 Minuten Candlesticks für die Signalgabe verantwortlich ist. Analog zur Beschreibung des Handelssystems Cowabunga gelten eben dargelegte Ausführungen gleichermaßen für Balkencharts, sowie abweichende Zeiteinstellungen. Die nachfolgende Abbildung gibt zu Demonstrationszwecken den bedeutenderen Hauptchart des Daily Stochastic Oscillator Systems mit dem charakteristischen Stochastik Indikator wieder. Abbildung 14: Daily Stochastic Oscillator System Basischart über EUR/USD [eigene Darstellung erstellt mit Free Trading Software Meta Trader 4] 2. Bestandteile: Wie aus der oben stehenden Abbildung erkennbar, fußt das gesamte System lediglich auf den Signalen des Stochastik Indikators. Dieser wird als alleiniger Technischer Indikator im Basischart zum Einsatz gebracht, während im temporal nächst kleineren Trigger-Chart zur Auslösung einer Order zwei einfache gleitende Durchschnitte verwendet werden. Aufgrund der fundamentalen Bedeutung, welche der Stochastik Indikator für das vorliegende System besitzt, ist es gerechtfertigt, ihn einer näheren Betrachtung zu unterziehen, zumal er ebenfalls Bestandteil des Trendfolgesystems Cowabunga ist. Der ursprünglich von George C. Lane Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelte Oszillator[1] gehört heute neben dem bereits beschriebenen Relative Strength Index [RSI] und dem Momentum Indikator [MOM] beziehungsweise der Rate of Change [ROC] zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Vertretern von Oszillatoren, von denen sich viele auf dessen Grundkonzeption zurückführen lassen. Ausgangspunkt für die Entwicklung des Indikators war die Beobachtung, dass im betrachteten Intervall eines Tages der Schlusskurs einer Aufwärtsbewegung nahe dem Tageshoch liegt. Analog liegt bei einer Abwärtsbewegung der Schlusskurs im Niveau des Tagestiefs. Des weiteren beobachtete Lane, dass sich eine Trendumkehr häufig dadurch ankündigt, dass die täglichen Schlusskurse sich vermehrt in die Gegenrichtung entwickeln, was bedeutet, dass der Schlusskurs des Tages Ct betragsmäßig nicht an jenen des Vortages Ct–1 oder der betrachteten Folge an Schlusskursen Ct–n heranreicht[2]. Die Aufgabe des Stochastik Indikators besteht darin, die Lage des Basiskurses innerhalb der Schwankungsbreite eines definierten Betrachtungsintervalls zu quantifizieren. Durchbricht der Indikatorgraph das obere Ende der identifizierten Schwankungsbreite von unten nach oben hin, gilt der Markt als überkauft, beziehungsweise ist er überverkauft, wenn ein Kreuzen der unteren Schwankungsgrenze von oben nach unten vorliegt. Der Name 'Stochastik' für sich betrachtet ist etwas unglücklich gewählt, meint er doch das mathematische Teilgebiet der Wahrscheinlichkeitsrechnung[3]. Es lässt sich nur vermuten, inwieweit Lane in seinem Indikator ein Instrument sah, welches ungeachtet numerischer Wahrscheinlichkeitsangaben den Zufall im Sinne des Spekulanten greifbarer und damit „verwertbar“ erscheinen ließ. Davon aber einmal abgesehen agiert der Technische Indikator unter Verwendung zweier Linien, nämlich der %K-Linie und der %D-Linie[4]. Zur Berechnung der %K-Linie sei nachfolgend die mathematische Bildungsvorschrift angegeben[5]. %K = (Ct-Ln) ×100 (H -L ) mit %Kt: %K-Linie zum Zeitpunkt t Ct: Schlusskurs [= Close] zum Zeitpunkt t Ln: extremes Minimum [= Low] im betrachteten Intervall mit n Perioden Hn: extremes Maximum [= High] im betrachteten Intervall mit n Perioden Formel 4: %K-Linie als Bestandteil des Stochastik Indikators Als zu betrachtendes Intervall werden in der Literatur zumeist n = 14 Perioden als Standard angegeben. Die zweite Linie des Stochastik Indikators – die so genannte %D-Linie –, welche im Gegensatz zur %K-Linie in der Regel gestrichelt dargestellt wird, errechnet sich in der Folge als Simple Moving Average [SMA] auf Basis der %K-Linie mit n = 3 Perioden als standardisierte Parameterkalibrierung. Auf Grund dieser Tatsache ist die %K-Linie die schnellere von beiden und besitzt eine höhere Sensitivität. Diese Bildungsvorschrift bringt es mit sich, dass der Graph des Stochastik Indikators zwischen einer Bandbreite von 0 % bis 100 % oszilliert, wobei es Lane selbst gewesen ist, der die heute noch gängigen Markierungen von 20 % und 80 % als Abgrenzung der Extrembereiche [willkürlich] definierte, es existieren aber auch Grenzbereiche von 30 % / 70 %, die den Basiskurs als überverkauft, beziehungsweise überkauft ausweisen[6]. Obgleich es eine Reihe üblicher Verfahren zu Signalgenerierung gibt – insbesondere mehrere Arten von Divergenzanalysen seien hier erwähnt –, soll für diese Untersuchung die am weitesten verbreitete Methode gelten, nämlich dass ein Kaufsignal dann angezeigt wird, wenn in der Extremzone unterhalb der 20 % Grenze die langsamere %D-Linie von der schnelleren %K-Linie von unten nach oben hin gekreuzt wird. Analog gilt ein Verkaufssignal, wenn oberhalb der 80 % Grenze die %K-Linie von oben nach unten die %DLinie schneidet[7]. Diese Art der Signalgabe besitzt den Vorteil, dass ihre Ergebnisse eindeutig sind, während Divergenzanalysen zuweilen Interpretationsspielraum offen lassen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass eben dargelegtes Modell den so genannten Fast Stochastik Indikator beschreibt. In der Tat ist der hier beschriebene Indikator für seine hohe Sensitivität bekannt, was oftmals zu unerwünschten Häufungen von Fehlsignalen führt. Es existiert daher ein abgeleiteter Slow Stochastik Indikator mit geringer Sensitivität [8], auf welchen allerdings nicht näher eingegangen werden soll. In dem für die Signalgabe maßgeblichen Trigger-Chart, der wie bereits erwähnt auf dem nächst kleineren Zeitintervall zum Basischart aufsetzt, liegen unmittelbar am Basiskurs zwei Simple Moving Averages [SMA] an. Für diese gelten die Parametereinstellungen n1 = 12 Perioden und n2 = 24 Perioden, sodass der erste Einfache Gleitende Durchschnitt gegenüber dem anderen eine doppelt so hohe Sensitivität aufweist und diesen zwangsläufig schneidet[9]. 3. Signalgabe: Das Daily Stochastic Oscillator System durchläuft eine zwei Stufen umfassende Sequenz, um eine Order zu platzieren. Als notwendige Bedingung gilt die Generierung eines Signals des Stochastik Indikators im Basischart, nach exakt oben beschriebenem Muster. Das heißt, solange nicht in einer der beiden Extremzonen die schnellere %K-Linie die weniger sensitive %D-Linie schneidet, kann das Handelssystem nicht aktiv werden. Diese absolut notwendige Reaktion des Stochastik Indikators ist nebenbei bemerkt auch der Grund, weswegen das Daily Stochastic Oscillator System zu den Umkehrsystemen subsummiert wird, denn es wird auf der Grundlage eines dem Basiskurs vorauseilenden Indikators [LeadingIndicator] eine Handelsentscheidung getroffen, in der Annahme, dass der Basiskurs eine Konsolidierungsbewegung vornimmt. Sofern die notwendige Bedingung erfüllt ist und die schnellere %K-Linie die langsamere %D-Linie in einer der beiden Extremzonen schneidet, obliegt es den Einfachen Gleitenden Durchschnitten im Trigger-Chart, ob letztendlich eine Order platziert wird oder nicht. Als zweite Stufe muss die hinreichende Bedingung erfüllt sein, dass die Position der beiden trendfolgenden Indikatoren zueinander stimmt. Konkret bedeutet dies, dass das Handelssystem dann eine Long-Position eingeht, wenn der Stochastik Indikator im Basischart ein Kaufsignal generierte UND im Trigger-Chart der schnellere Simple Moving Average [SMA] mit n = 12 Perioden unterhalb des langsameren Simple Moving Average [SMA] mit n = 24 Perioden verläuft. Umgekehrt platziert das System eine Short-Position, wenn im Basischart der Stochastik Indikator ein Verkaufssignal anzeigt UND im Trigger-Chart sich der schnellere Einfache Gleitende Durchschnitt oberhalb des langsameren positioniert. Im Übrigen leitet sich der Name des Daily Stochastic Oscillator Systems davon ab, dass in der originären Parameterkalibrierung höchstens eine Order pro Tag platziert wurde [10]. 4. Stop-Loss-Strategie: Unabhängig von den bisher dargelegten allgemeinen Ausführungen zur Problematik einer Stop-Loss-Strategie, existiert für die originäre Form des Handelssystems keine verbindliche Grenze, bis zu welcher der Basiskurs in die entgegengesetzte Richtung laufen darf, ehe die laufende Position mit Verlust glatt gestellt wird. Eine in der Praxis sehr populäre Marke ist die Spanne von 20 Pips, die dem Basiskurs als Freiraum zugestanden wird[11]. Es existiert eine verbreitete aber nicht obligatorische Regel, bei welcher der Trade glattzustellen ist, nämlich dann, sobald der schnellere den langsameren Simple Moving Average [SMA] kreuzt und so die Position zueinander dreht.
|
<< | INHALT | >> |
---|
Related topics |