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Wirtschaftsunterricht aus der Sicht von Lehrpersonen
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5.2.2 Qualitativer Stichprobenplan und Analyse des SamplesIn Abstimmung auf die Erhebungsmethode (problemzentriertes Interview) und Auswertungsmethode (qualitative Inhaltsanalyse) wurde ein qualitativer Stichprobenplan erstellt. Vor allem für das problemzentrierte Interview wird eine Form des vorab auf Basis von empirischen Informationen erstellten Samplings empfohlen (vgl. Witzel/Reiter 2012, S. 61). Ziel dieser Form der Fallauswahl ist nach Kelle und Kluge (2010), alle jene Merkmale und ihre Kombinationen, die sich theoriegleitet als relevant identifizieren lassen, angemessen zu berücksichtigen, um auf dieser Basis zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Die Auflistung in Abbildung 14 gibt eine Übersicht zu den im Sample der vorliegenden Studie berücksichtigten Modalkategorien. Diese Auswahl wird im Folgenden mit Bezug zur jeweiligen wissenschaftlichen Literatur begründet. Tabelle 8 ermöglicht im Anschluss an diese Ausführungen einen Überblick zu den Ausprägungen der Modalkategorien und ihrer Variation innerhalb des Samples der vorliegenden Studie. Abbildung 14 Modalkategorien des qualitativen Stichprobenplans Da auf Basis von Erkenntnissen aus der allgemeinen Lehrerforschung und der Studien zu teachers' beliefs sowie der Besonderheiten ökonomischer Bildung in Deutschland bereits relevante Auswahlmerkmale für das Sampling erarbeitet werden konnten, ist es möglich, eine „kriteriengeleitete Fallauswahl“ zu treffen (Kelle/Kluge 2010, S. 50). Darüber hinaus werden für die Erstellung eines qualitativen Stichprobenplans ausgewählte klassische soziodemografische Merkmale wie Geschlecht und Alter (bzw. Berufserfahrung) berücksichtigt (vgl. ebd., S. 51). • Das Merkmal Alter bzw. genauer die Berufserfahrung sind deshalb für die Erhebung von Lehrervorstellungen relevant, da sich in verschiedenen Studien beispielsweise zu Lehr-LernÜberzeugungen gezeigt hat, dass angehende Lehrpersonen andere Vorstellungen als Lehrerinnen und Lehrer mit viel Unterrichtserfahrung haben (vgl. Schlichter 2012, S. 20). Anders als in der Studie Cantus (2001) werden im vorliegenden Sampling deshalb Lehrpersonen mit unterschiedlich langer Berufserfahrung einbezogen, um einen möglichst vielfältigen Einblick in die Vorstellungen von Wirtschaftslehrpersonen zu erhalten (vgl. ebd., S. 42). • U. a. die Studien von Norton et al. (2005) und Schlichter (2012), aber auch die TALIS-Studie (vgl. OECD 2009, S. 88) zeigen geschlechterspezifische Effekte bei der Erhebung von Lehr-Lern-Überzeugungen, weshalb das Geschlecht als weiteres Auswahlkriterium für Lehrpersonen herangezogen wird. Es ist auch zu beachten, dass in verschiedenen Lehrervorstellungsstudien – so auch in der Studie von Vanfossen (2000 zu den Zielen und bildungstheoretischen Begründungen von Wirtschaftslehrpersonen – nur Männer interviewt werden (vgl. ebd., S. 399). • Außerdem wurden in verschiedenen Studien fächerspezifische Effekte belegt (vgl. Norton et al. 2005, Schlichter 2012), die Hinweise darauf geben, dass es beachtenswert ist, die jeweils anderen Schulfächer der Wirtschaftslehrpersonen auch in der vorliegenden Studie zu berücksichtigen. • Die Studie von Weschenfelder (2014) legt nahe, neben dem Geschlecht vor allem auch verschiedene Schulformen einzubeziehen, da ihre Studie zu Wissen und epistemologischen Überzeugungen von Politiklehrpersonen gezeigt hat, dass Unterschiede zwischen den Überzeugungen von Gymnasiallehrpersonen und Lehrerinnen und Lehrern an Hauptund Realschulen bestehen (vgl. ebd., S. 262). Als relevante Merkmale für die Fallauswahl wurden demnach theoriegleitet die Modalkategorien Geschlecht, Schulform, Schulfach der ökonomischen Bildung, andere unterrichtete Fächer und Berufserfahrung sowie Alter der Lerngruppen und Schulstandort bestimmt. Als für die ökonomische Bildung spezifisch sind dabei die Merkmale Studium des Faches und Schulfach anzusehen, da hier fachspezifische Besonderheiten vorliegen. Wirtschaft wird vielfach fachfremd unterrichtet, weil die Lehrpersonen keine einschlägige Fakultas für das jeweilige Schulfach durch ein Studium erworben haben. Dies muss in der Studie berücksichtigt werden. Als fachfremd unterrichtende Lehrperson werden in dieser Studie all jene Lehrpersonen verstanden, die Wirtschaft nicht im Rahmen ihres Lehramtsstudiums studiert haben und keine zusätzliche Aus bzw. Weiterbildung für das Fach „Wirtschaft“ oder „Politik-Wirtschaft“ absolviert haben. Das Merkmal der Fachfremdheit spielt auch in der Studie Vanfossens (2000) eine besondere Rolle, da auch in den USA economic education vielfach fachfremd unterrichtet wird (vgl. ebd., S. 398). Keiner der von ihm befragten Wirtschaftslehrer hatte eine Fakultas für economic education, obwohl sie das Fach durchschnittlich für etwa 16 Jahre an der Highschool unterrichten (vgl. ebd., S. 399). Das Schulfach ist deshalb eine für die Studie relevante Kategorie, weil ökonomische Bildung in verschiedenen Fachkonstellationen gelehrt und gelernt wird und Schulfächer als „primärer Handlungsrahmen“ angesehen werden (Voss et al. 2014, S. 185). Durch die Einbeziehung von Lehrpersonen unterschiedlicher Schulformen in das Sampling werden nicht nur Lehrpersonen unterschiedlicher Lerngruppen, sondern auch Lehrpersonen, die das eigenständige Schulfach „Wirtschaft“ unterrichten, wie auch jene, die das Integrationsfach („Politik-Wirtschaft“) lehren, berücksichtigt. Außerdem werden Lehrpersonen innerhalb des Samples berücksichtigt, die „Wirtschaftslehre“ am Gymnasium als Wahlpflichtfach und das „Profil Wirtschaft“ an der Realoder Oberschule als vertiefendes Fach unterrichten. Durch die Berücksichtigung der Schulformen Gymnasium, Oberschule und Realschule kann auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass vor allem für die Sekundarstufe I noch Forschungsbedarf in Bezug auf Lehrervorstellungen besteht (vgl. Mansour 2013, S. 1231). Da Hauptschulen in den meisten Bundesländern und auch in Niedersachsen mittlerweile kaum noch existieren und zugunsten von Oberschulen abgeschafft werden, wurde die Hauptschule nicht im qualitativen Stichprobenplan berücksichtigt. Aufgrund der besonderen Situation ökonomischer Bildung in Deutschland und der heterogenen Verteilung von Studienmöglichkeiten ökonomischer Bildung war es außerdem wichtig, bei der Auswahl von Interviewpartnerinnen und -partnern darauf zu achten, Lehrpersonen aus unterschiedlichen Städten bzw. Regionen in Niedersachsen in das Sampling einzubeziehen. Dies ist deshalb relevant, da auch in der Lehrerbildung an den Universitäten in Niedersachsen unterschiedliche Modelle zur Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für das Fach „Politik-Wirtschaft“ existieren. Außerdem ist die unterschiedliche Schülerklientel ein weiteres Argument dafür, Lehrpersonen aus Städten und ländlicheren Regionen zu berücksichtigen. Deshalb sind Lehrpersonen an verschiedenen Standorten und aus unterschiedlichen Regionen und sowohl in der Stadt als auch im ländlichen Raum Teil der Studie. Da aus der allgemeinen Lehrerforschung und der Lehrervorstellungsforschung in anderen Fächern bekannt ist, dass der Grad an Unterrichtserfahrung für die Vorstellungen von Lehrpersonen eine entscheidende Rolle spielt (vgl. u. a. Schlichter 2012, S. 84f.) und das Alter bzw. die Berufserfahrung der Lehrpersonen auch mit der Fakultas korrespondieren, wurden Alter bzw. Berufserfahrung entsprechend berücksichtigt. Durch die Einbeziehung der erläuterten Modalkategorien kann die Abbildung von „Heterogenität im Untersuchungsfeld“ (Kelle/Kluge 2010, S. 52) gewährleistet werden. Ziel qualitativer Forschung ist es nicht, das Kriterium der Repräsentativität zu erfüllen, sondern „[...] das Allgemeine im Besonderen zu fassen“ (Helfferich 2011, S. 173). Dazu werden im Gegensatz zur Repräsentativität quantitativer Studien, deren Ziel es ist, „Verteilungsaussagen“ zu einer bestimmten Gruppe zu machen, „typische Muster“ identifiziert (ebd.). Um eine geeignete Samplegröße festzulegen, wurden zunächst die relevanten Modalkategorien bestimmt. Anstatt Repräsentativität im quantitativen Sinne ist für die vorliegende Studie das angestrebte Ziel, eine „innere Repräsentation“ zu erreichen (ebd., S. 173). Nach Merkens (1997, S. 100) kann von einer für qualitative Forschung angemessenen Repräsentation gesprochen werden, „[...] wenn einerseits der Kern des Feldes in der Stichprobe gut vertreten ist und andererseits auch die abweichenden Vertreter hinreichend in die Stichprobe aufgenommen worden sind“. Diese Überlegung gilt es, vor allem in Bezug auf die Schulfächer, in deren Rahmen die Lehrpersonen ökonomische Bildung unterrichten, zu berücksichtigen. Die Fächer „Politik-Wirtschaft“ (PoWi) und „Wirtschaft“ sind in Niedersachsen die Regel; das Wahlpflichtfach „Wirtschaftslehre“ am Gymnasium und das „Profil Wirtschaft“ an Realund Oberschulen die Ausnahme, weshalb auch ein Anteil Lehrpersonen interviewt wird, die diese Fächer unterrichten. Zu berücksichtigen ist dies auch bei der Fakultas und dem zweiten Schulfach der Lehrpersonen. Bei anderen Merkmalen wie Geschlecht, Alter und Berufserfahrung oder Schulform wurde eine möglichst gleiche Verteilung innerhalb des Samples angestrebt. Während des Erhebungsprozesses wurde deshalb die Verteilung der Ausprägungen der Modalkategorien laufend überprüft, um beispielsweise innerhalb der Schulformen möglichst gleichwertig Lehrerinnen und Lehrer mit viel und solche mit wenig Berufserfahrung zu ihren Vorstellungen zu interviewen. Die Bestimmung der für qualitative Forschung „mittleren“ Stichprobengröße (vgl. Helfferich 2011, S. 175) N=15 erfolgt unter Berücksichtigung der bereits erläuterten inhaltlich-methodischen Kriterien und im Hinblick auf die Auswertungsmethode der qualitativen Inhaltsanalyse. Wie bei jedem Projekt sind zudem auch die zur Verfügung stehenden Ressourcen ein beschränkender Faktor bei der Festlegung der Samplinggröße. Dies gilt sowohl für die Interviewakquise, vor allem aber für die Durchführung der Interviews an verschiedenen Standorten und in besonderem Maße für die Transkription, Analyse und Auswertung der Daten. Im Hinblick auf die Transkription und Auswertung mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ist der Stichprobenumfang groß, aber nicht zu umfangreich, sodass eine fundierte Analyse erfolgen konnte.
Tabelle 8 Ausprägung der Modalkategorien im Sample Insgesamt wurden Lehrpersonen an 18 allgemeinbildenden Schulen in zwei Städten und verschiedenen Landkreisen in Niedersachsen um eine Teilnahme an dem Forschungsprojekt gebeten. Die Auswahl der Schulen erfolgte nach einem Zufallsprinzip und sukzessive, um die Modalkategorien des Samples zu berücksichtigen und Termine relativ flexibel koordinieren zu können. Je nach Auskunft der Schulhomepage wurde ein Anschreiben entweder an die Schulleitung oder direkt an die Fachobfrau/-mann „Wirtschaft“ bzw. „Politik-Wirtschaft“ oder „Wirtschaftslehre“ gerichtet. In der Regel wurde nach einer gewissen Frist telefonisch nachgefragt, um sicherzustellen, dass das Anliegen an die zuständigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner weitergeleitet wurde. In einem Anschreiben an die jeweiligen Wirtschaftslehrpersonen wurde das Vorhaben skizziert und die Lehrpersonen gebeten, für ein etwa einstündiges Interview zu ihren Vorstellungen zum Wirtschaftsunterricht zur Verfügung zu stehen (vgl. Kapitel 9.1). Im Anschreiben wurde erläutert, dass die Perspektiven verschiedener Lehrpersonen für die Studie von Bedeutung sind und Lehrpersonen mit viel oder wenig Berufserfahrung zu ihren unterschiedlichen Sichtweisen berücksichtigt werden sollen. Der Begriff der Vorstellung wurde dabei mit der Phrase „Sichtweise von Wirtschaftslehrpersonen auf den Wirtschaftsunterricht“ umschrieben und als Beispiele die Perspektive der Schulpraktikerinnen und -praktiker auf Herausforderungen beim Lehren und Lernen des Faches in der Praxis benannt, um diese in der fachdidaktischen Auseinandersetzung berücksichtigen zu können. Von den angefragten 18 Schulen in zwei Städten und verschiedenen Landkreisen Niedersachsens erklärten sich an zehn Schulen in zwei Städten und zwei Landkreisen Lehrpersonen zu einem Interview bereit, wobei in einem Fall drei, jedoch in der Regel ein bis zwei Lehrpersonen pro Kollegium interviewt werden konnten. Von neun angefragten Gymnasien beteiligten sich insgesamt acht Lehrpersonen von fünf verschiedenen Schulen. Bei den Oberschulen erklärten sich fünf Lehrpersonen von drei Schulen zu einer Teilnahme bereit, sodass zusätzlich zwei Realschulen angefragt wurden. An beiden erklärten sich jeweils Lehrpersonen zu einem Interview bereit. Insgesamt konnten so sieben Lehrpersonen an Oberschulen und Realschulen zu ihren Vorstellungen interviewt werden. Insgesamt wurden somit 15 Lehrpersonen im Rahmen der vorliegenden Studie im Zeitraum von September bis November 2013 interviewt und diese als Audiodatei aufgezeichnet. Durch die Auswertung der Begleitfragebögen kann das Sample der Interviewstudie dargestellt werden. Zur besseren Übersicht wird es als Teilsample Gymnasium und Teilsample Oberschule/Realschule und als Gesamtsample dargestellt. Dies lässt sich damit begründen, dass die Schulform eine der zentralen Modalkategorien ist und sich aus ihr weitere Modalkategorien wie die Schulfächer oder Alter der Schülerinnen und Schüler ableiten. Außerdem zeigte sich in der Auswertung der Begleitfragebögen, dass sich die beiden Teilsamples in zentralen Modalkategorien unterscheiden. Dies wird im Folgenden näher beleuchtet (vgl. Tab. 9).
Tabelle 9 Zentrale Unterschiede zwischen den Teilsamples Die Politik-Wirtschaftbzw. Wirtschaftslehrpersonen am Gymnasium unterrichteten durchschnittlich schon länger Wirtschaft im jeweiligen Ankerfach (ø 9,7 Jahre) als die Lehrpersonen an Oberund Realschulen (ø 6,3 Jahre). Sie unterrichten auch in diesem Schuljahr eine höhere Anzahl in den jeweiligen ökonomischen Fächern (ø 9,8 Stunden im Vergleich zu ø 5,1 Stunden). Dies lässt sich auch durch das größere Stundenvolumen in der Sekundarstufe II erklären, wodurch die Gymnasiallehrpersonen, wenn sie in der Sekundarstufe II unterrichten, auf einen höheren Anteil an Stunden in „Politik-Wirtschaft“ bzw. „Wirtschaftslehre“ kommen als die Wirtschaftslehrpersonen an Oberund Realschulen. Hinzu kommt, dass Lehrpersonen an Oberund Realschulen insgesamt mehr Fächer unterrichten als Gymnasiallehrpersonen. Diese unterrichten in der Regel nur diejenigen Fächer, die sie auch studiert haben. An den Gymnasien hatten von den acht interviewten Lehrpersonen nur zwei eine Fakultas in ökonomischer Bildung. In der Regel hatten die Lehrpersonen an den Gymnasien ausschließlich Politikwissenschaften studiert, unterrichten nun aber das Integrationsfach „Politik-Wirtschaft“. Dies lässt sich dadurch erklären, dass das Fach am Gymnasium in Niedersachsen erst im Jahr 2006 eingeführt wurde. An den Oberschulen und Realschulen hingegen unterrichtete nur eine von sieben Lehrpersonen fachfremd. Ein weiterer Unterschied zwischen den Lehrpersonen unterschiedlicher Schulformen im Sample besteht hinsichtlich des Fortbildungsverhaltens. Von den interviewten Gymnasiallehrpersonen hat die Hälfte nach Selbstauskunft im Fragebogen in diesem oder im letztem Schuljahr eine Fortbildung besucht, die Bezug zur ökonomischen Bildung hat. Dieser Befund deckt sich mit den Angaben in der Studie von Weschenfelder (2014), in der die Politiklehrpersonen an Gymnasien ebenfalls häufiger als die an Hauptund Realschulen angaben, Fortbildungsveranstaltungen zu besuchen (vgl. ebd., S. 160). An den Oberund Realschulen trifft dies nur auf zwei von sieben Lehrpersonen zu. Umgekehrt haben die Oberschulund Realschullehrpersonen zu einem überwiegenden Anteil (fünf von sieben Lehrpersonen) Erfahrungen in der freien Wirtschaft. Bei den Gymnasiallehrpersonen gab nur die Hälfte an, auch schon Tätigkeiten in der freien Wirtschaft ausgeübt zu haben. Bei Alter und Berufserfahrung und hinsichtlich der Geschlechterverteilung sind beide Teilsamples als relativ homogen anzusehen. Sowohl an den Gymnasien als auch an den Oberund Realschulen erklären sich mehr Frauen als Männer zum Interview bereit, sodass insgesamt neun Lehrerinnen und sechs Lehrer interviewt werden konnten. Zwei Lehrpersonen sind zwischen 25 und 30 Jahre alt, der überwiegende Teil der Lehrpersonen zwischen 31 und 40 Jahre (acht Lehrpersonen) und vier Lehrpersonen zwischen 51 und 60 Jahre. Zwei Oberschullehrpersonen absolvieren zum Zeitpunkt des Interviews ihr Referendariat und können erst auf ein halbes Jahr Unterrichtserfahrung zurückblicken. Dies erklärt ebenfalls, warum die Gymnasiallehrpersonen im Durchschnitt mehr Unterrichtserfahrung und eine höhere durchschnittliche Stundenzahl im jeweiligen Ankerfach aufweisen können. Auch in Bezug auf Aufgaben der Lehrpersonen neben der Unterrichtstätigkeit ist das Sample relativ homogen. Insgesamt sechs Lehrpersonen sind Fachobfrau bzw. -mann oder haben Fachkonferenzleitungen für die jeweiligen Ankerfächer ökonomischer Bildung. Eine Lehrperson ist Mitglied der Schulleitung, zwei Lehrpersonen an ihrer Schule für die Berufsorientierung zuständig und eine weitere für die Ausbildung angehender Lehrpersonen an ein Studienseminar abgeordnet. Für die Gesamtheit der interviewten Lehrerinnen und Lehrer lässt sich deshalb festhalten, dass das Sample überdurchschnittlich viele Lehrpersonen enthält, die als Multiplikatoren bzw. gatekeeper für die ökonomische Bildung bezeichnet werden können. Dies lässt sich auch damit erklären, dass Lehrpersonen, die solche Funktionen übernehmen, ein besonderes Interesse für das jeweilige Fach mitbringen und sich voraussichtlich deshalb auch dazu bereit erklärt haben, an einem Interview teilzunehmen. Von den 15 interviewten Lehrpersonen unterrichteten sieben Lehrpersonen das Fach „Politik-Wirtschaft“ und ebenso viele das Fach „Wirtschaft“ an Oberoder Realschulen [2]. Drei Lehrpersonen unterrichteten das Wahlpflichtfach „Wirtschaftslehre“ am Gymnasium und vier Lehrpersonen das „Profil Wirtschaft“ an Oberoder Realschule. Auch hier lässt sich ein ähnlicher Selektionseffekt beobachten und konstatieren, dass das Fach „Wirtschaftslehre“ am Gymnasium eigentlich eher selten ist, diese Lehrpersonen sich aber dem Fach besonders verbunden fühlen und gerne zu einem Interview bereit waren. Bei den weiteren Unterrichtsfächern der Lehrerinnen und Lehrer lässt sich feststellen, dass ein Großteil der interviewten Lehrpersonen auch „Deutsch“ oder Fremdsprachen unterrichtet und dass an Oberund Realschulen Lehrpersonen, die „Wirtschaft“ unterrichten, vielfach auch die anderen gesellschaftswissenschaftlichen Fächer wie „Politik“, „Erdkunde“ oder „Geschichte“ und nur wenige Lehrpersonen der Studie „Mathematik“ oder eine der Naturwissenschaften unterrichten. Da zu den Fächerkombinationen keine Vergleichsdaten vorliegen, lässt sich nicht ermitteln, inwieweit dies auf Selektionseffekte zurückzuführen ist oder Lehrpersonen, die Wirtschaft unterrichten, eher selten Mathematik oder Naturwissenschaften studieren und unterrichten. In Bezug auf das Sample ist festzustellen, dass die vorab definierten Modalkategorien berücksichtigt werden konnten und dass das Sample im Hinblick auf Fragestellung und Untersuchungsfeld erkenntnisreich ist. Problematisch ist, und dieses Problem gilt für jede wissenschaftliche Studie, an der Personen freiwillig teilnehmen, dass die Verteilung bestimmter Merkmale innerhalb des Samples auf eine gewisse Selbstselektivität hindeutet. Dies zeigt sich beispielsweise an der vergleichsweise hohen Anzahl von Lehrpersonen, die das Wahlpflichtfach „Wirtschaftslehre“ am Gymnasium unterrichten (drei Lehrpersonen) oder dem hohen Anteil an Lehrpersonen, die die Fachkonferenzleitung für die jeweiligen Fächer innehaben und somit Fachobfrau bzw. -mann für „Politik-Wirtschaft“, „Wirtschaft“ oder „Wirtschaftslehre“ an ihrer Schule sind. Gleichzeitig haben sich Lehrpersonen, die aus verschiedenen Gründen weniger gern das jeweilige Ankerfach ökonomischer Bildung unterrichten, voraussichtlich nicht für ein Interview zu ihren Vorstellungen zum Wirtschaftsunterricht zur Verfügung gestellt. |
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